Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
Vom Netzwerk:
nicht.
    Aber sie schrieb trotzdem.
    Man hat mich informiert, dass mein Ehemann Fred Delinn, der wegen seiner Finanzverbrechen in einem Bundesgefängnis eine hundertfünfzigjährige Haftstrafe verbüßt, über sechs Jahre lang eine Affäre mit unserer Innenausstatterin Samantha Champion Deuce hatte, eine Neuigkeit, die mich zutiefst schockiert. Ich hatte keine Ahnung von ihrem Verhältnis und kenne die Details auch jetzt noch nicht. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich verletzt bin wie jede Ehefrau, die von der Untreue ihres Partners erfährt. Die finanziellen Verbrechen meines Mannes waren von öffentlichem Interesse, seine Untreue dagegen ist eine Privatangelegenheit, und ich bitte Sie, sie als solche zu respektieren. Vielen Dank.
    Meredith las ihre Erklärung noch einmal durch. Sie war … minimalistisch, beinahe kalt. Aber würde das jemanden überraschen? Sie hatte hier die Gelegenheit zu sagen, dass sie nichts von Freddys finanziellen Machenschaften gewusst hatte. Sollte sie eine Zeile hinzufügen? Offensichtlich hatte mein Ehemann viele Geheimnisse vor mir. Doch das kam ihr zu bekenntnishaft vor. Ich wusste nichts über Freddys Schneeballsystem und nichts über seine Affäre. Ich wusste nicht, dass Freddy den Leuten ihr Geld gestohlen hat, und ich wusste nicht, dass er eine Liebschaft mit Samantha Deuce hatte, unserer besten Freundin.
    Ich wusste nicht, wer Freddy war.
    »Mein Gott«, sagte sie ins Leere.
    Meredith trug die Erklärung hinunter in die Küche, wo Connie und Dan und Toby noch um den Tisch versammelt waren und sich die Reste ihrer goldbraunen, in Eiern gewendeten und mit Zimt bestreuten Toasts zu Gemüte führten.
    »Die Post wird einen Riesenspaß daran haben«, sagte Connie gerade. Dann sah sie Meredith und hielt den Mund.
    Meredith wedelte mit ihrem Zettel. »Ich habe eine Erklärung verfasst.«
    »Lies vor«, forderte Connie.
    »Ich kann nicht«, entgegnete Merdith. »Hier.«
    Connie las die Erklärung und reichte sie an Toby weiter. Toby las sie und gab sie Dan. Als er sie auch gelesen hatte, fragte Meredith: »Und?«
    »Du bist zu nett«, meinte Connie.
    »Der Typ ist ein Mistkerl«, sagte Toby. Sein Gesicht war knallrot – ob von der Sonne oder vor Wut, wusste Meredith nicht. »Warum schließt du dich nicht allen anderen Amerikanern an und nennst ihn auch so? Wenn du ihn nicht härter angehst, werden die Leute denken, dass du mit ihm konspiriert hast.«
    »Denkst du das denn?«, fragte Meredith.
    »Nein … «, sagte Toby.
    »Ich halte mich zurück, weil ich nun mal so erzogen bin«, sagte Meredith. »Ich habe keine Lust, in den Abendnachrichten mein Innerstes nach außen zu kehren. Ich will nicht, dass Details aus meiner Ehe im Internet auftauchen. Ich will eigentlich nicht einmal diese Erklärung abgeben. Ich finde sie krass.«
    »Weil du ein gehemmter Snob bist«, sagte Toby. »Genau wie deine Eltern und deine Großmutter.«
    »Gut, es stimmt, dass meine Eltern sich nie im Vorgarten an die Gurgel gegangen sind. Sie haben sich keine Teller an den Kopf geworfen. Aber, nur fürs Protokoll, ich bin nicht gehemmt . Du weißt verdammt gut, dass ich nicht gehemmt bin! Allerdings habe ich meine Liebe auch nicht wahllos jedem geschenkt, wie du es getan hast. Und wie mein Mann es getan hat.«
    »Lass«, sagte Connie und legte Meredith eine Hand auf den Arm.
    Toby senkte seine Stimme. »Ich finde nur, du müsstest wütender klingen.«
    »Auf wen?«, fragte Meredith. »Weißt du, was ich dachte, als ich Freddy Delinn kennen lernte? Ich dachte, das ist mal ein grundsolider Typ, der wird mich nicht abservieren, damit er im Indischen Ozean segeln gehen kann. Nach dir, Toby, kam mir Freddy vor wie ein Hauptgewinn.«
    »Junge, Junge«, sagte Dan.
    »Aber ich habe dich nie angelogen, Meredith«, konterte Toby. »Das musst du zugeben. Ich war unsensibel mit neunzehn Jahren. Und ich war vermutlich mehr als unsensibel, als wir uns vor ein paar Jahren getroffen haben. Aber ich habe dich nie angelogen.«
    Meredith starrte Toby an, dann Connie und Dan. »Du hast recht«, sagte sie. »Er hat recht.«
    »Die Erklärung ist, wie sie ist«, meinte Connie. »Sie ist eine Erklärung. Sie hat Klasse und ist diskret, ganz wie Annabeth Martin.« Sie warf Toby einen bösen Blick zu. »Und das ist etwas Gutes. Also, gehst du jetzt da raus und liest sie vor?«
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst nicht?«
    »Ich möchte, dass du sie vorliest«, sagte Meredith.
    »Ich?«
    »Bitte, Connie. Sei meine Sprecherin. Ich kann sie

Weitere Kostenlose Bücher