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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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schade, dachte sie. Es war so ein herrlicher Tag.
    Sie hatten Samantha kennen gelernt, nachdem sie das Penthouse in der Park Avenue gekauft hatten. Samantha war anscheinend irgendwie Teil des Hauses gewesen. Sie richtete gerade drei andere Apartments im selben Gebäude ein, und ihre Anwesenheit war fast so stetig wie die von Giancarlo, dem Portier. Meredith und Freddy begegneten ihr ständig im Fahrstuhl, wo sie entweder große Mappen mit Stoffproben unter dem Arm hatte oder von Handwerkern begleitet wurde, oder sie trafen sie im Lastenaufzug, einmal mit zwei blau-weißen chinesischen Vasen, ein andermal mit einem exquisiten Kronleuchter aus Murano-Glas.
    Irgendwann sagte Freddy schließlich: »Vielleicht sollten wir unsere Wohnung auch von dieser Frau einrichten lassen.«
    »Von welcher Frau?«, fragte Meredith.
    »Dieser Blonden, der wir dauernd über den Weg laufen. Wir könnten wirklich Hilfe gebrauchen.«
    In welchem Jahr war das gewesen? 1997? 1998? Meredith hatte versucht, nicht gekränkt von Freddys Bemerkung zu sein. Sie hatte das Penthouse ganz ähnlich »eingerichtet« wie alle anderen Apartments, in denen sie gelebt hatten, nämlich eklektisch. Meredith strebte den Look einer Wohnung aus einem Woody-Allen-Film an – jede Menge Bücherregale, ein paar Kunstwerke, viele Familienfotos, ein wenig abgenutzte, mit Leder und Chintz bezogene Sitzmöbel, die sie größtenteils von ihrer Mutter und Großmutter geerbt hatte. Meredith mochte Annabeth Martins silbernes Teeservice und das hundertjährige Wörterbuch, das sie in einem Hinterzimmer einer Buchhandlung gefunden hatte. Ihr gefiel ein Mischmasch aus Objekten, das ihr intellektuelles Leben und ihre breit gefächerten Interessen spiegelte. Allerdings traf es zu, dass das Penthouse der Delinns im Vergleich zu den Apartments der Leute, mit denen sie inzwischen verkehrten, unordentlich und vollgestopft wirkte. Ungestaltet. Unfertig. Meredith hatte keine Ahnung von Gardinenstoffen oder Teppichen oder der Kombination von Farben und Texturen oder der optimalen Zurschaustellung der Gemälde, die sie besaßen. Sobald Freddy vorschlug, eine Innenausstatterin anzuheuern, erkannte sie, wie jämmerlich sie darin gescheitert war, ihren Besitz zu präsentieren. Bei niemandem sonst sah man so viele zerlesene Taschenbücher auf Holzborden, so viele Fotografien von den Kindern, die ihr plötzlich aufdringlich vorkamen.
    Außerdem hatten sie jetzt, da ihnen das Penthouse gehörte, mehr Platz – in der Tat ganze Räume, mit denen Meredith nichts anzufangen wusste, den zum Beispiel, der Freddys Bibliothek werden sollte und mit Regalen aus Walnussholz ausgestattet war, die nichts enthielten außer seinem und Merediths Abschlusszeugnis von Princeton.
    »Sieht aus wie ein Zahnarztsprechzimmer«, bemerkte Freddy.
    Und so machte Meredith sich daran, diese Frau kennen zu lernen, der sie ständig über den Weg liefen und die (wie sie zufällig gehört hatte) Samantha Deuce hieß. Eines Nachmittags, als sie, auf ein Taxi wartend, vor dem Haus unter der Markise stand, trat Meredith auf sie zu. Sie stellte sich vor – Meredith Delinn aus dem Penthouse – und fragte, ob Samantha bereit wäre, gelegentlich in ihr Apartment zu kommen, um mit ihr dessen Einrichtung zu besprechen.
    Samantha zog eine bedauernde Miene – nicht hundertprozentig echt, fand Meredith – und sagte: »Ich wünschte, es ginge. Aber ich bin schon so überlastet, dass ich nicht guten Gewissens noch ein Projekt übernehmen kann. Tut mir leid.«
    Meredith ruderte sofort zurück, bekundete ihr Verständnis und zog sich – verstört und deprimiert – in das Gebäude zurück.
    Abends erzählte sie Freddy beim Essen, dass Samantha, die allgegenwärtige Innenausstatterin, sie abgewiesen hatte.
    »Dich abgewiesen? «, wunderte sich Freddy. »Wer lehnt denn so einen Job ab? Hast du dich auch klar ausgedrückt, Meredith? Hast du ihr gesagt, dass wir die ganze Wohnung von ihr einrichten lassen wollen?«
    »Ich habe mich klar ausgedrückt«, sagte Meredith. »Und sie sich ebenfalls. Sie hat keine Zeit für ein weiteres Projekt.« Aber es war etwas an Samanthas Gesichtsausdruck gewesen, das sie irritiert hatte. Sie hatte zu gut vorbereitet gewirkt, als wüsste sie schon, was Meredith von ihr wollte, als wüsste sie etwas über Meredith, das Meredith selbst erst noch herausfinden musste. Hatte Samantha Anstößiges über die Delinns gehört? Und falls ja, was? Dass sie neureiche Emporkömmlinge waren, die keinen Geschmack

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