Inselglück
was für ein merkwürdiger Tag.
Sie blieben bis nach fünf Uhr auf dem Wasser. Die Sonne wanderte in Richtung Horizont, und Connie trank, obwohl sie beobachtet wurde wie ein Teenager, von der zweiten Flasche Chardonnay, allerdings nicht allein. Als sie in den Hafen zurückfuhren, stimmte auch Meredith einem Glas zu. Connie und Meredith saßen im Bug des Bootes, und Dan legte Jimmy Buffett auf, und die goldene Kuppel der unitarischen Kirche glitzerte, und Connie fand, dass es ein guter Tag gewesen war.
Als Dan das Boot am Anleger vertäute, wandte Meredith sich zu ihr und sagte: »Du hattest recht. Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin.«
An Land machten sie Pläne. Dan würde sie zu Hause absetzen und um sieben Uhr zum Hummeressen zurückkommen.
Diese Idee gefiel Connie. Sie freute sich darauf, merkte sie, wieder auf heimatlichem Terrain zu sein. Sie läutete den Abend damit ein, dass sie sich einen sehr großen, sehr kalten, sehr limettigen Gin Tonic machte – ähnlich dem von Freddy Delinn – und ihn in die Außendusche mitnahm. In diese Dusche hatte Wolf extra ein Bord für Connies Ankleidedrink einbauen lassen, was ihrer Meinung nach das Äußerste an Kultiviertheit darstellte. Sie duschte lange, wickelte sich in ein Handtuch ein, frischte ihren Drink in der Küche auf und ging nach oben, um sich anzuziehen.
Meredith kam aus ihrem Zimmer und sagte: »Ich habe mich überall umgesehen. Nichts passiert, während wir weg waren.«
Connie wedelte abwehrend mit der Hand. »Natürlich nicht.«
Sie zog ein weißes Baumwollkleid an und ließ ihr Haar an der Luft trocknen, cremte sich das Gesicht ein – sie hatte reichlich Sonne abbekommen – und trug Wimperntusche auf. Ihre Hand zitterte, und das Makeup verschmierte, und Connie fluchte, wischte sich mit einem Wattebausch das Auge ab und fing von vorn an.
Unten in der Küche stellte sie Cracker und Brie und ein Stück guten Cheddar und ein Glas getrüffelten Honig auf den Tisch. Sie piekste mit der Gabel in drei Kartoffeln, die sie backen wollte, und stach sich dabei versehentlich in die Hand. Dann stellte sie den Ofen an, obwohl ihr das an einem so warmen Abend zuwider war. Sie füllte ihren Cocktail auf, und als Meredith erschien, fragte sie munter: »Tanqueray und Tonic?«
»Ich bleibe beim Wein«, sagte Meredith.
Connie fiel ein, dass in der Kühlbox noch eine Flasche war. Sie hatte die Box nicht geleert; die Picknickzutaten waren noch darin und standen jetzt in fünf Zentimetern Wasser. Sie holte das Gefäß mit dem Kartoffelsalat heraus und die Thermosflasche mit der Suppe. Waren die Sandwiches noch genießbar? Veronica, Connies Mutter, hätte sie entsorgt. Sie konnte Reste nicht leiden, besonders keine Sandwiches, die, wie gut eingewickelt sie auch sein mochten, zweifellos ein bisschen durchweicht sein würden. Wolf dagegen, dessen Eltern noch die Ära der Depression erlebt hatten, war in einem bescheideneren Haushalt aufgewachsen und hatte nie Lebensmittel weggeworfen. Also legte Connie ihm zu Ehren die Sandwiches in den Kühlschrank.
»Ich wünschte, wir hätten Blaubeerpie«, sagte sie zu Meredith. »Zu einem Hummeressen gehört unbedingt Blaubeerpie, aber ich habe keine Zeit mehr, eine zu besorgen, also müssen wir zum Nachtisch die Törtchen hier essen.« Connie zog die Plastikfolie von den Törtchen, und die Glasur verschmierte. Sie fragte sich kurz, wie ihr Mascara wohl aussah. Du bist eine unglaublich schöne Frau, Constance, hatte Freddy vor vielen Jahren gesagt, aber keine Frau war schön mit verschmierter Wimperntusche. Freddys Stimme hatte ernst und theatralisch geklungen, als wäre er der geborene Filmstar und kein in Armut groß gewordener Junge aus dem ländlichen New York. Die Glasur auf den Törtchen – Erdnussbutter – hatte einen hässlichen Braunton. Sie erinnerte an …
Sie musste noch den Mais putzen, Wasser für den Mais und für die Hummer aufsetzen, Salat zupfen, ein Dressing zubereiten und drei Stücke Butter auslassen. Sie kippte den Rest ihres Drinks hinunter, goss sich noch einen ein und drückte das, was an Limette übrig war, darin aus. Connie, wirklich noch einen Cocktail?, hörte sie jemanden sagen. Sie schaute auf, weil sie dachte, es sei Meredith gewesen, doch Meredith stand an der Hintertür und sah Harold beim Herumtollen im Wasser zu. Sie hatte sich die Haare gewaschen und ihre weißen Shorts und die marineblaue Tunika angezogen, ein Outfit, das sie seit dem Abend, an dem sie darin fotografiert worden war,
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