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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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seines offenkundigen Mangels an Begeisterung munter zu klingen. »Na ja, ich habe deinen Tipp mit dem Einkaufen um diese Zeit aufgegriffen, und du hattest recht! Der Laden ist leer, er ist sauber, und alles ist frisch aufgefüllt.«
    »Siehst du? Habe ich doch gesagt.« Dan nahm einen Karton Müsliriegel vom Regal und legte ihn in seinen Wagen. Connie schaute auf seine anderen Einkäufe – Tacos, Hackfleisch, Tomaten, Weizencracker, Kaffee, Avocados, sechs Schachteln Pasta, Sellerie, Pflaumen, zwei große Flaschen Fruchtsaftgetränke. Sie fragte sich, ob er wohl eine Party plante, zu der sie nicht eingeladen war, bis ihr einfiel, dass er mit Teenagern zusammenlebte.
    »Und?«, fragte sie. »Was hast du so gemacht?«
    Jetzt war er an der Reihe, einen Blick in ihren Wagen zu werfen, wo das einsame Netz Limetten lag.
    Connie wünschte sich, sie hätte etwas anderes gewählt.
    Und natürlich verriet seine Miene alles, als er sie wieder ansah – typisch, Limetten für ihren Gin Tonic. Sie war so betrunken gewesen; sie hatte schon auf dem Boot angefangen zu trinken auf eine Weise, die sie schnell ungesellig machte, und sie hatte weitergetrunken, bis sie mit dem Gesicht voran in ihr Essen gekippt war. Und was hatte sie in ihrem Wagen, um die Tatsache hervorzuheben, dass sie eine Säuferin war? Ein Netz Limetten. Connie dachte, sie würde aus lauter Verlegenheit gleich tot umfallen.
    »Ach, du weißt schon«, sagte er. »Das Übliche.«
    Das Übliche: was für eine Nicht-Antwort! Es war eine Abfuhr. Am besten zog Connie sich zurück. Sie musste akzeptieren, dass diese Beziehung, Freundschaft, was auch immer, nicht wiederzubeleben war. Aber sie wollte nicht.
    »Fährst du regelmäßig mit dem Boot raus?«, fragte sie.
    »Immer donnerstags und sonntags«, sagte er. »Ich muss mich ja um die Hummerfallen kümmern.«
    Die Hummerfallen – eine von ihnen hatte auch den Hummer enthalten, den Connie nicht gegessen, nicht einmal probiert hatte.
    »Mmm. Und was ist mit dem Galley? Bist du da noch mal gewesen?«
    Diese Frage beantwortete er nicht, und das bedeutete was? Dass er nicht mehr da gewesen oder dass er mit einer anderen Frau hingegangen war?
    »Wie geht es euch?«, wollte er wissen. »Wie geht’s Meredith?«
    Es überraschte Connie nicht, dass er sich nach Meredith erkundigte. Er liebte Meredith. Sie wusste es! Aber das war ihre eigene Schuld. Sie hatte Meredith zu beiden Verabredungen mitgeschleppt, und bei der zweiten hatten Meredith und Dan über die betrunkene Connie zueinander gefunden.
    »Mir geht’s prima«, sagte sie. »Meredith auch.« Lügen, alles Lügen. Sie waren am Ertrinken. Sie brauchten jemanden, der sie rettete. »Wir haben uns gewundert, dass du nicht mehr angerufen hast.« Es war eine gute Idee, fand Connie, durch die Benutzung des »Wir« Meredith mit einzubeziehen. Arme Meredith, die sich weigerte, das Haus zu verlassen. Connie hatte sogar vorgeschlagen, zur Messe zu gehen, damit sie eine Kerze für Leo anzünden konnte, aber auch das hatte Meredith abgelehnt.
    Dan lächelte. »Warum ich nicht mehr angerufen habe? Na ja, mir schien, ihr Mädels hättet alle Hände voll zu tun.«
    »Das haben wir«, bestätigte Connie. »Wir haben alle Hände voll zu tun mit unserer Verzweiflung und Trauer und Einsamkeit. Deshalb vermissen wir dich ja auch. Mit dir war es lustig. Ich habe Meredith nicht mehr so lächeln sehen, seit … «
    »Na gut«, sagte er.
    »Und außerdem mag ich dich.« Das war, wusste Connie, ein kühnes Eingeständnis, aber sie hoffte auf eine positive Wirkung – die Barriere des Smalltalk war damit durchbrochen. Sie würde sagen, was sie auf dem Herzen hatte. »Ich dachte, du würdest anrufen; ich dachte, wir würden uns wiedertreffen.«
    »Möchtest du das denn?«, fragte Dan.
    »Ja«, sagte Connie.
    Dan nickte nachdenklich. »Ich finde, du bist eine sehr schöne Frau, Connie. Und ich weiß, dass du vor kurzem deinen Mann verloren hast, und ich kenne den Schmerz, den du durchlebst … «
    »Es geht auch um meine Tochter«, warf Connie ein. »Sie spricht nicht mehr mit mir. Wir hatten ein Zerwürfnis nach Wolfs Tod.« Connie fasste es nicht, dass sie hier in Gang zehn des Supermarktes mit ihrer Lebensbeichte herausplatzte. »Ich glaube, wenn meine Tochter sich nicht von mir abgewendet hätte, ginge es mir viel besser … «
    »Das kann ich auch nachvollziehen«, sagte Dan.
    »Wirklich?«
    »Mein Sohn Joe hat sich ein paar Wochen nach Nicoles Tod mit meinem Pick-up in Richtung Westküste

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