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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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ohne jede Ironie, als hätte nicht jeder in Amerika von Freddys Megayacht Bébé gehört, die ihn sieben Millionen Dollar vom Geld seiner Klienten gekostet hatte. Sie lächelte Dan an. »Aber das hatte kein Sprungbrett!«
    Am Nachmittag fuhren sie ans Ende der Mole. Auf den schwarzen Felsen räkelten sich Seehunde, und Connie dachte an Harold.
    »Wir müssen noch nach den Hummerfallen sehen«, sagte Dan.
    »Ach ja.« Connie hatte ganz allein eine Flasche Wein getrunken und nur einen Teil eines halben Sandwiches gegessen, so dass sie jetzt angenehm beschwipst war. Sie hatte ein perfektes Gleichgewicht erreicht, war glücklich und unbeschwert, nicht eine Sorge quälte sie. Sie erwog, eine zweite Flasche Wein zu öffnen, entschied sich jedoch dagegen – schließlich war sie als Einzige alkoholisiert. Dan hatte ein Bier getrunken und Meredith sich an ihren Eistee light gehalten. Aber als Dan Vollgas gab und sie Fahrt aufnahmen, hätte sie doch gern etwas zu trinken gehabt. Wenn sie jetzt nichts mehr trank, würde sie vielleicht in der Sonne einschlafen und dann mit Kopfschmerzen aufwachen. Das Boot schoss dahin, und als sie in das Kielwasser der Hochgeschwindigkeitsfähre gerieten, die sie auf der Steuerbordseite passierte, krachte es gegen eine Welle, und ein feiner Sprühregen benetzte sie. Meredith hatte, ohne Perücke und Brille, das Gesicht reglos und wachsam wie die Galionsfigur eines Walfängerschiffes nach vorn gewandt. Es schien sie nicht zu stören, dass sie nass wurde.
    Connie versuchte zum Heck zu gelangen, wo die Kühlbox stand, aber kaum hatte sie sich erhoben, prallte das Boot erneut gegen eine Welle, und sie fiel auf das sandige Deck und schürfte sich ein Knie auf. Es blutete. Sie kroch auf die gepolsterte Sitzbank zu und hielt sich am hinteren Geländer fest, als ginge es um ihr Leben. Dan hatte ihren Sturz nicht bemerkt, was gut war, obwohl ihm das Blut auf dem Boden später auffallen würde. Connie inspizierte ihr Knie. Es brannte. Sie kreuzten das Kielwasser einer anderen, größeren Yacht, und wieder spritzte beim Aufprall vorn Gischt ins Boot. Connie erreichte die Kühlbox nicht; sie klemmte unter dem Sitz, und selbst wenn sie herangekommen wäre, hätten ihre motorischen Fähigkeiten unter diesen Umständen zum Öffnen der Weinflasche nicht genügt. Sie würde warten müssen, bis sie anhielten oder langsamer fuhren.
    Ihr Tempo war atemberaubend. Connie schielte auf den Tachometer: hundert Knoten, beinahe jedenfalls. Entsprach das hundert Stundenkilometern? Sie entsann sich nicht. Dan zeigte sich am Lenkrad eines Bootes als Cowboy, während Wolf beim Segeln Orchesterdirigent gewesen war. Aber schließlich suchte Connie nicht nach einem Ersatz für Wolf, sondern lediglich nach einer Pause von ihrem Elend. Sie mochte Motorboote, rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Meredith wirkte vollkommen unbeeindruckt von der Geschwindigkeit. Connie musste sich entspannen.
    Und dann schaltete Dan plötzlich in einen niedrigeren Gang, und sie wurden langsamer. Aus dem glitzernden Wasser sah Connie hohe Bojen aufragen. Dan steuerte auf sie zu und drosselte den Motor.
    »Okay!«, rief er. Er tastete nach einem Seil und warf wie ein erfahrener Rodeoreiter sein Lasso nach einer grün gestreiften Boje. Da er beschäftigt zu sein schien, wandte Connie sich wieder der Kühlbox zu und fühlte sich dabei wie ein Pirat, der versucht, die Schatztruhe zu plündern. Sie zerrte sie hervor und hielt gerade die zweite Flasche Chardonnay in der Hand, als Dan sagte: »Schnell! Ich brauche Hilfe!« Er bellte Befehle, genau wie Wolf beim Segeln. Männer, dachte Connie. Sie hatte den Blick auf Dan gerichtet – erwartete er wirklich, dass sie ihm mit den Hummerfallen half? – , kramte aber gleichzeitig nach dem Korkenzieher.
    »Hierher!«, rief Dan erneut.
    Meredith tauchte neben ihm auf und zog gemeinsam mit ihm an dem Tau. Connie sah, dass sie ebenfalls gebraucht wurde, also stellte sie den Wein zurück in die Kühlbox und eilte zu Dan und Meredith. Hauruck – sie zerrten und hielten inne und zerrten wieder. Dans Unterarme waren bis zum Äußersten angespannt, und Connie hatte den Eindruck, dass sie und Meredith nicht viel an Kraft beisteuerten. Schließlich durchbrach der schwere Korb die Oberfläche des grünen Wassers, und Dan sagte: »Zurück!« Er hievte die Falle auf den Bootsrand, und Connie und Meredith halfen ihm, sie an Deck zu manövrieren.
    Dan keuchte und wischte sich die Stirn am Ärmel seines T-Shirts ab. Als er

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