Insel meiner Traeume
zusammen, weil Alex ihren Arm etwas zu fest umklammerte. »Unmöglich! Royce ist hier. Das weiß ich.«
»Vielleicht war er hier.« Er zog sie näher zu sich heran, und um ihre verlockende Nähe zu bekämpfen, sprach er etwas rauer als beabsichtigt. »Jedenfalls ist er jetzt verschwunden, und deine Anwesenheit gefährdet meine Mission. Sei wenigstens so vernünftig, den Mund zu halten und zu tun, was man dir sagt.«
Er sah das Feuer in ihren Augen und wappnete sich gegen einen heftigen Protest. Doch er beobachtete auch, wie sie um ihre Selbstbeherrschung rang und gewann. Unter anderen Umständen wäre er stolz auf ihre Charakterstärke gewesen. In diesem Moment kannte er nur einen einzigen Gedanken - wie sollte er sie möglichst schnell aus der Gefahrenzone auf Deimatos entfernen und in Sicherheit bringen?
Nachdem er einen Befehl erteilt hatte, wurde Joanna von seinen Männern umzingelt - so kompetent, dass es kein Entrinnen gab. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Aber sie schwieg.
Mit schnellen Schritten folgten sie einem Weg entlang der steinernen Mauer und bogen landeinwärts. Nach einer halben Stunde konnte sich Joanna nicht länger zurückhalten. Sie eilte zu Alex, der den Trupp anführte. »Wohin gehen wir?«
Er gönnte ihr nicht einmal einen Blick. Stattdessen starrte er geradeaus. Aber er ließ sich wenigstens zu einer kurzen Information herbei. »Es gibt hier Höhlen. Ein ganzes Labyrinth.«
Mit gerunzelter Stirn dachte sie darüber nach. »Glaubst du, Royce wird in einer dieser Höhlen gefangen gehalten?«
»Wenn ich jemanden verstecken wollte, würde ich ihn dort hinbringen.«
Mehr sagte er nicht, und er ermutigte sie auch nicht zu weiteren Fragen. Trotzdem ließ sie sich nicht beirren. »Meinst du, irgendjemand wusste, dass wir hierher kommen würden?«
Er antwortete nicht und zuckte nur die Achseln. Genauso gut hätte er an einem Sonntag durch den Hydepark schlendern können, so sorglos wirkte er. Dass sie direkt in eine Falle tappen könnten, bei der Royce als Köder benutzt wurde, schien Alex nicht im Mindesten aufzuregen. Um mit ihm Schritt zu halten, musste sie laufen. Deshalb geriet sie außer Atem. Nur deshalb. Nicht wegen ihrer wachsenden Angst...
Entschlossen schnappte sie nach Luft und wollte ihre Bedenken äußern. Aber Alex kam ihr zuvor. »Falls es die Entführer nicht wussten, wird sie dein Geschwätz rechtzeitig warnen.«
Damit brachte er sie zum Schweigen. Eine Stunde lang kam kein einziges Wort mehr über ihre Lippen. Die große Wiese, die zum Strand hin abfiel, lag mittlerweile weit hinter ihnen. Nun durchquerten sie einen Pinienwald. Zwischen den Bäumen lagen undurchdringliche schwarzgraue Schatten, die Geräusche und Gerüche boten eine bessere Orientierungshilfe als sichtbare Merkmale. Leise knirschten Piniennadeln unter den Füßen, und ihr Duft mischte sich mit dem Geruch fruchtbarer Erde und einer etwas weiter entfernten salzigen Meeresbrise. Gedämpftes Rascheln im Unterholz wies auf die nächtlichen Wanderer hin, ohne die Laubfrösche zu stören. Unbeirrt ließen sie ihren schrillen Chor ertönen.
Joanna konzentrierte sich auf den Weg. Trotz des holprigen Waldbodens behielt Alex das zügige Tempo bei. Ein paar Mal warf er ihr einen kurzen Blick zu, den sie jedes Mal mit einem selbstsicheren Lächeln erwiderte. Ein Sonn-
tagsspaziergang, also wirklich... Dieser Expedition war sie ebenso gewachsen wie er - das verlangte ihr Stolz.
Bedauerlicherweise drohte der Stolz zu entschwinden, als sie endlich auf einem Hang anhielten, vor dem Eingang einer Höhle, der teilweise von Büschen verdeckt war.
Eine sehr dunkle Höhle... Diesmal würden keine Fackeln den Weg beleuchten, nur eine einzige kleine Öllampe, mit Zunder und einem Flintstein in Brand gesteckt. Diese Utensilien hatte Alex einem kleinen Segeltuchbeutel entnommen, in dem sie trocken gehalten wurden.
Das Lämpchen in einer Hand, schob er Joanna hinter seinen Rücken. »Bleib bei mir. Beim ersten Anzeichen einer Gefahr lässt du dich fallen und gibst keinen Laut von dir. Verstanden?«
Weil sie ihrer Stimme misstraute, nickte sie nur und folgte dem schwachen Lampenschein ins Innere der Erde. Zunächst herrschte so tiefes schwarzes Dunkel, dass sie fürchtete, es würde sie verschlingen, und kalte Panik bekämpfen musste. Ihre Angst ließ nur ein wenig nach, als sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnten. Nun sah sie Alex’ Silhouette vor dem trüben Licht. Hinter sich hörte sie die leisen Schritte
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