Insel meiner Traeume
bemerkte sie nicht, denn sie schien sich vor lauter Angst in einen Eisblock zu verwandeln - unfähig, sich zu rühren oder auch nur wegzuschauen.
Im flackernden Fackelschein glich Alex einem Kriegsgott, unbarmherzig, unerbittlich und so unglaublich schön. Seine Gegner kämpften, er tanzte. Zumindest sah es so aus, was sich vor Joannas Augen abspielte - ein beklemmender Todestanz, in einem urtümlichen Rhythmus, den sie nicht hörte, sondern spürte, als würde die Luft ringsum vor Energie vibrieren und mit jedem Atemzug in ihr Inneres dringen.
Seine maskierten Feinde waren hartgesottene, gut geschulte Krieger, nicht verwunderlich auf Akora, wo vermutlich fast jeder Mann zum Soldaten erzogen wurde. Doch sie wussten zudem, wie man mit vereinten Kräften focht.
Und Alex verstand es, allein zu kämpfen. Auch er hatte eine umfassende militärische Ausbildung erhalten, aber gelernt, seinen Geist ebenso wie seinen Körper einzusetzen, was letzten Endes - eine stärkere Waffe - zum Sieg führen mochte.
Andererseits, seine Widersacher waren zu dritt... Nein, zu zweit. Ganz plötzlich und scheinbar mühelos hatte seine Klinge zugestochen, ohne Vorwarnung, im Takt des tödlichen Tanzes. Geröteter Stahl spiegelte Flammen wider.
Nurmehr zwei. Umso brutaler, nachdem ihre Zahl halbiert worden war. Von heller Wut erfüllt, sprangen sie vor und trieben Alex in einen Höhlengang hinein.
Schwankend stand Joanna auf. Ihr schwindelte, alle Knochen taten ihr weh, und sie stolperte über den verdammten Saum ihres Kleids. Dennoch zauderte sie nicht. Hektisch sah sie sich um. Ihr Blick fiel auf die Waffengestelle. Mit den Fesseln an ihren Handgelenken fuhr sie geschickt über die Scheide eines Schwerts, bis die Seile zur Erde fielen. Dann ergriff sie kurz entschlossen ein kurzes Schwert, das ihren Arm nach unten zog und ihr bewusst machte, wie sehr der Schock sie ermattet hatte. Diese Schwäche musste sie bezwingen. Die Schultern gestrafft, folgte sie dem Geschrei, den klirrenden Schneiden, bis aller Lärm von rauschendem Wasser übertönt wurde.
Ein unterirdischer Fluss. So wie sie es angenommen hatte. Und an seinem Ufer eine mörderische Schlacht. Auch hier beleuchteten Fackeln die Szene, die aus den Tiefen der Hölle zu stammen schien. In nebligem Licht, vor den tosenden Wellen kämpften die Krieger. Zorn und Verzweiflung spornten die beiden Stiermänner an. Inzwischen hatten sie die Überlegenheit ihres Kontrahenten erkannt. Falls sie Seelen besaßen, müssten sie sich fürchten. Doch sie waren immer noch zu zweit, was sie ermutigte. Schneller und unbarmherziger denn je attackierten sie Alex, jagten ihn immer näher zum Wasserrand.
Um Gottes willen, dachte Joanna, warum stehe ich einfach nur da? Sie war bewaffnet, und es mangelte ihr nicht an Willensstärke. Mit beiden Händen umfasste sie den Griff des Schwerts, schwang es hoch empor und stürmte zu den Fechtern.
Nur für einen Sekundenbruchteil hielt Alex inne, dann verdoppelte er seine Kampfkraft. Verdammt, sie würde ihn noch in den Wahnsinn treiben. Oder zur Trunksucht. Oder beides. Endlich hatte er die Narren in die Stimmung gebracht, die er sich wünschte - trotz des deprimierenden Misserfolgs strotzten sie nach wie vor von übertriebenem, leichtfertigem Selbstvertrauen. Und da tauchte sie auf. Rote Schwaden drohten seinen Blick zu verschleiern...
Was schrie sie da? War das ein Schlachtruf? Es klang - archaisch und sehr eindrucksvoll. Sogar im rötlichen Fackellicht sah er ihre Wangen glühen, und wie sie den Griff des Schwerts festhielt, verriet ihm, dass sie die Waffe zu gebrauchen wusste. Warum auch nicht? Immerhin war sie Lady Joanna Hawkforte, kein dummes Gänschen, das nichts weiter fertig brachte, als in Londoner Salons herumzusitzen, sondern eine Frau, die das Herz eines Mannes entflammte und mit Stolz erfüllte.
Sie sah verdammt wütend aus - und hinreißend. Kein bisschen eingeschüchtert, weil der Bastard, dessen Leiche jetzt in der Höhlenkammer lag, sie zu vergewaltigen versucht und die restliche Bande gewartet hatte, bis sie an die Reihe gekommen wäre. Nicht darüber nachdenken, nicht jetzt - er würde sich nur an jene Szene erinnern, damit sie das Feuer seines Zorns schürte, der durch seinen Schwertarm direkt in die Klinge strömte.
Nun löste sich der rote Nebel vor seinen Augen auf, sein Blut floss kühler durch die Adern, und er hatte die Situation wieder unter Kontrolle - zumindest, bis sich einer seiner maskierten Gegner umdrehte, Joanna
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