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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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riechen, das Gewebe seines weißen Hemdes spüren. Leinen. Wer bügelte für ihn, fragte sie sich, jetzt, da seine Frau tot war? Sie schwebte, ähnlich, wie sie heute im Wasser geschwebt war.
    Sie hörte die Worte »sehr viel getrunken«.
    » Und sie hat kaum was gegessen« , sagte Meredith.
    Sie landete in etwas Weichem, zu neu noch, um vertraut zu sein. Ihr Bett, wunderschön und luxuriös wie das in einem Fünf-Sterne-Hotel. Jemand küsste sie auf die Wange, aber der Kuss war feminin. Er war von Meredith.
    Connie schlug die Augen auf. Draußen war es noch hell. Es gab etwas, das sie Meredith gern erzählt hätte, doch sie konnte keine Sekunde länger wach bleiben.
    »Wolf ist tot«, sagte sie. Die Worte klangen komisch, falsch. Hatten sie einen Sinn ergeben?
    »Ich weiß, Schatz«, sagte Meredith. »Es tut mir leid.«

Meredith
    Als Meredith am Morgen nach der Bootsfahrt aufwachte, tat ihr der Körper weh. Besonders der Rumpf: Die Stellen zwischen ihren Rippen waren überdehnt und wund.
    Das Springen.
    Bei dem bloßen Gedanken überkamen sie Schuldgefühle, aber gestern war ein guter Tag gewesen. War das möglich in Anbetracht ihrer gegenwärtigen Lebensumstände? Sicher nicht. Aber doch. Doch. Es war ein Tag gewesen, an dem Meredith in jeder Minute präsent gewesen war. Sie hatte an Freddy gedacht, aber das war bewusst geschehen; die Gedanken hatten sich nicht angeschlichen. Sie hatte auch an die Jungen gedacht, und da der Tag in jeder Hinsicht so schön gewesen war, mit mehr Optimismus als sonst. Sie fragte sich, was Leo und Carver wohl taten, und kam zu dem Schluss, dass sie höchstwahrscheinlich das Wetter genossen und ihre kostbaren Stunden nicht damit vergeudeten, über Deacon Rapp nachzugrübeln.
    Mit dem Sprungbrett hatte das Vergnügen so richtig angefangen. Meredith hatte gespürt, wie sie sich verwandelte, als sie ihre Perücke abnahm und auf dieses Brett kletterte. Sie war seit Jahren – Jahrzehnten – nicht gesprungen, und obwohl sie Connie gegenüber Zweifel äußerte, was ihre Fähigkeit betraf, sich zu drehen und zu strecken und mit dem Kopf zuerst auf das Wasser zu treffen, wusste sie tief drinnen, dass sie es schaffen würde. Es steckten noch Sprünge in ihr, die seit dreißig Jahren ausgeführt werden wollten.
    In Princeton hatte sich Meredith für das Wassersprung-Team verpflichtet; das war eines der Kriterien gewesen, die zu ihrer Aufnahme führten. Trainer Dempsey hatte noch eine Springerin namens Caroline Free, die aus Kalifornien stammte und alle möglichen Universitätsrekorde brach. Allerdings würde sie bald ihren Abschluss machen, und Trainer Dempsey wollte sie durch Meredith ersetzen. Aber nach dem Tod ihres Vaters verlor Meredith jedes Interesse am Turmspringen. Es war erstaunlich, wie bedeutungslos eines der wichtigsten Dinge in ihrem Leben auf einmal wurde. Trainer Dempsey hatte Verständnis, wandte sich jedoch im zweiten Jahr erneut an sie, und jetzt war Meredith bereit. Sie hatte von dem Bier und dem kohlehydratreichen Essen im Speisesaal und den spätabendlichen Hähnchensandwiches mit Dressing, die Freddy in der Küche des Dial für sie machte, fast zehn Kilo zugenommen, war dann in den Sommerferien zu Hause in Villanova zum Pool des Aronimink Country Club zurückgekehrt und dort neben ihrer Mutter mit einer von deren scheußlichen Badekappen, über dem rechten Ohr besetzt mit lila Gummiblüten, ihre Bahnen geschwommen, und das hatte Wirkung gezeigt. Meredith war wieder die Alte, schlank und zierlich, und so wollte sie auch bleiben. Außerdem hatte sie Lust zu springen. Sie vermisste es; es war Teil ihrer Persönlichkeit.
    Als sie Freddy davon erzählte, machte er sich sofort daran, ihr die Sache auszureden. Wenn sie für die Mannschaft von Princeton sprang, meinte er, würde das all ihre Zeit und Energie beanspruchen. Sie würde frühmorgens Konditionstrainings absolvieren und auch nachmittags regelmäßig üben müssen. Es würde Wettkämpfe vor Ort und, besonders übel, Auswärts wettkämpfe geben – ganze Wochenenden an der Penn und der Columbia und in Yale mit den gummihäutigen, grünhaarigen Mitgliedern des Schwimmteams. Er sagte voraus, dass Meredith den großen Festball von Dial verpassen würde – was ein Blick auf den Terminkalender der Mannschaft bestätigte – und Freddy sich dann eine andere Begleiterin würde suchen müssen.
    Meredith nutzte die Gelegenheit, um sich zu erkundigen, wen er denn zum letzten Festball eingeladen habe.
    »Ach, Trina«, entgegnete

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