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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Meredith zu Mittag aß, ging sie stets zehn Minuten früher und war doch schon fünf Minuten zu spät dran für die nächste Verabredung. Amy auf einem Fahrrad zu sehen, hatte Meredith umgehauen. In Palm Beach fegte sie mit ihrem schwarzen Audi auf den Parkplatz des Everglades Club und fuhr mit quietschenden Reifen wieder ab. In Merediths Vorstellung war Amy viel zu beschäftigt, um einen derartigen Vandalismus zu planen und auszuführen. Bestimmt hatte sie andere Sorgen.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Sie hätte das Wort »Diebin« nie falsch geschrieben. Es sei denn, sie wollte die Polizei auf eine falsche Fährte locken.
    Möglich?
    »Ich weiß nicht«, sagte Meredith.
    Sobald Meredith sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, wählte sie die Nummer der Kanzlei und murmelte dabei das Ave Maria vor sich hin. Es war sechs Uhr an einem Freitagabend. Wie groß war die Chance, dass Dev noch an seinem Schreibtisch saß? Meredith wurde mit dem Anrufbeantworter verbunden, was bedeutete, dass die unfreundliche Rezeptionistin schon das Wochenende eingeläutet hatte. Wahrscheinlich war sie bereits unterwegs in die Hamptons. Meredith wählte Devs Anschluss. Er nahm ab.
    »Hier ist Meredith.«
    »Hey, Meredith – «
    Meredith trug vor, was Amy Rivers gesagt hatte. Es stimmte nicht, oder? Es gab doch keine Hunderte Beweismittel gegen Leo?
    Dev schwieg. Meredith hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen.
    »Ich bin nicht Leos Anwalt«, erklärte Dev dann. »Ehrlich, ich weiß nicht, welche Beweise gegen ihn vorliegen. Es muss etwas geben, Meredith, ich meine, das wussten wir ja schon. Sonst würde man nicht gegen ihn ermitteln. Aber momentan klingt es nicht so, als hätten sie irgendetwas, das vor Gericht standhält – sonst hätten sie Anklage erhoben. Und das haben sie nicht. Julie ist dieser Misurelli auf der Spur, der Sekretärin. Sie hat gesagt, sie würde persönlich nach Padua fliegen, wenn es sein müsste. Julie hat einen phänomenalen juristischen Sachverstand. Und sie hat Adleraugen. Leo ist in guten Händen, Meredith. Sie können nichts tun außer sich zu sagen, dass Leo nicht unter Anklage steht und dass er in guten Händen ist.« Meredith hörte Dev schlucken. »Okay?«
    »Okay.« Dev versprach, dass er sich nach dem Wochenende wieder melden würde, Meredith ihn bis dahin aber jederzeit auf seinem Handy erreichen könne.
    Meredith legte auf, dann schaltete sie ihr Handy ab. Tief durchatmen: keine Anklage. In guten Händen. Phänomenaler juristischer Sachverstand. Amy Rivers hatte gelogen. Deine ganze Familie wird weggeschwemmt werden, Meredith. Wie Hundescheiße.
    Mein Gott, dachte Meredith.
    Später grillte Connie den Lachs, und der Rauch wehte durch die offene Balkontür und ließ Merediths Magen knurren. Sie sollte einfach hinuntergehen; sie war kindisch. Ohne Meredith an ihrer Seite würde Connie vielleicht wieder zu viel trinken. Vielleicht quälte sie sich mit der Frage, warum Dan nicht anrief, oder sie versank noch tiefer in ihrem Selbstmitleid wegen Wolf und Ashlyn.
    Meredith sollte hinuntergehen, aber sie konnte nicht.
    Ein Weilchen später hörte sie es vor ihrem Zimmer rascheln. Dann wurde ein Zettel unter ihrer Tür durchgeschoben.
    Ihr Dinner, Madame, stand darauf.
    Meredith öffnete die Tür, nahm sich trotz ihres immer noch vorherrschenden Gefühls, sie dürfte eigentlich nur altbackenes Brot essen, den wunderschönen Teller – rosiger Lachs mit einer Senf-Dill-Sauce, gegrilltem Spargel und einem von Butter glänzenden und schon gesalzenen Maiskolben – und setzte sich auf ihr Bett und aß alles auf.
    Dann drehte sie den Zettel um und schrieb auf die Rückseite: Es war superlecker. Vielen Dank. Fast hätte sie hinzugefügt: Ich hab dich lieb, aber zwischen ihr und Connie war noch nicht alles geklärt. Vielleicht kam es ja bald dazu. Meredith legte den Zettel hinaus auf den Flur, machte die Tür zu und warf sich aufs Bett. Es war noch hell draußen, und ihr Buch lag neben ihr, doch sie konnte nicht lesen. Sie hatte sich nicht abgesondert, um Connie auszuschließen. Sie musste einfach nachdenken.
    Hunderte Beweismittel. Adleraugen. In guten Händen. Steht nicht unter Anklage. Nach Padua fliegen. Im Gefängnis schmoren, genau da, wo ihr hingehört.
    Kranke Liebesgeschichte. Das war eine weitere Wendung, die Meredith zu schaffen machte.
    Wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war, musste sie zugeben, dass der Beginn ihrer Beziehung zu Freddy irgendwie mit dem Ende ihrer Beziehung zu Toby verknüpft

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