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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Zeit immer noch vernahm. Wenigstens hatte sie seine Hinrichtung hinausgezögert, und das mochte Alex eine Gelegenheit verschaffen, ihn zu retten. Und sie selbst...
    Tapfer unterdrückte sie einen Schmerzensschrei. Über den holprigen Erdboden gezerrt, fiel sie mehrmals auf die Knie. Spitze Steine zerkratzten ihre Haut, und sie begann zu bluten. Mit langen Schritten eilten die Männer dahin, bis der Höhlengang in einen anderen Raum mündete, der kleiner als der erste und viel heller war. Irgendwo in der Nähe hörte Joanna Wasser rauschen.
    Ein unterirdischer Fluss? Das würde einen Sinn ergeben, falls es sich bei diesem Höhlenlabyrinth - wie es den Anschein hatte - um einen verborgenen militärischen Posten handelte. In eisernen Halterungen flackerten Fackeln und spiegelten sich dumpf in Schilden, die an den Wänden hingen. Schwerter und andere Waffen stapelten sich in Gestellen. An einer Seite der Kammer lagen Schlafmatten, in der Mitte stand ein großer Tisch, von Bänken umgeben. Klirrend fielen Teller zu Boden, die einer der Stiermänner zu Boden fegte. Nachdem er die Tischplatte leer geräumt hatte, hob er Joanna hoch und setzte sie darauf.
    Verstört schaute sie sich um. Sie wusste es - und wollte es nicht wissen. Von solchen Dingen hatte sie gehört, obwohl sie mutterlos aufgewachsen war. Oft genug hatte sie die Gespräche der Frauen belauscht. Aber in Hawkforte lebten keine Männer, die zu solchen Gräueltaten fähig waren. Hätte sich dergleichen trotzdem ereignet, wären Ehemänner, Brüder und Söhne gnadenlos über die Schurken hergefallen.
    Wie auch immer - sie wusste es. Kaltes Entsetzen stieg in ihr auf. In ihrer Verzweiflung hob sie die Hände. Instinktiv zielte sie auf die Maske des Angreifers. Nein, sie würde sich nicht geschlagen geben und ihn durch die Sehschlitze blenden - noch besser, den elenden Bastard töten, wenn sie bloß eine Waffe besäße... Und dann - was?
    Zu viert standen die Feinde vor ihr, und sie hatte keine Chance. Doch daran wollte sie nicht denken. Bis zum letzten Atemzug würde sie kämpfen, bis zum letzten Herzschlag, bis zum letzten schmerzlichen Gedanken an Alex.
    Oh Gott, Alex... Wie konnte sich jenes Himmelsgeschenk, das wundervolle Sinnenlust hervorrief, plötzlich in demütigendes Grauen verwandeln? Nur für diese einzige Frage, die wie ein Schluchzen in ihrer Seele widerhallte, fand sie noch Zeit, bevor ihr Kleid hochgeschoben wurde und harte Finger ihre Handgelenke fesselten. Trotzdem wehrte sie sich verbissen, trat mit aller Kraft nach den Stiermännern, bis auch ihre Fußknöchel umklammert und ihre Beine auseinander gerissen wurden. Sie hörte ein Grunzen, roch heißes Keuchen, das nach schalem Wein stank. Vor ihren Augen schienen schwarze Wolken zu wirbeln...
    ... und lösten sich auf, als Stahl klirrte, von gellendem Geschrei untermalt.
    Joanna wurde so abrupt losgelassen, dass sie vom Tisch stürzte. Sie landete auf dem festgestampften Erdboden der Höhle und erhob sich auf die Knie. Beim Anblick des blutüberströmten maskierten Mannes, der vor ihr lag, musste sie würgen. Offenbar war er tot - oder er würde demnächst sterben. Einige Sekunden lang betrachtete sie ihn, ohne Mitleid zu empfinden, weil er bekommen hatte, was er verdiente.
    Viel wichtiger waren die anderen drei - und deren kühner Gegner. Ehe sie seinen Namen rufen konnte, schnürte sich ihre Kehle zu. Und das war gut so. Als ein Mitglied der Familie Hawkforte wusste sie, welche Konzentration ein Kampf erforderte. Jede noch so geringfügige Ablenkung konnte zur Katastrophe führen.
    In der Kindheit hatte sie voller Begeisterung die Waffenübungen ihres Bruders beobachtet, der von einem Fechtlehrer unterwiesen worden war. Bei schönem Wetter exerzierten sie im Burghof, an regnerischen Tagen in der großen Halle. Schließlich gab Royce dem hartnäckigen Drängen seiner kleinen Schwester nach und brachte ihr bei, wie man ein Schwert schwang. Sie hatte sich sogar zu einer passablen Fechterin entwickelt.
    Und so war sie erfahren genug, um nun ein Beispiel genialer Fechtkunst zu erkennen. Wie groß und muskulös Alex war, in welch hervorragender körperlicher Verfassung er sich befand, hatte sie schon vorher gewusst - und noch viel mehr. Sie kannte den Klang seiner Stimme und seinen maskulinen Geruch in der Dunkelheit, den Geschmack seiner Haut, sein heiseres Stöhnen in den Fängen der Leidenschaft. Jetzt entdeckte sie eine weitere Seite seines Wesens. Die feuchte Kälte, die in ihren Körper drang,

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