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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Meredith Martin, also glitt sie aus dem Bett, ging ins Bad und putzte sich ein zweites Mal die Zähne.
    Im Einschlafen sah sie vor sich, wie auf ihrer Hochzeit getanzt worden war. Sie und Freddy hatten Unterricht genommen und bewegten sich jetzt völlig synchron. Es war eine großartige Party gewesen – irgendwann war jeder einzelne Gast auf der Tanzfläche. Sogar Annabeth Martin in ihrem Rollstuhl, sogar Wolf mit der winzigen Ashlyn auf dem Arm. Und irgendwann hatte Meredith in einem Kreis von Freddys Freunden gestanden – die alten Mitstreiter von Dial, die neuen Mitstreiter von Prudential –, und jetzt, als sie sich die Szene vorstellte, war da jemand in diesem Kreis, den sie nicht erkannte, ein großer, schlanker Mann mit dem weißblonden Schopf eines Skandinaviers. Meredith wandte sich an Gwen Marbury, während sie gleichzeitig dachte: Gwen Marbury war gar nicht auf meiner Hochzeit, und fragte: »Wer ist der Typ da?«
    »Der Typ da?«, entgegnete Gwen. »Das ist Thad Orlo.«
    Mit einem Ruck erwachte Meredith und riss die Augen auf. Thad Orlo!
    Im Morgengrauen wurde sie wieder wach und fragte sich, um welche Zeit Dev wohl frühestens an sein Handy ging. Um acht Uhr? Um sieben? Sie mochte nicht die verrückte Mandantin sein, die ihn bei Tagesanbruch anrief. Aber sie wollte ihm von Thad Orlo erzählen. Das war etwas Reales, der Name eines Schweizer Bankers. Sie holte tief Luft. Sie wusste nicht, ob ihre Nerven flatterten, weil sie sicher war, dass die Information helfen würde, oder weil sie Angst hatte, sie würde zu nichts führen. Sie musste es herausfinden. Die anderen Investoren fordern deinen Kopf. Deine ganze Familie wird weggeschwemmt werden. Sie musste den Schlüssel finden, der sie und Leo befreien würde.
    Meredith stellte ihr Handy an und wartete mit der üblichen Beklommenheit darauf, zu hören, ob über Nacht jemand angerufen hatte. Amy Rivers hatte ihre Nummer. Es war vorstellbar, dass sie eine hasserfüllte Nachricht hinterlassen hatte, in der sie ausführte, was sie am Tag zuvor gesagt hatte. Aber das Telefon schaltete sich lautlos ein und zeigte Meredith nur die Uhrzeit an: 06:09. Unfähig, auch nur eine Minute länger zu warten, wählte sie Devs Nummer, und er nahm n ach dem ersten Klingeln ab.
    »Allo?«, sagte er. Er klang komisch, nicht verwunderlich, denn es war praktisch mitten in der Nacht.
    »Dev, hier ist Meredith.«
    »Hallo, Meredith.« Jetzt klang er kurzatmig.
    »Habe ich Sie geweckt?«, fragte Meredith.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin beim Joggen. Im Riverside Park.«
    Der Riverside Park befand sich in derselben Stadt, in der Meredith den größten Teil ihres Erwachsenenlebens verbracht hatte, aber sie war seit über zwanzig Jahren nicht mehr da gewesen. Einer ihrer Söhne hatte einen Schulfreund gehabt, der auf der Upper West Side wohnte. Die andere Mutter (deren Name ihr entfallen war) und Meredith waren oft mit den Jungen auf den dortigen Spielplatz gegangen. Meredith gefiel die Vorstellung, dass Dev auf jenen Wegen am Hudson joggte. Ihr gefiel der Gedanke, dass er gerade nicht an seinen Schreibtisch gekettet war.
    »Tut mir leid, dass ich Sie störe«, sagte sie.
    »Ist alles okay?«, fragte Dev.
    »Ich rufe an, weil mir etwas eingefallen ist, das vielleicht helfen könnte.«
    »Ach, wirklich?«
    »Vor einer Million Jahren«, sagte Meredith, »nämlich 1982, 1983 … «
    Dev lachte. Meredith rechnete zurück, um sich zu vergewissern, dass er damals schon auf der Welt gewesen war.
    »Es war mein letztes Jahr in Princeton, und Freddy arbeitete in New York City für Prudential Securities.«
    »In welcher Abteilung?«, fragte Dev.
    »Oh Gott, keine Ahnung.« So sehr Meredith Freddy damals geliebt hatte, sie hatte sich nicht die Mühe gemacht herauszufinden, womit genau er sein Geld verdiente. Es war ihr nicht wichtig gewesen, es hatte sie nie interessiert, ebenso wie Freddy der Stammbaum von Faulkner nie interessiert hatte. »Wertpapierhandel? Derivate? Haben Sie solche Informationen denn nicht parat?«
    »Ich nicht«, sagte Dev. »Die Börsenaufsicht vielleicht.«
    »Wir haben bei jemandem namens Thad Orlo zur Untermiete gewohnt.« Meredith hielt inne. Sie konnte das Geräusch von Devs Sneakers auf dem Pflaster hören, eine Sirene, Taxihupen, einen bellenden Hund. »Ist der Name bei den Ermittlungen mal zur Sprache gekommen?«
    »Das darf ich eigentlich nicht sagen. Aber nein, ich glaube nicht.«
    »Thad Orlo hat auch für Prudential gearbeitet, damals aber ein Jahr in der Schweiz

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