Inselglück
zu tun hatten. Sie war dabei, ihn zu verlieren. Die Auflösung ihres Kontos bei Delinn Enterprises war ein Schritt in Vorbereitung auf Wolfs Tod. Wir steigen morgen aus diesem Fonds aus.
Okay, sagte Connie, obwohl sie skeptisch war. Die Renditen waren so gut, und sie hatten solches Glück gehabt, dass sie investieren durften, obwohl so viele andere abgewiesen worden waren. Aber sie hatte Wolf bei radikaleren Entscheidungen als dieser unterstützt, also würde sie ihn auch jetzt unterstützen. Glaubst du, Freddy wird böse sein?
Böse? Dieser Gedanke schien Wolf zu belustigen. Wir sind doch nur mit drei Millionen beteiligt. Das ist nicht mehr als ein Tropfen Wasser im Meer von Delinn Enterprises. Es wird Freddy nicht mal auffallen.
»Aber wie sich herausstellte«, sagte Connie jetzt zu Toby, »fiel es Freddy sehr wohl auf. Er hinterließ Nachrichten in Wolfs Büro, und als er herausfand, dass Wolf ständig auf der Baustelle war, bombardierte er sein Handy mit Anrufen.« Das erfuhr Connie aber erst Tage später, als Freddy sich äußerst aufgebracht bei ihr zu Hause meldete.
Ihr zieht euer Geld raus?, tobte er. Was soll das denn?
Freddy klang fuchsteufelswild, was Connie verblüffte. Es waren doch nur drei Millionen – warum interessierten die ihn? Wir haben so wenig bei dir investiert, sagte sie. Verglichen mit anderen Klienten, meine ich. Du wirst uns gar nicht vermissen.
Euch nicht vermissen? Weißt du, wie stolz ich darauf bin, sagen zu können, dass der berühmte Architekt Wolf Flute Anleger bei mir ist? Ich habe Hunderte Klienten in Hollywood – Clooney gehört dazu und die Belushis – , aber es macht mir mehr Freude, Wolf Flutes Namen zu nennen als alle anderen.
Wirklich? Connie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Freddy wollte Wolf als Investor behalten, damit er ihn erwähnen und damit andere Architekten oder prominente Washingtoner für eine Geldanlage bei ihm ködern konnte? War das möglich? Und falls ja, würde Wolf sich geschmeichelt fühlen oder verärgert sein?
»Also versprach ich Freddy, dass Wolf zurückrufen würde, um ihm seine Gründe zu erklären, und legte auf. Aber Wolf meinte, er wolle nichts erklären. Dies sei ein freies Land, und er löse unser Konto bei Delinn Enterprises einfach auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Meredith-ist-meine-Freundin-Karte zu spielen. Und Wolf sagte, wenn ich mir Sorgen über Merediths Meinung machte, solle ich sie doch selbst anrufen.«
»Und was hast du getan?«, fragte Toby.
»Ich habe sie angerufen«, entgegnete Connie.
Meredith hatte beim zweiten Klingeln abgenommen, als hätte sie schon auf den Anruf gewartet.
Meredith?
Constance.
Hast du es schon gehört?
Habe ich. Aber ich konnte es nicht glauben.
Connie seufzte. Sie hatte gehofft, Meredith würde es ihr leichter machen. Sie hatte gehofft, Meredith würde mit der Neuigkeit locker umgehen und dazu beitragen, Freddy zu besänftigen. Wolf fand einfach, wir sollten unsere Investitionen zurückziehen.
Das hat Freddy mir erzählt. Aber wieso?
Na ja. Sollte Connie Meredith die Wahrheit sagen? Lieber nicht. Ich weiß auch nicht so recht, wieso.
Du lügst mich an, Constance.
Ich lüge nicht. Wolf hat seine Gründe, aber die kenne ich nicht genau.
Wolf ist krank.
Connie wurde wütend. Ja, das weiß ich.
Er hat einen Hirntumor, sagte Meredith.
Das bedeutet nicht, dass er blöd ist.
Er macht aber einen blöden Fehler, sagt Freddy.
Natürlich sagt Freddy das. Es ist Freddys Fonds. Er will, dass wir dabeibleiben. Da hat er sich klar ausgedrückt.
Und was ist das Problem? Ist euch die Rendite denn etwa nicht hoch genug?
Die ist hoch genug. Vielleicht ein bisschen zu hoch, meint Wolf.
Was soll das denn heißen?, fragte Meredith.
Unser Buchhalter kann uns nicht erklären, wie Freddy das schafft, sagte Connie. Das kann keiner.
Natürlich nicht. Sonst würden es ja alle selbst tun. Freddy ist ein Genie, Connie. Diese Worte konnte Connie im Geiste mitsprechen, so vorhersehbar waren sie. In Princeton war er ein As in Wirtschaftswissenschaften. Er versteht die Marktmechanismen wie kein anderer. Weißt du, wie viele Leute Freddy abweist, die bei ihm investieren wollen?
Wolf glaubt, dass da was faul ist, gestand Connie.
Faul? Hast du meinem Mann irgendwas vorzuwerfen?
Ich weiß nicht. Connie sprach mit kleinlauter Stimme, als sie das sagte, mit einer Das-darf-uns-doch-nicht-auseinanderbringen-Stimme. Wolf macht sich einfach Sorgen.
Weil er denkt, dass Freddy gegen Gesetze
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