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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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seiner Männer. Krampfhaft schluckte sie und zwang sich, weiterzugehen.
    Kurz nachdem sie sich vom Höhleneingang entfernt hatten, sank die Temperatur. Über Joannas Rücken rieselte ein Schauer, der nur teilweise mit ihrer Furcht zusammenhing. Um sich abzulenken, dachte sie an den warmen Umhang, den sie hätte mitnehmen sollen. Während sie sich vorstellte, er würde ihren zitternden Körper wärmen, blieb Alex plötzlich stehen, und Joanna prallte gegen seine Schulter.
    Plötzlich umschlang sein Arm ihre Taille - eine stählerne Fessel, die jeden Widerstand unterband. »Warte hier und rühr dich nicht«, flüsterte er in ihr Ohr.
    »Mein Bruder...«
    »Dem wirst du nicht helfen, wenn du uns im Weg bist.«
    Und dann verschwand er, dicht gefolgt von seinen Männern. Nur die Lampe, die er auf den Boden gestellt hatte, rettete Joanna vor dem unheimlichen Dunkel. In den nächsten Minuten nahm sie nichts wahr außer ihren eigenen keuchenden Atemzügen.
    Ein jäher Schwindel erfasste sie, ehe ihr Stolz und ihre Willenskraft zurückkehrten und ihr halfen, ruhiger zu atmen. Erst jetzt merkte sie, dass kein Laut aus der Höhlentiefe drang - keine Kampfgeräusche, keine Stimmen. Sie war ganz allein...
    Wenigstens hatte Alex ihr die Lampe überlassen. Sie griff danach und wog sie in einer Hand. Offenbar befand sich genug Öl darin, und das winzige Licht würde noch eine ganze Weile brennen. Was danach geschehen mochte, wollte sie sich nicht ausmalen.
    Stattdessen dachte sie lieber an Royce. Er musste irgendwo in der Nähe sein. Das glaubte sie, doch sie wusste es nicht mit jener unumstößlichen Sicherheit, die ihr verraten hatte, er würde in einer Gefängniszelle sitzen. Unglücklich schloss sie die Augen. Wie schon so oft suchte sie ihren Bruder. Zu ihrem Leidwesen tauchte die Vision, noch vor wenigen Stunden überdeutlich, nicht auf. Sie strengte sich zu sehr an. Wann immer sie sich bemühte, ihre besonderen Fähigkeiten zu nutzen, ließen sie sie im Stich. Und wenn sie sich entspannte, erschienen sie wie von selbst.
    Und wie sollte sie sich entspannen? In einer kalten, dunklen Höhle, allein mit einem schwachen Flämmchen, ohne auch nur zu ahnen, was ihrem Bruder oder Alex und seinen Männern zustoßen mochte?
    Viel leichter wäre es, Schwingen auszubreiten und fortzufliegen.
    Trotzdem unternahm sie einen Versuch. Sie starrte in die Flamme und bemühte sich, alle Ängste und Sorgen zu verdrängen. Ohne Erfolg. Jetzt ging ihr Atem wieder schmerzhaft schnell, und sie bebte vor Kälte und Grauen - als ein plötzliches Geräusch ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Stimmen. Durch die Grabesstille der Höhlenwelt hallten sie wie Donnerschläge heran - in Wirklichkeit waren sie sehr leise und weit entfernt. Joanna schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht hatten Alex und seine Männer Royces Gefängniswärter überwältigt und führten ihn zu ihr. Um besser zu sehen, wer da kommen mochte, hielt sie die Lampe auf Armeslänge von sich.
    Und da fiel ihr eine andere Möglichkeit ein. Trieb sich noch jemand im Höhlenlabyrinth herum? War Alex nicht mehr in ihrer Nähe - und die Feinde würden sie entdecken?
    Hastig zog sie die Lampe zurück und presste sich an eine Felswand. Immer lauter wurden die Stimmen, Fackeln flammten auf. Vom plötzlichen grellen Licht geblendet, blinzelte sie und sah bewegte Schatten. Ja, so sahen sie aus -lange, dünne Schatten, von den Fackeln an die Wände geworfen ...
    Und dann verwandelten sich die Schemen in Männer. Ein halbes Dutzend, die zusammengesunkene Gestalt, die an den Armen über den steinigen Boden geschleift wurde, nicht mitgezählt. Heftig zitterte die Lampe in Joannas Hand. Voller Angst, das Flämmchen würde unerwünschte Blicke in ihre Richtung lenken, zögerte sie nur kurz, bevor sie es zwischen Daumen und Zeigefinger löschte. Die Schwärze, die sie umhüllte, spielte keine Rolle mehr - denn im Fackelschein erkannte sie Royce.
    Aber, oh Gott, es war nicht der Royce, an den sie sich erinnerte. Trotz der Entfernung und des Halbdunkels sah sie, wie erbärmlich er abgemagert war. Kaum fähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen, hing er zwischen den beiden Männern, die ihn festhielten. Langes, ungekämmtes Haar verdeckte sein Gesicht. Aber es gab keinen Zweifel - dies war ihr Bruder, ihr Freund, ihr einziger Verwandter. Nur die eiserne Kraft ihres Willens hinderte sie daran, sich auf seine Peiniger zu stürzen, ohne die Gefahr zu beachten. Der unerträgliche Schmerz, ihn so grausam misshandelt zu

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