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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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sehen, verscheuchte alle Gedanken an Furcht und Schrecken, und sie zauderte keine Sekunde lang. In einigem Abstand folgte sie dem schwankenden Fackellicht in die Tiefen des unterirdischen Labyrinths.
    Bald erreichten sie einen Raum, fast so groß wie die Tropfsteinhöhle unterhalb des Palasts. Natürlich gebildete steinerne Stufen führten in die Felskammer hinab. An eine kalte Wand gepresst, blieb Joanna zurück. Weitere Fackeln erhellten das Dunkel, noch mehr Männer hatten sich eingefunden. Im Halbschatten sah sie mehrere Gänge, die in verschiedene Richtungen abzweigten. Vermutlich konnte man sich im Höhlengewirr von Deimatos sehr leicht verirren.
    Daran wollte sie nicht denken. Nur an Royce, der immer noch von den zwei Männern festgehalten wurde, anscheinend kaum bei Bewusstsein. Kein Wunder, nach monatelanger Gefangenschaft und schrecklichen Entbehrungen... Und jetzt war er in unterirdische, eiskalte Regionen gezerrt worden. In dieser Umgebung würde er nicht überleben. Sosehr sie sich auch gegen diese Erkenntnis sträubte, er war halb tot - und was seine Feinde planten, offensichtlich. Sie würden davongehen und ihn sterben lassen. Aus welchem anderen Grund hätten sie ihn hierher gebracht? In der Mitte des Raums flackerten Fackeln rings um einen großen Felsblock, der fast wie - ein Altar aussah. Was hatte das zu bedeuten?
    Plötzlich stieg ein erstickter Schrei in ihrer Kehle auf. Die
    Gestalten, die ihren Bruder quälten, waren keine Menschen, sondern gehörnte Wesen mit den Gesichtern von - Stieren.
    Masken. Ja, sie mussten maskiert sein. Für fast alles auf dieser Welt gab es vernünftige Erklärungen, selbst wenn es manchmal unfassbar erschien, und diese Szene bildete keine Ausnahme. Dies waren keine Fabelwesen, halb Mensch, halb Stier, wie das legendäre Ungeheuer, das unter dem Palast des Minos hauste, des Königs von Kreta. Stattdessen trugen sie einfach nur Masken - Männer, die ihren Bruder zum steinernen Altar schleppten, mit Messern bewaffnet. Eine Klinge wurde emporgeschwungen. Funkelnd spiegelte sie das Fackellicht darin wider.
    »Nein!«
    Joanna dachte nicht nach, sie zögerte nicht. Dafür fehlte ihr die Zeit. Um ihre eigene Sicherheit sorgte sie sich nicht. Entschlossen sprang sie aus dem schützenden Schatten der Felsenwand und schrie noch einmal. » Nein!« Auf halbem Weg zu Royce, nahe genug, um ein schwaches Erkennen in seinem ausgemergelten Gesicht zu lesen, wurde sie von den Stiermännern gepackt.
    Sein Kopf drohte zu bersten. Wie er sich vage entsann, hatte man ihm von einem solchen Phänomen berichtet. Die älteren Männer, die junge Soldaten ausbildeten, hatten es erwähnt. Wenn ein Krieger bis aufs Blut provoziert wurde, konnte er sich in ein wildes Geschöpf voller Mordlust verwandeln, das alle normalen Gedanken und Wünsche vergaß und nur noch ein einziges Ziel kannte - zu töten. »Berserker« hatten die sagenhaften Wikinger solche Männer genannt. Nie zuvor hatte Alex geglaubt, er würde jemals in die Fänge eines solchen Wahns geraten. Und jetzt erlebte er die beklemmende Verwandlung am eigenen Leib, sobald er sah, wie Joanna gefangen genommen wurde. Töten. Immer wie-der töten. Gnadenlos töten. Bis der vergossene Lebenssaft die Erde rot färbte.
    Töten, bis sie in Sicherheit war.
    Nichts anderes zählte, nichts anderes existierte. Höchstens der winzige Rest eines klaren Verstands, der sich immer noch im Gehirn des Prinzen von Akora regte.
    Ein paar Mal atmete er tief durch, sog die Luft in seine Lungen, als könnte sie ihn mit neuer Vernunft erfüllen. Er musste sich beherrschen. Sonst würde er in dieser grausigen Situation nicht nur Joanna und ihren Bruder, sondern möglicherweise auch seine Männer und sich selbst dem sicheren Tod ausliefern.
    Atem holen...
    Vier Männer schleppten sie davon - vier tote Männer, was sie allerdings noch nicht wussten. Nur ein knappes Dutzend blieb zurück, um Royce zu bewachen.
    »Ergreift sie«, befahl er seinen Kriegern, weitere Anweisungen waren überflüssig. Sekunden später verschwand er im Dunkel des Höhlenlabyrinths und folgte der Richtung, in die man Joanna gezerrt hatte.
    Allmählich wurde es wärmer. Welch ein absurder Gedanke unter diesen Umständen - aber ihr Gehirn schien darauf zu beharren. Vielleicht, um ihre Todesangst zu lindern...
    Lebte Royce? Sie hatte keine Ahnung und keinen Grund, darauf zu hoffen - außer seiner Existenz in ihrer Seele. Nicht so wie das ferne Flüstern der toten Eltern, das sie von Zeit zu

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