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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Wachsbehandlung«, verkündete Connie.
    »Oh«, sagte Meredith. Sie wollte unbedingt weg hier.
    »Das müsste schnell gehen«, fügte Connie hinzu.
    Meredith kam zu dem Schluss, dass es am sichersten wäre, im Auto auf Connie zu warten, aber Connie meinte: »Was bist du, ein Hund? Setz dich vorne hin und lies eine Cosmo. Ich bin gleich bei dir.«
    »Im Wagen würde ich mich sicherer fühlen«, sagte Meredith.
    »Okay, schön. Willst du einen Friseurtermin vereinbaren?«
    Ja, dachte Meredith. Aber nein. Dieser Besuch war gut verlaufen – irgendwie – , obwohl ihre Kosmetikerin Freddy einen Monsterpsychopathen genannt hatte und Meredith abstreiten musste, dass sie ihn kannte, und sich die grässliche Geschichte mit der Putzfrau hatte anhören müssen.
    Konnte sie sich die Haare machen lassen?
    Die Eitelkeit obsiegte über ihre Angst: Sie ließ sich einen Termin geben. Die Rezeptionistin mit den Ringellöckchen fragte: »Schneiden und färben?«
    »Ja«, sagte Meredith. Sie berührte ihre Perücke. Die Rezeptionistin beobachtete sie. Sie erkannte natürlich, dass Meredith eine Perücke trug, tippte aber trotzdem Merediths Wünsche in den Computer ein und reichte ihr eine kleine Karte. Am Dienstag um vier.
    Connie verschwand in einer Kabine. Meredith gab Gabriella einen winzigen Umschlag, der zwanzig Dollar enthielt. Dies, so beruhigte sie sich, war ihr eigenes, vor Jahren verdientes Geld und nicht das, das Freddy der Putzfrau gestohlen hatte.
    Meredith verließ den Salon. Als sie die Treppe hinunterstieg, betrachtete sie ihre Füße. Paris um Mitternacht war eine grandiose Farbe. Ihre Füße hatten schon lange nicht mehr so gut ausgesehen. Sie hob den Kopf und hielt auf dem Parkplatz nach Connies Wagen Ausschau. Oft ertappte sie sich dabei, dass sie nach einem ihrer eigenen ehemaligen Autos ausschaute – dem schwarzen Range Rover, in dem sie nach Southampton fuhren, oder dem Jaguar-Cabrio, das sie in Palm Beach benutzten und das einem Damenschuh ähnelte. Sie vermisste keinen davon und fragte sich, ob Freddy es wohl tat. Sie glaubte es nicht. Freddy hatte sich ironischerweise nicht viel aus materiellen Dingen gemacht, nur aus dem Geld selbst und der Macht, die es mit sich brachte. Es gefiel ihm, für siebzigtausend Dollar einen Range Rover zu kaufen, doch den Range Rover an sich liebte er nicht.
    Meredith war so vertieft in ihre Gedanken – würden Connie oder Dan das verstehen, wenn sie es ihnen erklärte? – , dass sie mitten auf dem Parkplatz stehen bleiben und sich »grüner Escalade« ins Gedächtnis rufen musste. Sie entdeckte den Wagen, wurde jedoch abgelenkt durch den Anblick einer Frau, die ein türkis-weißes Rad an den Fahrradständer kettete und dabei eine Zigarette rauchte. Irgendetwas an ihr kam ihr vertraut vor.
    Die Frau drehte sich um, nahm die Zigarette aus dem Mund und blies Rauch in Merediths Richtung.
    Amy Rivers.
    Meredith fing an zu zittern. Sie ging ein paar Schritte rückwärts, weil sie dachte, Amy habe sie womöglich nicht bemerkt, obwohl sie fürchtete, dass es den Bruchteil einer Sekunde gegenseitigen Erkennens gegeben hatte. Sie wirbelte herum und hastete wieder die Treppe hoch. In ihrer Eile riss sie sich einen ihrer fadenscheinigen Flipflops vom Fuß, der jetzt nackt war. Das kümmerte sie nicht; sie ging zurück in die süß duftende, klimatisierte Kühle des Salons und dachte: Connie finden. Meredith konnte zur Hintertür hinausgehen und Connie um das Gebäude herumfahren und sie dort aufgabeln.
    Die Rezeptionistin sah Meredith und fragte: »Oh, haben Sie Ihre Schuhe vergessen?«
    Ja, plötzlich wurde Meredith klar, dass sie wirklich ihre Schuhe vergessen hatte, eine Tatsache, die ihr jetzt Zeit rauben würde. Gabriella kam aus dem Pediküreraum und hielt Merediths flache Wildlederslipper in der Hand, dieselben Schuhe, die sie zu ihrem Besuch bei Freddy getragen hatte. Es waren ihre offiziellen Unglücksschuhe – und gleichzeitig hörte Meredith das Klimpern, das ertönte, wenn jemand den Salon betrat, und sie wurde so nervös, dass sie Angst hatte, auf den Fußboden zu pinkeln.
    »Meredith?«, sagte eine Stimme.
    Und Meredith dachte: NICHT UMDREHEN !
    Doch neunundvierzig Jahre gründlicher Konditionierung setzten sich durch, so dass Meredith automatisch reagierte und sich Amy Rivers gegenübersah.
    Amy trug ein hellblaues Polohemd und weiße Shorts und ihre Tretorns. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, und sie war gebräunt. Seltsam, wie vertraut sie

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