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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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sich dann mit Samantha getroffen? Natürlich, die Antwort war ja. Und wo? (Warum musste Meredith das wissen? Warum sollte sie sich mit Details quälen? Was spielten sie jetzt noch für eine Rolle?) In einem Hotel? Und falls ja, in welchem? In Ridgewood? Sicher nicht. In Merediths und Freddys Apartment? Hatten sie in Merediths und Freddys Bett Sex gehabt? Meredith merkte, zu welch grauenhaften Fragen ihre Neugier führte.
    Hatten sie sich auf der Yacht Bébé verabredet? Es gab etliche Situationen, in denen Freddy sich um das eine oder andere Problem mit der Bébé hatte kümmern müssen, auch wenn sie im Mittelmeer lag oder in Newport oder Bermuda. Aber die Bébé hatte eine Crew und einen Skipper. Wenn Freddy mit Samantha an Bord gewesen war, hatten bestimmte Leute davon gewusst.
    Bestimmte Leute hatten es also gewusst: Billy, ihr Skipper, Cameron, ihr erster Maat. Sie waren Komplizen gewesen.
    Samantha hatte immer betont, wie gern sie ihr Anwesen auf dem Cap d’Antibes sehen würde, doch das konnte auch ein Tarnmanöver gewesen sein. Vielleicht hatte sie es sehr gut gekannt.
    Während Meredith aus ihrer Betäubung erwachte – irgendjemand rief vom Grunde eines tiefen Loches nach ihr, oder sie war auf dem Grunde eines tiefen Loches und jemand rief sie von oben – , sah sie erneut das Foto vor sich, das Samantha für Freddys Büro ausgesucht hatte. Ein Foto von Malakka, in Malaysia. Soweit Meredith wusste, war Freddy nie in Malaysia gewesen; überhaupt hatte er Asien nie bereist bis auf Hongkong, vor ihrer Verlobung. Oder irrte Meredith sich? Waren Freddy und Samantha zusammen in Malakka gewesen? Das Foto hatte hinter Freddys Schreibtisch gehangen. Und was war vorher dort gewesen? Meredith versuchte nachzudenken. Ein anderes Foto.
    Toby packte sie an der Schulter. Der Raum war dunkel; im Flur hinter ihm brannte Licht, so dass sie dort in Umrissen Connie stehen sehen konnte.
    »Wie spät ist es?«, fragte Meredith.
    »Neun Uhr«, sagte Toby. »Abends. Du hast den ganzen Tag geschlafen.«
    Meredith war erleichtert. Es war Abend. Sie durfte wieder einschlafen. Sie schloss die Augen. Doch die Dunkelheit war beängstigend. Meredith fühlte sich schwerelos, wie in Gefahr davonzutreiben, und machte die Augen auf.
    »Toby?«, flüsterte sie.
    »Ja?«
    Sie wollte ihn etwas fragen, aber das musste sie eigentlich nicht, denn sie kannte die Antwort. Veronicas Beisetzung hatte im Juli 2004 stattgefunden. Meredith war auf Long Island gewesen, und Freddy hatte sie mit einem Hubschrauber nach New York einfliegen und von dort mit einem Privatwagen nach Villanova bringen lassen. Meredith hatte ihn gebeten mitzukommen. Und was hatte er gesagt? »Ich kannte die Frau doch gar nicht, Meredith. Nutz die Gelegenheit, mit Connie zusammen zu sein. Ich bleibe hier und halte die Stellung.«
    Die Stellung halten?
    »Ach, es ist nichts«, sagte Meredith jetzt zu Toby.
    Sie spürte, wie er sie anschaute, dann trat er zurück in den Flur und zog die Tür zu.
    Als Meredith am Morgen aufwachte, kam sie fast um vor Durst. Sie schlüpfte hinunter in die Küche und goss sich ein großes Glas Eiswasser ein. Sie trank in tiefen Zügen und dachte daran, dass es Situationen gab, in denen man einfach dankbar für kaltes, klares Wasser war, Situationen wie diese.
    Connie schwebte wie ein Gespenst oder ein Engel in weißem Nachthemd und Morgenmantel in die Küche. Meredith vermutete, dass Dan oben war.
    Connie umarmte Meredith.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie und trat einen Schritt zurück. Sie hatte Tränen in den Augen. »Es tut mir so leid.«
    Meredith nickte. Ihr Kopf schmerzte bei jeder Bewegung. Alles schmerzte. Sie hatte nicht geglaubt, dass ihr nach dem, was sie durchgemacht hatte, noch etwas wehtun könnte, aber doch, es tat weh. Auf andere Weise. Gott, sie fasste es nicht, dass sie das überhaupt dachte: Es schmerzte schlimmer.
    »Du hast fast vierundzwanzig Stunden geschlafen«, sagte Connie.
    Meredith atmete tief. »Ich habe drei von deinen Lorazepam genommen.«
    Connie nahm sie erneut in die Arme. »Oh Schatz.«
    »Ich dachte, du würdest böse sein. Ich habe gleich nach meiner Ankunft in deinem Bad rumgeschnüffelt. Ich habe dir insgesamt fünf Lorazepam und zwei Zolpidem geklaut. Gestohlen.«
    »Darum mache ich mir keine Sorgen. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Meredith.
    »Was würdest du denn gern tun?«
    Meredith löste sich aus der Umarmung und beäugte ihre Freundin. »Ich möchte mit

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