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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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schmoren, genau da, wo ihr hingehört.«

Danach hatte Meredith im sengend heißen Innern von Connies Wagen gesessen wie ein Hund – ein Hund, der in dieser langen Wartezeit eingegangen wäre – , doch sie hatte weder das Fenster heruntergekurbelt noch die Klimaanlage eingeschaltet. Es war ihr egal, ob ihr Gehirn kochte. Es war ihr egal, ob sie starb.
    Im Gefängnis schmoren, da, wo ihr hingehört. Du und dein Sohn.
    Amy hatte recht: In gewisser Weise war es Merediths Schuld. Zumindest war sie verantwortlich für Amys Verlust. Sie hatte Freddy angefleht, Amy als Investorin zu akzeptieren. Um meinetwillen, bitte! Und Freddy hatte gesagt: Um deinetwillen, na schön, ja. Aber Meredith hatte nicht Bescheid gewusst. Wenn man ihr das Gehirn entfernte und all seine Ecken und Winkel durchstöberte, würde man erkennen, dass sie nichts gewusst hatte. Meredith hatte angeboten, sich einem Lügendetektortest zu unterziehen, aber Burt hatte erklärt, dass diese Tests bei bestimmten Menschen nicht funktionierten. Das hatte Meredith nicht verstanden.
    »Bei pathologischen Lügnern zum Beispiel«, hatte Burt gesagt. »Die sind so überzeugt davon, die Wahrheit zu sagen, dass sie neun- von zehnmal gegen das Gerät gewinnen.«
    Nannte er Meredith eine pathologische Lügnerin? Nein, nein, versicherte er. Doch es hatte keinen Lügendetektortest gegeben, der Merediths Unschuld feststellte.
    Und es gab Punkte, in denen Meredith schuldig war: Sie war feige gewesen und hatte sich Freddy unterworfen. Sie hatte ihn nie gefragt, woher das Geld kam, beziehungsweise hatte sie ihn in einem gewissen Stadium gefragt, und er hatte ihr keine offene Antwort gegeben, und sie hatte nicht darauf bestanden. Sie verschaffte sich keinen Zutritt in sein Arbeitszimmer und sah im Schutze der Dunkelheit aufmerksam seine Bücher durch, wie sie es hätte tun sollen.
    Eleanor Charnes, die Mutter von Leos Freund Alexander, verbreitete in der Schule das Gerücht, Freddy mache krumme Geschäfte, und Meredith sorgte insgeheim dafür, dass Eleanor nicht zur Gala der Frick Collection und zu der des Metropolitan Museum eingeladen wurde.
    Phyllis Rossi bestand darauf, dass ihr Mann fünfundzwanzig Millionen aus Delinn Enterprises abzog, weil sie in Palm Beach mit Freddy geplaudert und seine Auskünfte über den Fonds »ausweichend« gefunden habe, woraufhin Meredith verhinderte, dass Eleanor Mitglied im Everglades Club wurde.
    Und dann natürlich das, was sie Connie angetan hatte.
    In all diesen Punkten war Meredith schuldig. Leo dagegen – Leo traf keine Schuld. (Oder? Oh Gott, oh Gott, Hunderte Beweismittel. Welche » zuverlässige Quelle« hatte Amy informiert? Was bedeutete das?) Als Amy Leos Namen genannt hatte, hätte Meredith am liebsten die Zähne gefletscht und geknurrt. Verbreite keine Lügen über meinen Sohn. Amy Rivers war ein weiterer böser Pelikan aus den Albträumen von Leos Kindheit.
    Meredith fing an, verschwommen zu sehen. Sie würde ohnmächtig werden, doch das war ihr egal.
    Connie kam aus dem Salon gestürzt. Als sie die Wagentür öffnete, wehte ein Schwall sauberer, frischer Luft ins Innere.
    »Mein Gott!«, rief sie. »Was ist passiert?«
    Meredith berichtete, ohne ein Detail auszulassen.
    »Das ist die Frau, von der du mir erzählt hast?«, fragte Connie. »Die aus Palm Beach?«
    »Ja. Ich wusste, dass sie hier auf der Insel ist. Ich habe sie im Buchladen gesehen, aber ich dachte, sie hätte mich nicht erkannt.«
    »Was sie über Leo gesagt hat, stimmt doch nicht, oder?«, wollte Connie wissen.
    »Nein«, flüsterte Meredith. Es durfte, es konnte nicht stimmen.
    »Ich würde am liebsten zurückgehen und ihr das Gesicht zerkratzen«, sagte Connie.
    Meredith starrte aus dem Fenster. Sie waren auf der Milestone Road, auf dem Heimweg nach Tom Nevers. Es gab Bäume und noch mal Bäume. Leute, die Fahrrad fuhren. Normale Menschen.
    »Die Perücke hat nichts genützt«, sagte Meredith. »Sie hat mich sofort erkannt.«
    »Weil ihr Freundinnen wart. Aber eine Frage habe ich: Glaubst du, sie ist diejenige, die das Foto gemacht und das Haus beschmiert und meine Reifen aufgeschlitzt hat?«
    Der Gedanke war Meredith auch schon gekommen. Amy war sicher wütend genug, um all das zu tun, aber insbesondere die Schmiererei war eigentlich zu kindisch für sie und unter ihrer Würde. Das erste Wort, das Meredith eingefallen wäre, um Amy Rivers zu beschreiben, war aktiv. Sie eilte immer von einem Termin zum anderen. Ihre Tage waren voll verplant. Wenn sie mit

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