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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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weiß doch, dass ihr unzertrennlich wart, du und Freddy. Jeder weiß, dass ihr da so eine kranke Liebesgeschichte ausgelebt habt.«
    Kranke Liebesgeschichte? Darauf fiel Meredith keine Antwort ein.
    »Und dein Sohn?«, fragte Amy.
    Meredith riss den Kopf hoch. »Nicht«, sagte sie. Was sie damit meinte, war: Wage es nicht, ein Wort über Leo zu äußern.
    »Sie haben Hunderte Beweismittel gegen ihn«, behauptete Amy. »Jemand in meiner Firma kennt diese niedliche kleine Anwältin, die er hat, und angeblich sagt sogar sie, dass es ein hoffnungsloser Fall ist.«
    »Nein.« Meredith schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Nein, es gab keine Hunderte Beweismittel gegen Leo. Julie Schwarz war eine Kanone, ein Superstar; sie würde sich nie gegen ihren Fall aussprechen, gegen Leo. Leo! Wenn es Hunderte Beweismittel gegen Leo gäbe, hätte Dev Meredith davon erzählt.
    »Doch«, insistierte Amy. »Es stimmt. Meine Quellen sind zuverlässig. Deine ganze Familie wird weggeschwemmt werden, Meredith. Wie Hundescheiße.«
    Meredith öffnete den Mund, um zu sprechen – und was zu sagen? Du irrst dich. Lass mich in Ruhe. Und noch einmal: Es tut mir leid – , doch die Rezeptionistin nutzte die Gelegenheit, um einzuwerfen: »Sind Sie bereit zum Haarewaschen, Mrs Rivers? Wir müssen weitermachen, sonst geraten wir in Verzug.«
    Amy lachte. »Wissen Sie, wer diese Frau hier ist?«
    Die Rezeptionistin wirkte verblüfft, und Gabriella sagte mit schwacher Stimme: »Marion?«
    »Das ist Meredith Delinn«, sagte Amy.
    An diesem Abend ging Meredith hinauf in ihr Zimmer, ohne etwas gegessen zu haben. Connie protestierte. Sie hatte Lachssteaks mariniert, die sie grillen wollte, zusammen mit dem ersten frischen Mais von der Farm. »Du musst was essen. Ich mache dir ein Festtagsmahl.«
    Aber gerade das Festtagsmahl war das Problem. Das fantastische Haus mit Meerblick war das Problem. Das wunderbare Leben, das sie mit Connie teilen durfte, war das Problem. Amy Rivers hatte recht: Wie konnte Meredith sich solcher Privilegien erfreuen, nachdem so viele Menschen alles verloren hatten? Kirby Delarest, der gutherzige Mann aus dem Mittleren Westen, dessen drei kleine blonde Töchter beim Essen im Everglades Club immer exklusive Designer-Outfits getragen hatten, hatte sich erschossen. Meredith hatte sich gelegentlich damit getröstet, dass Freddy schließlich niemanden ermordet oder vergewaltigt hatte. Doch nun klebte Kirby Delarests Blut an seinen Händen. Jetzt erschienen Meredith Freddys Verbrechen noch verwerflicher – als hätte sie eine Kellertür geöffnet und dahinter dreizehntausend Leichen gefunden.
    Sie konnte kein Festtagsmahl genießen.
    »Ich kann nichts essen«, sagte sie.
    »Ach komm, du hattest einfach einen schlechten Tag«, wandte Connie ein.
    Einen schlechten Tag. Ein schlechter Tag war es, wenn Meredith für ihre Französischarbeit eine eins minus bekam und ihre Mutter Hühnerragout mit Champignons aus der Dose servierte. Ein schlechter Tag war, wenn es regnete und Meredith beide Jungen in der Wohnung hatte, die sich rauften und Seiten aus ihren Bilderbüchern rissen und sich weigerten, ein Mittagsschläfchen zu machen. Was sich im Salon mit Amy Rivers zugetragen hatte, war kein schlechter Tag gewesen, sondern eine Situation, die Meredith nie vergessen würde. Amy hatte sie gezwungen, in den Spiegel zu schauen, und ihr die Wahrheit gezeigt: Sie war hässlich. Sie konnte versuchen, sich zu verstecken, doch sobald die Leute erkannten, wer sie in Wirklichkeit war, würden sie sich darin einig sein. Meredith war ein verachtenswerter Mensch, verantwortlich für den Ruin Tausender. Verantwortlich für den Niedergang der Wirtschaft des Landes. Als Gabriella den Namen Meredith Delinn gehört hatte, war sie blass geworden und sagte: »Aber Sie haben mir erzählt, Sie kennen Freddy Delinn nicht. Und jetzt soll er Ihr Ehemann sein?«
    »Sie lügt«, erklärte Amy. »Lügt, lügt und lügt.«
    Die Rezeptionistin wich langsam vor Meredith zurück, als säße eine Tarantel auf deren Schulter.
    »Streichen Sie meinen Friseurtermin, bitte«, flüsterte Meredith.
    Die Rezeptionistin nickte sichtlich erleichtert. Mit harten, eifrigen Schlägen tippte sie auf ihre Tastatur ein und löschte Maryanne Martin.
    Als Meredith auf die Tür zuging, sagte Amy: »Du kannst deine Sommerferien auf Nantucket genießen, Meredith, aber du wirst dafür zahlen. Die anderen Investoren fordern deinen Kopf. Du und dein Sohn, ihr werdet wie Freddy im Gefängnis

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