Insel zweier Welten: Roman (German Edition)
Genugtuung, als er im Jahre 1659 Investoren in Salisbury gefunden hatte, die ihm dreißig Pfund und zwei Biberfellmützen – auf die er recht stolz war – für einen Anteil daran gezahlt hatten. Auch wusste ich, dass Vater ab und zu mit Iacoomis hinübergefahren war, um den dortigen Indianern das Evangelium zu predigen. Doch wenn er bei seiner Rückkehr davon erzählte, klang es immer so, als wäre die Insel in jeder Hinsicht der unseren unterlegen – kleiner, flacher, weniger abwechslungsreich und häufiger von Winden umtost –, sodass es kaum wert schien, die gefährliche Überfahrt über die felsigen Untiefen zu wagen.
Und doch fuhren wir drei Tage nach Joels Abreise dorthin, und ich ließ mir die tränenüberströmten Wangen vom salzigen Wind trocknen, während sich mein Inneres vor Kummer und Seekrankheit zusammenkrampfte. Am Nachmittag nach Joels Abfahrt waren schlimme Winde aufgekommen, die jedoch nicht so heftig waren, dass irgendjemand von uns sich Sorgen gemacht hätte. Oft fuhren Schiffe unter wesentlich schlechteren Bedingungen von der Insel nach Boston, und die Seeleute dachten sich nur wenig dabei. Wie es dazu gekommen war, dass jene Bark so weit vom Kurs abkam und vor Coatuet auf Grund lief, dafür hat bislang nie jemand eine Erklärung gefunden.
Während wir uns der Insel näherten, sahen wir die Bark bereits auf der Seite liegen, hochgespült auf den mit Sand bedeckten Küstenwall, direkt neben einem dichten Zypressenwald. Irgendwie sah das Schiff gar nicht wie ein Wrack aus, denn es war so wenig beschädigt, dass man gar nicht glauben mochte, irgendjemand könne zu Tode gekommen sein, als es auf Grund lief. Ich wandte mich Samuel zu, und auf meinem Gesicht muss Hoffnung aufgeleuchtet haben, dass die Berichte, die uns erreicht hatten, doch falsch gewesen waren. Er jedoch schaute nur mit ernster Traurigkeit auf mich herab, legte mir die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Da wurde mir bewusst, dass er in der Sache mehr wusste, als er zugegeben hatte.
Der Kapitän unseres Schiffes wollte nicht das Risiko eingehen, näher heranzufahren, weshalb wir weiter auf den Hafen zusteuerten, wo wir die Segel einholten und langsam am Dock anlegten. Hier kam uns Peter Folger entgegen, und wir vier – Samuel, das Baby, Iacoomis und ich – gingen von Bord und legten den kurzen Weg zu seinem Häuschen zu Fuß zurück. Iacoomis ging tief gebückt wie ein alter Mann und wirkte so niedergeschlagen und am Boden zerstört, wie ich ihn nicht mehr gesehen hatte, seit er damals in meiner Kindheit zu uns in die Siedlung gekommen war.
Folger hatte Brot, Käse und Bier auf einem Tisch hergerichtet, und ich nahm mir eine Kante Brot, um meinen aufgewühlten Magen zu beruhigen, doch die Krümel kratzten wie Asche in meinem Mund, und ich musste es wieder beiseitelegen. Iacoomis ergriff als Erster das Wort. Er sprach Folger auf Wampanaontoaonk an.
»Wo ist der Leichnam meines Sohnes?«
»Freund«, erwiderte Folger mit ernster Miene. »Behalte deinen Sohn so in Erinnerung, wie er im Leben war.«
Iacoomis blickte Folger mit zornigen Augen an. »Ich will meinen Sohn sehen.«
Folger legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Mein Freund, es sei, wie du es dir wünschst. Doch ich würde es dir gerne ersparen. Es waren mehrere. Sie haben Kriegsbeile benutzt. Sie haben schrecklich gewütet.«
Da schrie ich auf, und Iacoomis, der im Laufe der Jahre zu einem der tapfersten Männer geworden war, die ich kannte, der Mann, der sich den pawaaws entgegengestellt und sie besiegt hatte, krümmte sich wie ein totes Blatt zusammen und rang um Atem.
Samuel, der nicht verstanden hatte, was gesagt wurde, nahm mich in die Arme und schaute Folger fragend an.
»Wir haben die Mörder geschnappt, seid ganz beruhigt. Sie werden dafür hängen, dessen könnt Ihr sicher sein. Sie waren uns schon lange als üble Unruhestifter bekannt, die uns bereits seit einiger Zeit bezichtigten, wir würden sie aus ihren Jagdgründen vertreiben und zulassen, dass unsere Schweine ihre Muschelbänke verwüsten. Es ist eine falsche Behauptung, denn wir besitzen das Zeichen ihres sonquem auf den Papieren, in denen sie uns ihr gesamtes Land vermacht haben. Sie sagen, er habe nicht gewusst, was er da unterzeichnete, doch ist es unsere Schuld, wenn sie jetzt, wie sie behaupten, nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu ernähren? Jedenfalls war es nicht das erste Mal, dass sie auf Diebstahl zurückgegriffen haben – denn das war, wie sie gestanden haben,
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