Insel zweier Welten: Roman (German Edition)
Leckereien hatten, um Iacoomis’ bereits üppig gedeckte Tafel noch zu bereichern. Nur die Aldens und ihre Anhänger hielten sich fern, obwohl sich auch einige ihrer Gefolgsleute, angesteckt von der überbordenden Fröhlichkeit, den Feierlichkeiten anschlossen.
In der Kühle jenes Morgens hatte ich Ammi Ruhama bei Samuel gelassen, denn ich wollte nach Speckle schauen. Als ich ihr das Zaumzeug anlegte, berührte sie mich mit ihren Nüstern und trappelte aufgeregt mit den Hufen, voller Vorfreude auf unseren Ausritt. Ich spornte sie nicht an, sondern ging langsam im Schritt, weil ich mir all die Veränderungen auf der Insel anschauen wollte, die die Jahre mit sich gebracht hatten und die besonders groß im Umland unserer Siedlung waren. Die Wildnis, die noch während meiner Kindheit gleich hinter den Stadtgrenzen begonnen hatte, war von Jahr zu Jahr immer weiter zurückgedrängt worden. Jetzt gab es mehrere Meilen gerodetes Land, das weit aus Great Harbor hinausführte. Noch weiter draußen markierten Baumstämme die Waldgebiete, in denen die Siedler ihr Heizmaterial holten. Viele Morgen Land waren in Weideland verwandelt worden, so dass die Herden, die dort grasten, deutlich größer geworden waren.
Ich war froh, als wir endlich zu unberührten, schattigen Wäldchen kamen, die mit hohen Buchen und duftendem Sassafras bestanden waren. Gierig atmete ich die Düfte meiner Kindheit ein und betrachtete das vertraute Spiel des Lichts zwischen den Blättern. Lange saß ich an Vaters weißem Steinhügel, der mittlerweile doppelt so hoch war wie ich selbst und im Sonnenlicht glitzerte. Als wir den Strand im Süden erreichten, fiel Speckle von selbst in Galopp, und ich ließ sie durch die Brandung laufen, bis sie müde wurde.
In den folgenden Tagen ritt ich aus, so oft ich konnte – manchmal allein, oft auch zusammen mit Samuel und dem Kleinen. Ich wollte meine Erinnerungen mit ihnen teilen, soweit es mir möglich war. Doch einige Dinge behielt ich auch für mich, und wenn Samuel mich manchmal dabei ertappte, wie ich gedankenverloren in die Ferne schaute, drängte er mich nicht, ihm alles zu verraten, was mir durch den Kopf ging.
Während der Sommer allmählich ins Land ging und die Ernte reifte, wäre es mir schier unmöglich gewesen, die Insel wieder zu verlassen, hätte es nicht die große Abschlussfeier von Caleb und Joel gegeben, die uns nach Cambridge zurückrief. Wir hatten uns einen, wie ich meinte, wunderbaren Plan ausgedacht, um Joels Freude an diesem Tag noch zu vergrößern. Es war nötig für ihn, vor uns abzureisen, da er, wenn er tatsächlich zum Jahrgangsbesten erklärt wurde, eine Rede schreiben und sich mit den vielen Ritualen auseinandersetzen musste, die an diesem Tag auf ihn zukamen. Gleich mit der nächsten günstigen Strömung sollte eine Bark in See stechen, bis zum Rand gefüllt mit den Erzeugnissen der Insel – Walkstoff für den Winter, Fässer mit gesalzenem Kabeljau, bündelweise Sassafras-Wurzel, die in England zur Linderung für die Übel der Franzosenkrankheit begehrt war. Der Kapitän war damit einverstanden gewesen, Joel auf seinem Schiff mitzunehmen. Wir verabschiedeten uns mit der Gewissheit, uns vierzehn Tage später in Cambridge wiederzusehen, und planten insgeheim, dann Iacoomis als Überraschungsgast zu den Feierlichkeiten mitzubringen.
Anne und ich gingen gemeinsam zur Anlegestelle, um ihm Lebewohl zu sagen. Ich hielt mich etwas abseits, um sie ein paar Augenblicke allein zu lassen. Die Köpfe ganz nah, standen sie da, das Sonnenlicht schimmerte auf ihrem glatten schwarzen Haar. Dann ging Joel an Bord, die Segel bauschten und blähten sich in der frischen Brise, und Anne blieb am Dock stehen und schaute ihm hinterher, bis die Bark hinter der Landzunge verschwand und nicht mehr zu sehen war. Wenn ich später in meinem Kummer nach irgendeinem Hinweis darauf suchte, dass etwas schiefgehen würde, dann glaube ich mich zu erinnern, dass die Bark sehr tief im Wasser lag. Doch vielleicht trügt mich mein Gedächtnis, und es war nur ein Gedanke, der mir später kam, als längst alles geschehen war.
VI
Mir fällt auf, wie wenig ich auf meinen vielen Seiten über all die Jahre hinweg über unsere Schwesterinsel geschrieben habe, jenen flachen Halbmond, der noch weiter draußen auf See liegt, hinter dem blauen Horizont jenseits der kleinen Insel Chappaquiddick. Dass Großvaters Besitzurkunde auch für jene andere Insel galt, hatte ich immer gewusst; ich erinnerte mich noch an seine
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