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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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hatten? Doch Meredith und Freddy hatten damals noch keinen ihrer Nachbarn gekannt, so dass es niemanden gab, der für oder gegen sie hätte sprechen können.
    »Ich rede mit ihr«, hatte Freddy gesagt, und Meredith erinnerte sich, dass seine Entscheidung eine Erleichterung für sie gewesen war. Sie war es gewöhnt, dass Freddy sich um Dinge kümmerte. Niemand schlug ihm je etwas ab. Und tatsächlich, zwei Wochen später stand Samantha in ihrem Wohnzimmer und streichelte sanft über die Rückenlehne des Sofas von Merediths Großmutter, als wäre sie die Wange einer betagten Verwandten, die sie in ein Heim stecken wollte. (Was in gewisser Hinsicht zutraf: Samantha verbannte alle Familienerbstücke von Meredith erst in ein Möbellager und dann, als klar wurde, dass sie nie wieder benutzt werden würden, in den Trödelladen.)
    »Es freut mich, dass Sie doch raufgekommen sind, um sich die Wohnung anzusehen«, sagte Meredith munter.
    »Ihr Mann hat mich überredet«, entgegnete Samantha.
    Und Sie haben gar kein schlechtes Gewissen?, dachte Meredith.
    Nein, das hatte sie offenbar nicht gehabt.
    Samantha Champion Deuce war eine forsche Blondine, die fast einen Meter achtzig maß, so dass sie Meredith um einiges überragte. Sie hatte breite Schultern und einen großen Busen und haselnussbraune Augen und einen vollen Mund. Sie trug Lippenstift in leuchtenden Farben: feuerwehrrot, fuchsienrot, korallenrot. Sie war keine Schönheit, nahm aber für sich ein. Auch in einem Raum voller Menschen fiel sie sofort auf. Sie hatte eine heisere, sinnliche Stimme wie Anne Bancroft oder Demi Moore ; wenn man sie einmal gehört hatte, bekam man gar nicht genug davon. Wenn sie zu Meredith sagte: »Das ist fantastisch, kaufen Sie es«, dann kaufte Meredith es. Samantha betrat ein Zimmer und verkündete: »Das richten wir so und so ein.« Und dann wurde das Zimmer so eingerichtet. Sie fragte Meredith nie nach ihrer Meinung. Wenn Meredith, was sehr selten geschah, Missbilligung äußerte, wandte Samantha sich zu ihr und sagte: »Sie meinen, das gefällt Ihnen nicht?« Nicht, als wäre sie beleidigt, sondern als ob sie es nicht fassen könnte, dass irgendjemand auf der Welt ihren Geschmack nicht teilte, als hätte Merediths Reaktion sie total verblüfft.
    Samantha ging mit ungeheurem Selbstvertrauen durchs Leben. Es war so ausgeprägt, dass Meredith anfing, ihre Manierismen zu studieren: ihr boshaftes Lächeln, ihre kraftvolle, aber elegante Verwendung von Schimpfwörtern (»Dieses Scheißzeug von Scalamandré, ich liebe es!«), ihr zweideutiges Geflirte mit jedem Mann, von Freddy Delinn bis zu dem guatemaltekischen Stuckateur (»José, Sie sind eine Bestie und ein Gott. Ich könnte Sie aufessen «).
    Als Meredith sie besser kennen gelernt hatte, erfuhr sie, dass Samantha mit vier älteren Brüdern in Dobbs Ferry, New York, aufgewachsen war. Ihre Familie gehörte zur oberen Mittelschicht. Ihre Brüder waren die besten Highschoolsportler, die der Ort je hervorgebracht hatte, und erhielten alle vier die hochrangigsten Sportstipendien. Samantha selbst hatte ihre ganze Collegezeit hindurch Basketball gespielt. Anschließend heiratete sie ihren College-Schatz, den adretten, gut aussehenden und total langweiligen Trent Deuce. Bis zur Geburt ihres ersten Kindes lebten sie im südlichen Manhattan, dann zogen sie nach Ridgewood, New Jersey. Trent hatte für Goldman Sachs gearbeitet, wurde nach 9/11 jedoch entlassen und stieg bei einem Kumpel ein, der eine kleinere Brokerfirma hatte. Die Details von Trents beruflicher Laufbahn wurden von Samantha eigentlich immer nur vage präsentiert, aber Freddy hatte genügend Informationen gesammelt, um zu dem Schluss zu kommen, dass Trent Deuce ein Versager war und besser in eine Gebrauchtwagenhandlung in der Provinz gepasst hätte. (Freddy sprach so gut wie nie schlecht über jemanden, so dass diese Bewertung seinerseits Meredith verblüfft hatte. Jetzt ergab sie natürlich durchaus Sinn.)
    An irgendeinem Punkt von Trents zielloser Karriere hatte Samantha es für notwendig befunden, wieder zu arbeiten, und richtete zunächst das Haus einer Freundin in Ridgewood ein. (An dieser Stelle sollte betont werden, dass Samantha Meredith und Freddy kein einziges Mal zu sich nach Hause eingeladen hatte, wofür Meredith dankbar gewesen war. Wer wollte schon einen Ausflug von Manhattan nach New Jersey machen? Keiner. In Merediths Vorstellung war Ridgewood eine spießige Vorstadthölle.) Da das Ergebnis ein großer Erfolg wurde,

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