Insel meines Herzens
auch.«
Verwundert hob er die Brauen, dann schaute er kurz weg. »Du beschämst mich.«
»Unsinn, Liebster. Sagtest du nicht, ich müsste meine eigenen Entscheidungen treffen? Nun, genau das habe ich getan.« Sie stand auf, wischte Staub von ihren Händen und schwankte ein wenig. Damit verdarb sie den erhabenen Augenblick. Sie hatte geplant, unbesiegbar und unerschütterlich zu wirken. Stattdessen lag sie auf Atreus’ Armen, und er trug sie zur Hütte.
»Keine Ahnung, was Phaedra sich dabei gedacht hat«, murmelte er. »Hätte sie doch einen Boten heraufgeschickt!«
»Enkelkinder.«
Die Stirn gefurcht, starrte er Brianna an. »Was?«
»Deine Mutter denkt an Enkelkinder. Die wünscht sie sich geradezu inbrünstig.«
Welch ein umwerfendes Lächeln – besonders, wenn es ihr galt... »Diesen Gefallen würde ich ihr gern erweisen, Liebste. Falls du nichts dagegen hast.«
»Vorher würde ich gern baden. Aber hier oben werde ich mich mit einem Wassereimer begnügen.«
Seufzend schüttelte Atreus den Kopf, als wollte er ihre Skepsis verspotten. Mit einem Fußtritt stieß er die Tür zur Hütte auf, die er – vielleicht in weiser Voraussicht – über einer heißen Quelle erbaut hatte.
Bald ließ sich Brianna von sanften Wellen umspielen, so zufrieden wie nie zuvor. Und dann schwebte etwas Weißes an ihr vorbei. Gefolgt von einem ähnlichen Gebilde. Ein drittes landete auf ihrer Nasenspitze.
Unglaublich – Gänseblümchen rieselten auf sie hinab, begleitet von Krokussen, winziger wilder Iris, scheuen blauen Veilchen – der ganzen Vielfalt, die Atreus’ paradiesische Blumenwiese zu bieten hatte. Sie hefteten sich an ihre nackten Schultern und Brüste und entlockten ihr helles Gelächter und schenkten ihr ungetrübte...
... Freude an einem strahlenden Sonnentag.
»Oh, meine Liebe!«, rief Lady Constance. Mit geschmeidigen Schritten, die einer Frau ihres Alters alle Ehre machte, eilte sie die Laufplanke hinab und nahm Brianna zärtlich in die Arme.
William, Earl of Hollister, folgte ihr etwas langsamer. Fest entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, drehte er den Kopf dahin und dorthin.
»Was für eine wundervolle Reise!«, jubelte die warmherzige Countess. »Als wir deinen Brief bekamen, waren wir ganz aus dem Häuschen – nicht wahr, William...?«
Ungeduldig wandte sie sich zu ihrem Mann. Die Augen weit aufgerissen, starrte er die gewundene Straße an, die zum Palast hinaufführte. Um seine Aufmerksamkeit zu erregen, packte Lady Constance seine Hand.
Dann beantwortete sie ihre Frage selbst. »Natürlich waren wir furchtbar aufgeregt. Und jetzt, wo wir am Ziel unserer Fahrt sind...«
»Ich bin so froh, dass ihr hier seid«, beteuerte Brianna. Und das war die reine Wahrheit. Delphines alte Freunde willkommen zu heißen – das hatte ihr zu ihrem Glück noch gefehlt. Zudem waren diese beiden wundervollen Menschen die ersten Xenos , die einer Einladung nach Akora folgten. Und darüber freute sie sich ganz besonders. Diesen verblüffenden Bruch mit der Tradition und der Vergangenheit hatte Atreus veranlasst. Deshalb stritten die Helios-Anhänger und die Ratsherren immer noch, hatten aber einen Waffenstillstand geschlossen, um die Festivitäten nicht zu stören.
»Vor unserer Abreise haben wir die Londoner Gesellschaft ziemlich durcheinander gebracht«, bemerkte Lord William und lachte voller Genugtuung.
»Prinny höchstselbst bat uns zu sich«, ergänzte Lady Constance, von diesem Erlebnis eher unbeeindruckt. »Lang und breit faselte er von der Verantwortung, die wir übernehmen, wenn wir Großbritannien repräsentieren, von der ungeheuren Bedeutung dieses Ereignisses, et cetera, et cetera. Schließlich erklärte ich ihm, wir würden uns einfach nur bei einer Hochzeitsfeier amüsieren.«
»Genau das hat sie gesagt«, bestätigte William mit sichtlichem Vergnügen. »Damit nahm sie ihm den Wind aus den Segeln.«
Brianna lächelte belustigt und trat zwischen die beiden, umfasste ihre Arme und führte sie zum Palast hinauf. Unterwegs erwiderte sie die freundlichen Grüße aller Männer, Frauen und Kinder, die ihr zuwinkten.
»Erstaunlich«, konstatierte William. Dieses Wort würde er noch mehrmals wiederholen. »Absolut erstaunlich. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen habe ich mir so etwas Grandioses vorgestellt.«
»Kein Wunder, dass du hierher zurückkehren wolltest, Brianna«, meinte die Countess. »Oh, meine Liebe, wir freuen uns so für dich! Offen gestanden – als du damals in Holyhood
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