Inselglück
Freddy reden.«
»Oh Schatz, du machst Witze.«
»Ich mache keine Witze. Das ist alles, was ich möchte. Ich will nicht in ihrem Buch von ihrer Affäre lesen. Ich möchte es von meinem Ehemann hören. Ich will, dass er sie mir gesteht. Ich will die Wahrheit von ihm hören.«
»Und wieso glaubst du, dass er dir die Wahrheit sagen würde?«
Darauf wusste Meredith keine Antwort.
Ein Weilchen später kamen Toby und Dan herunter, und Connie machte Kaffee. Wundersamerweise stellte Meredith fest, dass der Kaffee gut roch. Sie konnte sich wieder an kleinen Wohltaten erfreuen: an kaltem Wasser, an heißem Kaffee mit richtiger Sahne und viel Zucker.
Dan und Toby erörterten das konkrete Problem, mit dem sie konfrontiert waren.
»Da draußen sind immer noch Reporter«, sagte Toby. »Sie scheinen sich über Nacht sogar vervielfacht zu haben.«
Dan sah Meredith entschuldigend an. »Ich habe gestern Morgen Ed Kapenash angerufen, und mittags waren alle Reporter verschwunden, und wir hätten die Möglichkeit gehabt, Sie hier wegzuschaffen. Aber jetzt sind sie zurück. Ich könnte Eddie noch mal anrufen … «
»Oder wir versuchen es mit Bud Attatash«, warf Toby ein. »Er sieht aus wie jemand, der eine Waffe hat und keine Angst, sie zu benutzen.«
»Ist schon okay«, sagte Meredith. Es war ihr peinlich, dass Dan den Polizeichef ihretwegen um einen persönlichen Gefallen bitten musste. Sie setzte sich mit ihrem Kaffee an den Tisch. Noch vor drei Monaten war sie ganz allein gewesen. Jetzt hatte sie Freunde. Sie hatte ein Team und fügte diese Tatsache der Liste mit Dingen hinzu, für die sie dankbar war. »Ich lasse mir meinen Kaffee schmecken, und dann muss ich ein bisschen telefonieren.«
»Ich mache in Eier gewendeten Toast«, sagte Connie.
Oben wählte Meredith, ein Ave Matia betend, in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers – bei immer noch fest verriegelter Balkontür – die Nummer der Kanzlei.
Die Rezeptionistin nahm ab, und Meredith sagte: »Hier ist Mrs Delinn. Ich möchte Devon Kasper sprechen.«
Und zu Merediths Erstaunen entgegnete die Frau: »Natürlich, Mrs Delinn. Ich stelle zu ihm durch.«
Jetzt war Dev am Apparat. »Schöne Scheiße, Meredith.«
»Ich weiß.«
»Sobald ich den Namen von Ihnen hatte, haben die Beamten den Rest erledigt. Er stand überall. In seinem Kalender, seinem Terminplaner … «
»Stopp«, sagte Meredith. »Ich wusste nicht, dass sie eine Affäre hatten.«
»Was?«
»Ich wusste, dass ›Champ‹ Samantha war. So hat Freddy sie genannt. Aber ich wusste nicht, dass sie miteinander schliefen.«
»Meredith.«
»Devon. Ich wusste nicht, dass mein Mann und Samantha Deuce ein Verhältnis hatten.«
Schweigen. Dann sagte Dev: »Okay, ich glaube Ihnen.«
»Vielen Dank.« Meredith seufzte. »Vor dem Haus wimmelt es von Reportern.«
»Gut«, befand Dev. »Sie sollten eine Erklärung abgeben.«
»Nein.«
»Meredith«, sagte Dev sanft. »Das könnte Ihnen helfen.«
»Die Tatsache, dass mein Mann mich sechseinhalb Jahre lang betrogen und sich nicht an sein Gelübde gehalten hat, könnte mir helfen? Ich merke, dass Sie nichts über die Ehe wissen. Ich merke, dass Sie nichts über das menschliche Herz wissen.«
Dev war so klug, seine Taktik zu ändern. »Die Information über den Stern war nützlich.«
»Haben Sie das Konto gefunden? Oder Thad Orlo?«
»Die Beamten arbeiten noch daran. Ich darf Ihnen nicht sagen, was sie entdeckt haben.«
»Obwohl die Information von mir stammt?«
»Trotzdem nicht«, sagte Dev und zögerte. »Glauben Sie, diese Champion wusste Bescheid über Freds Geschäfte?«
»Das müssen Sie sie selbst fragen.« Meredith überlegte, wie sie sich fühlen würde, wenn Samantha tatsächlich von dem Schneeballsystem gewusst hatte. Hintergangen? Weil Freddy sein größtes Geheimnis mit Samantha, nicht aber mit seiner Frau geteilt hatte? War es andererseits nicht auch eine Art Geschenk, nichts gewusst zu haben? Aber Meredith war diejenige, die alles verloren hatte. Samantha lief nach wie vor frei herum, war als Innenausstatterin tätig, fuhr ihre Kinder zum Baseball und Tanzen, machte es sich mit ihrem langweiligen Ehemann, ihren Bekannten und Freunden gemütlich. Gegen Samantha Deuce wurde nicht ermittelt, ihr Zuhause nicht von Vandalen heimgesucht; sie wurde nicht verfolgt. Vielleicht jetzt, nach ihrem Geständnis. Bestimmt war ihr nichts übrig geblieben, als alles zuzugeben. Die Beamten mussten hieb- und stichfeste Beweise gehabt haben, Telefonlisten oder Fotos
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