Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
Vom Netzwerk:
selbst übertroffen.«
    Große Jäger rieb sich das Ohr, bis es rot war, und
verzog dabei das Gesicht zu einer schauerlichen Grimasse.
    Mommsen nickte. »Stimmt. Das Ohr hat mir wehgetan.
Frau Doktor Braun hat sich nicht nehmen lassen, mir die Ergebnisse persönlich
durchzugeben. Ich habe mir nicht nur anhören müssen, wie dünn die Personaldecke
in der naturwissenschaftlichen Kriminaltechnik ist, sondern dass man im Zuge
der Sparmaßnahmen das Personal noch weiter ausdünnen will. Außerdem war sie
pikiert. Ihre Mitarbeiter würden Unmögliches bewegen, um schnell an die
Resultate zu kommen, und auf der Urlaubsinsel …«
    »Hat sie das wirklich gesagt?«, fragte der
Oberkommissar dazwischen.
    Mommsen nickte. »Die höheren Dienstgrade würden hier
auf Föhr lustwandeln. Deshalb stellte sie in Frage, ob sie mir die Analysedaten
überhaupt geben sollte.«
    »Du hast ihr mit deinem bei Frauen unwiderstehlichen
Charme die Angaben aber doch entlocken können?«
    »Sicher«, sagte Mommsen. »Ich staune darüber, mit
welchem Instinkt Christoph die richtigen Vermutungen angestellt hat.« Er legte
Christoph und Große Jäger den Ausdruck vor.
    Die beiden beugten sich über das Papier. Große Jäger
pfiff anerkennend durch die Zähne und klopfte Christoph auf die Schulter.
»Gratulation.«
    Christoph las das Dokument noch einmal. Seine
Vermutung war bestätigt worden. Es gab eine hohe Übereinstimmung in den DNA -Ketten zwischen dem kleinen Oluf und
Thies Nommensen, und zwar mehr, als man bei einem sehr engen
verwandtschaftlichen Verhältnis zwischen Enkel und Großvater erwarten durfte.
Das Mordopfer war mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nur der Opa. Und
noch etwas war auffällig. Zu Ingwer Frederiksen, dem zweiten Großvater, ließ
sich keine Ähnlichkeit der DNA -Ketten
feststellen.
    »Das bedeutet«, folgerte Große Jäger, nachdem die drei
Beamten sich das Resultat noch einmal gemeinsam angesehen und diskutiert hatten,
»dass die Frederiksen’sche Seite nicht im Erbgut vertreten ist.« Dann beschloss
der Oberkommissar, dieses wichtige Ergebnis der Ermittlungsarbeit mit einer
oder mehreren Zigaretten zu feiern.
    »Halt«, stoppte ihn Mommsen. »Anna hat sich gemeldet.«
Er sah auf die Uhr. »Jetzt ist es ohnehin zu spät. Sie hatte den Auftrag deiner
Mutter, ein gemeinsames Mittagessen in der Stadt zu organisieren. Deine alte
Dame hatte das angeordnet und gemeint, es wäre hilfreich und wichtig zugleich,
wenn wir alle zusammen in der Mittagspause die Zwischenergebnisse diskutieren
und sie uns ein paar Ratschläge erteilen könnte.«
    Entgeistert winkte der Oberkommissar ab. »Wie gut
haben es Fische. Die schlüpfen aus Eiern und haben keinen Bezug zu ihrer
Mutter. Ich glaube, seit der Erbsünde sind wir Menschen nicht nur mit dem
babylonischen Sprachgewirr bestraft.« Dann entschwand er vor die Tür, während
Christoph sich erneut in die DNA -Analysen
vertiefte.
    Gemessen an der gefühlten Zeit, die Große Jäger vor
der Tür verbracht hatte, musste der Oberkommissar eine ganze Packung Zigaretten
geraucht haben. »Bist du nun klüger?«, fragte er bei seiner Rückkehr.
    »Sehr viel«, entgegnete Christoph. »Damit wäre der
Beweis erbracht, dass Nichtrauchen bildet.«
    »Mit einer solch dürftigen Indizienkette kommst du vor
keinem Gericht durch.«
    »Doch«, lächelte Christoph. »Dr. Herrmann vom
Landgericht Kiel ist ein fast schon militanter Nichtraucher. Wenn der den
Vorsitz führt, hast du schon verloren.«
    »Ich werde Buße tun«, sagte Große Jäger, »und uns
jetzt zur Villa Nommensen fahren. Ich nehme an, dass du dort mit deinen
nächsten Verhören beginnen willst.«
    In dem weißen Haus in der Wohngegend für gut situierte
Einwohner ging es lautstark her. Die offenbar erhitzte Diskussion drang bis vor
die Haustür. Erst nach dem zweiten Klingeln erschien Bengt Frederiksen und sah
erstaunt die beiden Polizisten an. »Sie schon wieder?«, fragte er.
    »Mit ein wenig Pech für Sie und ein wenig Glück für
uns werden Sie sich an die tägliche Begegnung mit Uniformträgern gewöhnen
müssen. Die Beamten in der Justizvollzugsanstalt tragen auch Uniform«, erklärte
Große Jäger.
    »Was soll das heißen?«
    »Der Täter wird eingelocht. Das ist das Ziel unserer
Ermittlungsrallye. Wollen Sie gleich mitkommen? Dann müssen wir die lebhafte
Runde da drinnen nicht stören.«
    »Kommen Sie mit«, knurrte der junge Frederiksen,
»obwohl es stört. Wir besprechen gerade die Formalitäten der

Weitere Kostenlose Bücher