Inselglück
Summer House gelacht, sich unterhalten, bis beide schläfrig wurden und einnickten. Dann hatte Dan Connie ohne Vorwarnung ins Becken geworfen – samt Baumwollkleid – , und Connie hatte das lustig und charmant gefunden, was hieß, dass sie wirklich verrückt nach dem Mann sein musste, denn welcher Fünfzigjährigen gefällt es schon, in voller Montur im Wasser zu landen? (Und ihre schicke Frisur war völlig ruiniert.) Während sie sich abtrockneten, bestellten sie Butterkrebssandwiches mit einer Portion Pommes, und zum Dessert teilten sie sich eine Crème brulée, und Connie fand, es sei doch schön, draußen in der Welt zu sein, unter anderen Menschen. Und dann dachte sie an Meredith und bekam ein schlechtes Gewissen, und als Dan sagte, er müsse sie jetzt nach Hause bringen, stimmte sie bereitwillig zu.
»Aber wenn du Zeit hast, würde ich heute Abend gern mit dir essen gehen«, fügte er hinzu. »Und ich fände es schön, wenn du danach bei mir übernachtest.«
Connie nickte. »Ja«, flüsterte sie. Es war ein Zeichen dafür, wie reif sie waren – oder meinte sie alt? – , dass Dan seine Absichten klar formuliert hatte. Das machte alles Posieren und Rätselraten unnötig. Sie waren beide verheiratet gewesen, und Connie musste davon ausgehen, dass Dan nach Nicoles Tod Geliebte gehabt hatte . Er wusste, was er tat, und Connie war dankbar dafür.
Er setzte sie vor der Haustür ab, und sie stand auf der Veranda und winkte, bis er weg war.
Sie hatte keinen Schluck getrunken, und doch fühlte sie sich wie beschwipst.
Meredith lag im Badeanzug und mit einem Überwurf auf dem Sofa und las Jane Austen. Sie hatte sich ihre Sonnenbrille auf den Kopf geklemmt, während sie ihre normale Brille trug, aber Connie wusste, dass sie keine Sekunde draußen verbracht hatte. Sie war inzwischen mutiger als in jener ersten Woche, aber allein hätte sie sich immer noch nicht aus dem Haus getraut.
»Hey!«, sagte Connie.
Meredith schaute nicht auf. Connies Magen verkrampfte sich.
»Meredith?«
Sie rührte sich nicht, drehte weder den Kopf noch bewegte sie ein Bein. Connie wartete. Meredith blätterte um. Sie hatte ihr Buch fast ausgelesen. Vielleicht war sie zu sehr darin vertieft. Meredith konnte sehr eigen sein, wenn es um Bücher ging. Da fiel Connie ein, dass Meredith dreißig Dollar und einen Zettel mit zwei Buchtiteln auf die Küchentheke gelegt und Connie ihr versprochen hatte, heute zu Bookworks zu fahren und sie zu besorgen. Meredith hatte zu viel Angst, um mitzukommen, aber die Bücher wollte sie unbedingt; sie waren ihr wichtig. War Meredith also böse auf Connie, weil sie vergessen hatte, ihr die Bücher mitzubringen? Okay, schön, Connie würde gleich losdüsen. Sie trat in die Küche – Geld und Zettel waren noch da, und Connie griff sich beides – , da fiel ihr ein, dass sie ihren Wagen in Monomoy gelassen hatte. Scheiße. Na gut, sie konnte ihn heute Abend nach dem Essen abholen und damit zu Dan fahren. Perfekt.
»Meredith, ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
Merediths Kopf schnellte hoch. »Du hast um sechs Uhr das Haus verlassen und wolltest angeblich nur in den Supermarkt.«
»Ich weiß«, sagte Connie. »Es tut mir leid.«
»Erst habe ich mir Sorgen gemacht, dann bin ich in Panik geraten, und dann war ich stinksauer, als mir gegen Mittag klar wurde, dass du wohl andere Pläne hattest und mich angelogen hast. Habe ich recht?«
»Ich hatte keine anderen Pläne. Ich war im Supermarkt.« Connie sprach sehr langsam, weil sie nach den richtigen Worten suchte. Sie hatte gewusst, dass Meredith verärgert sein würde; sie war fast neun Stunden lang allein im Haus gewesen. »Ich habe zufällig Dan getroffen. Im Laden.«
Obwohl Meredith bei der Erwähnung von Dans Namen Connie ihr Gesicht zuwandte, war nicht zu erkennen, was sie dachte. In diesem Moment fiel Connie wieder ein, warum sie drei Jahre lang nicht miteinander gesprochen hatten. Meredith war knallhart, wenn sie sich mit jemandem überworfen hatte. Connie dachte an ihren damaligen Streit am Telefon zurück. Meine Herren, war das ein Krach gewesen!
»Es war reiner Zufall«, sagte Connie, wohl wissend, dass sie sich wiederholte. »Wir haben uns eine Weile unterhalten, dann sind wir am Strand spazieren gegangen, dann haben wir im Summer House zu Mittag gegessen, und dann hat er mich nach Hause gebracht.«
Meredith schniefte, aber sie weinte nicht. Meredith weinte nie.
»Meredith? Sag was.«
»Klingt, als hättest du einen wunderbaren Tag
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