Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
Vom Netzwerk:
Beisetzung.«
    »Dann ist die ganze Familie vertreten?«, fragte
Christoph.
    »Ja, einschließlich meines Vaters.«
    Als sie das Wohnzimmer betraten, brach die
Unterhaltung sofort ab. Telse Nommensen und der alte Frederiksen saßen traut
nebeneinander auf dem Dreisitzer, während der kleine Oluf auf dem Zweisitzer
stand und sich beim Erscheinen der beiden Polizisten in die Arme seiner Mutter
flüchtete.
    Bengt Frederiksen musste in einem Sessel gesessen
haben. Dort stand eine Tasse Kaffee. Daneben lag ein Collegeblock. »Ich habe
schon gesagt, dass es im Augenblick nicht passt, da wir über die Beerdigung
sprechen«, sagte er den anderen.
    »Hat das Zeit bis ein anderes Mal?«, fragte Telse
Nommensen. Sie trug einen hellgrauen Kaschmirpullover, auf dem eine lange Kette
mit großen Bernsteinen lag.
    »Wir kommen immer ungelegen«, sagte Große Jäger, sah
sich um und nahm ungefragt auf dem zweiten Sessel Platz.
    Notgedrungen zeigte der junge Frederiksen auf seine
Sitzgelegenheit, sagte »Bitte« zu Christoph, griff rasch zum Collegeblock und
setzte sich neben seine Frau.
    »Es trifft sich gut, dass Sie alle hier versammelt
sind«, sagte Große Jäger. »Wir möchten mit Ihnen ein wenig plaudern.« Er zeigte
auf den Block, den Bengt Frederiksen sichergestellt hatte. »Schmieden Sie
Zukunftspläne? Oder geht das Unternehmen doch an Innig & Raub? Dann hätte
Inga Matzen recht behalten.«
    »Das ist eine Geschmacklosigkeit«, empörte sich Telse
Nommensen.
    »Die Verteilung des Erbes ist eine entscheidende
Frage«, fuhr Christoph dazwischen. »Finanzielle Motive sind häufig
ausschlaggebend für einen Mord. Doch wir suchen nicht nur in der Familie. Haben
Sie mit Volker Innig und Matthias Raub gesprochen?«, fragte Christoph
Frederiksen junior.
    »In meinem Auftrag«, schaltete sich Telse Nommensen
ein. »Bengt hat den beiden Herren angekündigt, dass wir die Zusammenarbeit
nicht fortsetzen werden. Die Geschäfte werden neu strukturiert. Da ist kein
Platz mehr für die Makler.«
    »Sie kappen damit Ihren eigenen Ast? Schließlich
gehört Innig & Raub über den Treuhandvertrag Ihnen.«
    »Wir werden das komplizierte Geflecht, das mein Mann
geschaffen hat, entwirren.«
    »Wie haben die beiden Herren reagiert?«
    »Mit purem Entsetzen«, erklärte Bengt Frederiksen.
»Die hatten andere Vorstellungen von der Zukunft. Mein Schwiegervater soll
erste Verhandlungen über den Verkauf des Unternehmens mit ihnen geführt haben.
Das ist lächerlich, da beide nahezu mittellos sind. Und in der heutigen Zeit
finden Sie garantiert keine Geldgeber oder Investoren.«
    »Die Zukunft des Unternehmens wird in Ihren Händen
liegen.« Es war eine Feststellung von Christoph.
    Bevor der junge Frederiksen antworten konnte, mischte
sich Telse Nommensen ein. »Das werden wir sehen. Ich möchte nicht den zweiten
oder dritten Schritt vor dem ersten machen. Im Augenblick sind wir noch in der
Sichtungsphase, um uns einen Überblick zu verschaffen. Tatsache ist, dass sich
vieles ändern wird.«
    Mit dieser Entscheidung waren auch alle Hoffnungen der
beiden Immobilienmakler zerstört, dachte Christoph. Volker Innig hatte nie zu
seinem engeren Kreis von Verdächtigen gehört, aber Matthias Raub hatte gleich
mehrere Motive. Und als die Beamten auf den Koffer gestoßen waren, enthielt er
den Treuhandvertrag über die verdeckten wahren Eigentumsverhältnisse an der
Immobiliengesellschaft.
    »Eine der ungelösten Fragen in diesem Fall war, wie
der Koffer von der Vogelkoje in die Wohnung der jungen Frederiksens gekommen
ist. Sie«, dabei sah Christoph Bengt Frederiksen an, »haben den Koffer aus
Thies Nommensens Büro mitgenommen. Wollen Sie die Aussage korrigieren?«
    »Warum sollte ich? Es ist die Wahrheit.«
    »Wir haben lange gerätselt«, fuhr Christoph fort.
»Niemand wollte den Koffer aus dem Radlader mitgenommen haben. Warum? Welchen
brisanten Inhalt hatte der Koffer?«
    »Das würde ich auch gern wissen«, pflichtete ihm der
alte Frederiksen bei.
    »Ich weiß es jetzt«, sagte Christoph und sah der Reihe
nach die Anwesenden an.
    »Ich auch«, meldete sich der kleine Oluf zu Wort. Alle
lachten. Nur bei einer Person klang das Lachen gekünstelt.
    Mit einem Seitenblick nahm Christoph wahr, dass Große
Jäger ihm im Augenblick nicht folgen konnte. Es war selten, dass der Oberkommissar
nicht den gleichen Gedanken verfolgte.
    »Was war denn nun in diesem dummen Koffer?«, fragte
Bengt Frederiksen.
    »Der Kommissar wird es uns erzählen«, mischte sich
Telse

Weitere Kostenlose Bücher