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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Connie anschaute, lächelte er. Er sah gut aus, er hatte sie geküsst, aber er war ein vollkommen Fremder für sie. Sie war froh, dass Meredith hier war.
    »Wow«, sagte Meredith und hockte sich hin, um den Inhalt der Falle zu inspizieren. Connie wollte nicht zu nahe heran. Sie sah dreißig oder vierzig grünlich schwarze Hummer, die hektisch durcheinanderwuselten wie Jugendliche bei einem Rockkonzert. Ihre Panzer klapperten aneinander, und einige Fühler ragten durch die Drahtmaschen. Connie fand, dass sie mit ihren Schilden und Rüstungen und ihrer prähistorischen Hässlichkeit vieles mit Kakerlaken gemeinsam hatten. Dennoch waren sie köstlich. Sie liebte Hummersalat, gedämpften Hummer mit brauner Butter, Hummersuppe …
    »So viele!«, sagte sie bewundernd. »Was machst du mit ihnen?«
    »Na ja, drei Glückliche sind heute unser Abendessen«, sagte Dan. »Und die übrigen verkaufe ich an Bill von East Coast Seafood.«
    »Sie tun mir leid«, bemerkte Meredith.
    Dan nickte. »Typisch weibliche Reaktion. Meiner Frau haben sie auch leidgetan, und sie hat mich immer angefleht, sie freizulassen.«
    Connie überlegte, ob sie mit eigenen Äußerungen des Mitgefühls für die Krustentiere einstimmen sollte, machte sich aber nicht die Mühe. »Brauchst du unsere Hilfe noch?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Dan. »Aber ich muss die Kerle hier noch in Kühlbehältern unterbringen. Und dann angle ich ein bisschen. Geht es für euch in Ordnung, wenn ihr euch hier ein Weilchen entspannt?«
    »Oh Gott, ja«, entgegnete Connie. Da er ihr jetzt praktisch die Erlaubnis erteilt hatte, entkorkte sie den Wein und goss sich einen Becher ein. »Möchtest du auch welchen, Meredith?«, fragte sie.
    »Nein, danke.« Meredith stand neben der Falle und beobachtete, wie Dan mit schweren Arbeitshandschuhen einen Hummer nach dem anderen herauszog, ihnen mit dicken blauen Gummibändern die Scheren zusammenband und die entmachteten Tiere in einen weißen Kühlkasten von Industriegröße legte, den er aus dem Laderaum geholt hatte. Meredith wirkte ganz gebannt von seiner Tätigkeit. Nun ja, an der französischen Riviera hatte sie so etwas bestimmt nicht gesehen.
    Connie nahm ihren Wein mit zum Bug und legte sich wieder in die Sonne.
    Entgegen ihrer Absicht musste sie eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal aufschaute, war die Hummerfalle verschwunden und der Kühlbehälter mit den Hummern unter den Sitzen am Heck verstaut. Dan hatte seine Angelrute in der Hand, und Connie sah, dass Meredith die andere Angel hielt; sie stand neben Dan und holte eben die Schnur ein.
    Connie richtete sich auf. Sie musste pinkeln.
    »In Princeton habe ich so ein paar Sprünge auch mal für Freddy gemacht«, hörte sie Meredith sagen. »Nur war ich damals besser, weil ich jünger und voll im Training war. Und ich dachte, Freddy wäre beeindruckt, würde mein Talent, meine Sportlichkeit, meine Gelenkigkeit bewundern – ich meine, er hätte das doch eigentlich sexy finden müssen, oder? Doch stattdessen … na ja, ich verstand seine Reaktion wirklich nicht. Er war verblüfft, aber aus irgendeinem Grund mochte er mir nicht beim Springen zusehen. Und so habe ich damit aufgehört. In den Jahren danach kam es gelegentlich vor, dass ich, wenn wir bei anderen Leuten am Pool waren und es ein Sprungbrett gab, einen zweieinhalbfachen Vorwärtssalto hinlegte wie heute – er sieht einfacher aus, als er ist – , und dann schäumte Freddy. Er beschuldigte mich anzugeben. Er fühlte sich bedroht von meinem Können. Ich hätte darin ein Zeichen sehen müssen.« Meredith warf die Angel wieder aus, so dass die Spule sirrte. »Warum habe ich das nicht als ein Zeichen gesehen?«
    Dan lachte. »Hinterher ist man immer schlauer.«
    »In meinem Fall war diese Schlauheit ungefähr fünfzig Milliarden Dollar wert«, sagte Meredith.
    Connie griff nach ihrem Wein. Er war warm. Sie kippte ihn über Bord und stolperte nach hinten, um sich neuen zu holen.
    Dan und Meredith waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht einmal bemerkten, dass Connie wach war. Sie schenkte sich einen Becher Wein ein und fragte sich, ob Dan Meredith wohl anziehend fand, kam dann aber zu dem Schluss: nein. Ihr Leben lang hatten erst Jungen und dann Männer gern mit Meredith geredet – sie war intelligent, schlagfertig, geistreich – , doch Connies Schönheit hatte sich stets als Trumpf erwiesen.
    Sogar Freddy Delinn war einmal – ja, er war tatsächlich einmal zudringlich geworden. Connie hatte die

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