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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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Schiff sehe, denke ich mir: »Das hat mein Sohn gebaut«, und ich wünsche all denen, die unter seinen Segeln fahren, günstige Winde.
    Günstige und widrige Winde. Barken und Schaluppen. Schoner und Gigs. Gewässer, wild und weit, flach und still. Wie diese Dinge doch die Kapitel meines Lebens bestimmt haben. Aber ich denke, bei einem Insulaner wie mir muss das einfach so sein.

V
    Das Schiff, das mich im Juni 1665 von Cambridge nach Hause brachte, war ein abgetakelter alter, mit Werg geflickter Heringsfänger, doch in meinen Augen stand es unter Gottes besonderem Schutz.
    Das Wetter war klar und ruhig. Ich stand auf dem Vordeck, hielt mich an der Reling fest und schaute angestrengt nach Osten, um auch ja nicht den ersten Blick auf die Insel zu verpassen, die ich fünf Jahre zuvor so ungern verlassen hatte. Joel war an meiner Seite, erfüllt von einer Sehnsucht, die wahrscheinlich noch größer war als die meine. Mein Herz machte einen Satz, als er mit scharfen Augen als Erster den zarten Strich ausmachte, an dem man die Insel erkannte. Zuerst wurde jener Strich zur flachen Erhebung, dann zu einer deutlich erkennbaren Klippe und schließlich zu dem breiten Küstenstreifen, an dem ich die glücklichsten Tage meiner Kindheit verbracht hatte. Ich rief Samuel, der Ammi Ruhama auf dem Arm hielt, etwas zu. Er blickte auf und sah die Insel in der Ferne zwischen den Brechern aufragen. Aus seinen Augen sprachen Liebe und die Freude über mein Glück.
    Als wir von Bord gingen, hieß uns eine große Menschenmenge willkommen: Großvater, kaum vom Alter gezeichnet; Tante Hannah, gebrechlich und runzlig, die gestützt von einigen ihrer Enkel zur Anlegestelle gehumpelt war. Makepeace, geschmeidig wie eine Hauskatze, an der Hand seinen jungen Stiefsohn und neben sich seine Frau Dorcas mit ihrer gemeinsamen kleinen Tochter im Arm, die sie nach Solace benannt hatten. Ein wenig hinter dieser ersten Gruppe von Wartenden standen Iacoomis, seine Frau und all die Kinder, eine deutlich angewachsene, gesunde Schar. Während ich von meiner eigenen Familie umringt wurde, schaute ich zu Joel hinüber, sah mit Freude, wie die Kinder um ihn herumwuselten und das jüngste gleich versuchte, in seine Arme zu klettern, während die älteren ihm anerkennend die Hand auf den Rücken oder die Schulter legten, denn sie alle brannten darauf, den frischgebackenen Harvard-Absolventen bei seiner Heimkehr zu feiern. Seine Mutter Grace legte ihre fleischige Hand auf seine schmale Leibesmitte und schnalzte missbilligend mit der Zunge, weil er so abgemagert war. Und in der Tat war nichts mehr von dem pummeligen Jungen übrig, der damals die Insel verlassen hatte. Man sah seiner Mutter an, dass sie sich sogleich vornahm, ihn in den kommenden Wochen aufzupäppeln.
    Ich dachte an Caleb. Bei ihm gab es niemanden, der sich so um ihn kümmern würde. Schweren Herzens hatte er beschlossen, in Cambridge zu bleiben, obwohl die Abschlussstudenten in der Zeit zwischen der Disputation und der Feier frei hatten. Von seinem einzigen engeren Verwandten, Tequamuck, konnte man wohl kaum erwarten, dass er seinen ehemaligen Lehrling, der mittlerweile in den höchsten Kreisen der englischen Gesellschaft verkehrte, mit Freuden willkommen hieß. Ich weiß nicht, ob Caleb seinen Onkel fürchtete oder ihm aus alter Zuneigung eine Konfrontation mit seinem Verlust ersparen wollte. Doch was ich wusste, war, dass die ungewohnte Trennung von seinem Freund, noch dazu in einer solchen Zeit der Freude und des Feierns, beide viel Überwindung kostete. Aber ich wusste auch, dass Joel Caleb nicht gedrängt hatte, mitzukommen, denn er verstand schließlich besser als jeder andere, welcher Riss sich durch Calebs Leben zog.
    Joel lachte und scherzte mit seinen Leuten, doch es war nicht zu übersehen, dass er dabei die Blicke über die Anlegestelle schweifen ließ. Bestimmt suchte er nach Anne. Ihr Treffen kam jedoch erst am Nachmittag, als die Familie Merry sie von der Plantage holte. Am Abend des folgenden Tages vollzog Großvater ihre Trauung. Anne war, wie bereits früh zu erahnen gewesen war, zu einer Schönheit geworden. Längst blickten ihre grünen Augen nicht mehr scheu zu Boden, sondern schauten selbstbewusst und voller Freude in die Welt hinaus. Joel ließ sie fast nie aus den verträumten Augen. Das Fest war wunderbar. Meiner Schätzung nach kam etwa die Hälfte des Stammes der Takemmy, einschließlich des sonquem, nach Great Harbor, um mitzufeiern, wobei sie im Gepäck die herrlichsten

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