Inselglück
gehabt.«
Connie setzte sich auf den Couchtisch. Sie beschloss, ihre Freundin nicht anzulügen, nur um sie zu schonen. »Es war ein wunderbarer Tag. Wir haben über Ashlyn geredet und über Dans Sohn Joe. Wir sind auf der Insel herumgefahren und im Summer House gelandet. Man kann da am Pool essen, und die Apfelrosen blühen, und man sieht das Meer. Wir hatten Butterkrebssandwiches und superleckere Pommes, und Dan hat mich in den Pool geworfen.«
»Wie viel Wein hast du getrunken?«, wollte Meredith wissen.
Connie zögerte. Das war eine unfreundliche Frage. Aber sie würde sich nicht ködern lassen, denn sie hatte aus ihrem letzten Streit mit Meredith gelernt. Es ging Meredith schlecht, und sie wollte, dass es Connie ebenfalls schlecht ging.
»Bist du böse auf mich?«, fragte sie. »Bist du böse, weil ich mit Dan ausgegangen bin?«
Meredith antwortete nicht.
»Empfindest du etwas für Dan, Meredith?« Dieser Gedanke war Connie noch gar nicht gekommen; sie hatte bloß Angst gehabt, Dan könne etwas für Meredith empfinden.
»Nein«, sagte Meredith. »Ich empfinde nichts für Dan. Ich halte ihn nur für einen sehr netten Kerl. Und zu meiner großen Überraschung habe ich mich bei unseren Unternehmungen zu dritt sehr gut amüsiert. Dass ihr beide euch jetzt ohne mich amüsiert habt, schmerzt ein bisschen, stimmt. Besonders, weil ich nicht wusste, wo du bist. Aber ich verstehe: Du bist erwachsen; dies ist dein Haus. Ich wohne hier nur, weil du so vorurteilslos und gutherzig bist. Du kannst kommen und gehen, wie es dir gefällt, und dich natürlich treffen, mit wem du willst. Und ich kann hier allein rumsitzen und meine Angst und mein Selbstmitleid genießen.«
»Oh Meredith.« Connie glaubte nach wie vor, dass sich im Leben ständig die Highschool wiederholte. Sie hätte schnippisch und defensiv reagieren können – dies war ihr Haus, und sie hatte jedes Recht, spontan zu handeln, ohne sich bei Meredith abzumelden, und dass Meredith hier wohnte, hatte sie wirklich Connies Wohlwollen zu verdanken – , doch als sie Meredith jetzt anschaute, hatte sie eine bessere Idee. »Ich gestehe es nur ungern, aber ich gehe heute Abend mit Dan aus. Essen.«
»Allein?«, fragte Meredith.
Connie nickte.
»Wohin?«
»Ins Ships Inn«, sagte Connie. »Und, Meredith?«
»Was?«
»Ich übernachte bei Dan. Er hat mich darum gebeten, und ich habe zugesagt.«
Meredith wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Das war besser, fand Connie, als wenn sie schockiert getan und Connie eine Schlampe genannt hätte. Connie stand auf. Ich radle jetzt nach Monomoy, dachte sie, hole mein Auto, fahre zu Bookworks und besorge Meredith diese Bücher. Dann hat sie sie für heute Abend. Und ich kaufe ein! Ich mache ihr was richtig Leckeres zu essen.
Sie sah Meredith an, die das Buch auf ihr Gesicht gelegt hatte – obwohl sie nicht weinte, niemals weinte – , und dachte: Wie bringe ich das wieder in Ordnung?
Meredith
Erst gegen neun Uhr wurde Meredith klar, dass Connie nicht oder nicht nur zum Supermarkt gefahren war. Zunächst vermutete sie, Connie hätte weitere Einkäufe erledigt, am Stand der Farm oder im Spirituosenladen. Oder sie suchte bei Vanessa Noel nach Schuhen oder bei Erica Wilson oder David Chase nach einem Kleid oder neuen weißen Jeans oder einem hübschen Top. Es war einleuchtend, dass sie das ohne Meredith tat, denn Meredith konnte sich nichts leisten – und außerdem wollte sie das Haus sowieso nicht verlassen.
Als Connie mittags immer noch nicht zurück war, dachte Meredith: Okay, vielleicht ist sie anschließend noch zur Messe gegangen (unwahrscheinlich) oder ins Walfangmuseum (bei so schönem Wetter?). Dann wählte sie Connies Handynummer, und sofort klingelte im Haus ein anderes Telefon, und das verwirrte Meredith, bis sie feststellte, dass Connies Handy hier in der Küche war. Was erklärte, warum Connie nicht angerufen hatte, aber das verbesserte Merediths Stimmung nicht.
Um halb zwei erwachte erst Misstrauen, dann Angst in ihr. Ihr Verdacht war der, dass Connie eine andere Freundin oder auch mehrere Freundinnen hatte, mit denen sie sich heimlich traf. Allein die Vorstellung verletzte Meredith, doch nach wenigen Minuten verwarf sie diese Theorie. Connie hatte niemals andere Freundinnen auf Nantucket erwähnt, und falls es welche gab, hätte sie sie wohl schon früher kontaktiert. Jetzt blieb Meredith nur noch Angst, und zwar die, dass Connie irgendetwas zugestoßen war, das eigentlich Meredith gegolten hatte. Amy
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