Inselglück
einmal, dann ein drittes Mal, und ihr Herz schwebte empor wie ein Ballon. Sie sprang in die Luft und jubelte. Sie lachte und weinte und dachte: Verdammt noch mal, jemand sollte bei mir sein, aber nein, so war es irgendwie besser. Er hatte sie überrascht, regelrecht geschockt, sie aus ihrer Verzweiflung gerissen, sie davor bewahrt, nach Nantucket zu fahren und dort womöglich etwas zu tun, das sie bereuen würde.
Das hier war das Richtige, das absolut einzig Wahre. Sie musste sich nicht entscheiden. Die Antwort hieß ja.
Es gab nur einen Stolperstein auf dem Weg zur Eheschließung von Meredith und Freddy, und das war Connies eigene überstürzte Hochzeit, die auf den Dezember gelegt wurde, sobald Connie erfahren hatte, dass sie schwanger war.
Meredith war erste Brautjungfer. Sie trug ein rotes Samtkleid, rote Stilettos und Annabeth Martins Diamantring. Sie und Freddy lebten zusammen in dem untervermieteten Apartment. Meredith steckte mitten in ihrem ersten Jahr als Lehrerin an einer Highschool. Sie wusste, dass sie bei der Trauung Toby begegnen würde, aber sie war darauf vorbereitet.
Doch dann konnte Freddy nicht mitkommen. Die Firma brauchte ihn. Er stand bei Prudential auf der untersten Stufe der Karriereleiter und hatte keine Wahl.
Und so sah Meredith sich Toby allein gegenüber. Toby erschien sonnengebräunt von einer Segeltour in irgendwelchen glamourösen Gefilden – Ibiza oder Monaco – und hatte ein Mädchen aus seiner Crew namens Pamela mitgebracht. Sie war größer als Meredith und stämmiger und hatte rote, schwielige Hände. Meredith fand sie aufdringlich; sie hatte Connie angeboten, ihr mit ihrer Schleppe und ihrem Strauß zu helfen, obwohl sie sich erst am Tag zuvor kennen gelernt hatten.
Oh, mach dir mal keine Sorgen, hatte Connie gesagt. Dafür habe ich Meredith.
Meredith dachte bei sich, dass Pamela ja ganz hübsch und nett sei, aber nicht die Person, die sie als Tobys Begleiterin erwartet hatte. Toby schenkte seiner Schwester, seiner Mutter und Pamela größte Aufmerksamkeit und ignorierte Meredith während der Trauung und der ersten Hälfte der Feier komplett. Sie hingegen konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er strahlte seine übliche gesunde Naturburschenenergie aus; der Smoking schien ihn einzuzwängen. Die grüne Satinfliege, die er gewählt hatte, ließ seine Augen noch grüner wirken. Meredith verfluchte ihn insgeheim. Warum sah er bloß immer so beschissen gut aus? Er wirbelte Pamela auf der Tanzfläche herum und brachte einen sehr liebevollen und witzigen Toast auf Wolf und Connie aus, und Meredith musste zugeben, dass die Freiheit ihm verdammt gut stand.
Die Band spielte »The Best of Times« von Styx, Merediths und Tobys Lieblingssong während ihrer Zeit als Pärchen, und Meredith wurde klar, dass sie zwei Möglichkeiten hatte: Sie konnte an die Bar gehen und sich betrinken oder sich in der Damentoilette einschließen und heulen.
Auf dem Weg zur Toilette trat ihr Toby entgegen.
»Tanz mit mir«, sagte er.
»Du hast den ganzen Abend nicht ein einziges Mal mit mir geredet«, gab Meredith zurück.
»Ich weiß. Tut mir leid. Tanz mit mir.«
Meredith erinnerte sich an den Abend ihrer Trennung und hätte fast gesagt: Ich dachte, du tanzt nicht gern. Doch stattdessen ließ sie sich von Toby auf die Tanzfläche führen. Sie harmonierten auf eine Weise, die sich ruchlos anfühlte. Freddy, dachte sie. Ich bin mit Freddy verlobt.
Toby summte ihr ins Ohr. Früher hatten sie diesen Song immer gehört, wenn sie sich in Tobys Nova geliebt hatten. Das war lange her. Na ja, nicht so lange: fünf Jahre. »Komisch, dass sie gerade dieses Lied spielen«, sagte Meredith.
»Ich habe sie darum gebeten«, entgegnete Toby.
Meredith wich zurück. Toby hatte die Band um ihren Song gebeten?
»Und was ist mit Pamela?«, fragte sie.
»Sie ist eigentlich bloß ein Kumpel. Und es scheint sie nicht zu stören.«
Meredith verrenkte sich den Hals. Pamela war an der Bar und hatte Wolfs Bruder mit Beschlag belegt.
»Ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Du weißt, dass ich verlobt bin? Dass ich im Juni heirate?«
»Das habe ich gehört. Aber ich dachte nur … «
»Was dachtest du?«
»Ich musste irgendwie das Eis brechen.«
»Das Eis brechen? Es tut mir weh, wenn ich diesen Song höre, Toby.«
»Ich weiß«, sagte er. »Mir auch.«
»Warum sollte es dir wehtun? Du hast mit mir Schluss gemacht.«
»Ich möchte mich gern später mit dir treffen. Bitte, Meredith! Im Wayne Hotel.«
Sie
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