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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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hieb Große Jäger mit der flachen Hand auf das Lenkrad,
dass Christoph befürchtete, es würde zerbrechen. »Scheiße!«, sagte er, um sich
nach einem Moment zu wiederholen. Ohne Christoph anzusehen, fragte er: »Ein
Schlaganfall?«
    »Ja.«
    »Scheiße! Immer erwischt es die Falschen.«
    »So etwas wünscht man niemandem.« Christoph legte
behutsam seine Hand auf Große Jägers Oberarm, weil er bemerkt hatte, dass seine
Worte wie eine Belehrung klangen.
    Große Jägers Stimme klang zornig. »Die Föhringer sind
sich aber einig, dass es den Richtigen erwischt hat.« Mit dem Ärmel wischte er
sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. »Das ist nur … Es zieht hier im Auto«,
erklärte er Christoph. Dann kramte er in den Taschen seiner Jeans, zog eine
zerknautschte Zigarettenpackung hervor und steckte sich eine Zigarette an. Tief
und geräuschvoll sog er den Qualm in seine Lungen.
    Christoph ließ ihn ausnahmsweise gewähren, obwohl er
es sonst nicht duldete, dass im Fahrzeug geraucht wurde.
    Nach mehreren Zügen zeigte ihm Große Jäger den
brennenden Glimmstängel. »Der Chef hat auch ständig geraucht«, erklärte er.
    »Wir haben jetzt die Verbindung zwischen Ingwer
Frederiksen und dem Toten aufgedeckt. Nommensen hat ihn nicht nur in die
Insolvenz getrieben, sondern war auch der Schwiegervater von Frederiksens Sohn
Bengt. Mich würden noch mehr Verbindungen interessieren. Warum besucht
Frederiksen regelmäßig Ute Hoogdaalen? Ist es wirklich nur alte Verbundenheit,
weil er frührer einmal der Chef ihres Mannes war?«
    »Da wartet noch viel Arbeit auf uns«, knurrte Große
Jäger und startete den Motor.
    Christoph rief Mommsen an.
    »Die Fährverbindung ist auf unbestimmte Zeit
eingestellt«, gab der Kommissar einen Lagebericht ab. »Das liegt unter anderem
daran, dass für den nördlichen Landesteil ein absolutes Fahrverbot erteilt
wurde. Die Rettungskräfte kommen nicht mehr dagegen an, liegen gebliebene
Autofahrer frei zu schaufeln. Auf der A 7 zwischen der Rader Hochbrücke
und Flensburg ist der Verkehr vollends zum Erliegen gekommen. Die Hilfsdienste
bemühen sich, die Eingeschneiten mit heißen Getränken und Decken zu versorgen.«
    »Wie lange soll das noch anhalten?«, fragte Christoph.
    »Es gibt Prognosen, dass sich der Sturm gegen Abend
legen soll. Dann bleibt es abzuwarten, wie sich die Lage gestalten wird. Ich
gehe davon aus, dass man frühestens morgen einen Überblick hat und sich die Situation
dann allmählich entspannen wird.«
    »Das würde bedeuten, wir sind noch einen ganzen Tag
auf uns allein gestellt.«
    Mommsen teilte Christophs Befürchtungen.
    »Andererseits bedeutet es, dass der Täter Föhr auch
nicht verlassen kann«, erklärte Große Jäger, nachdem Christoph ihn kurz
informiert hatte. »Das ist wie bei Agatha Christie.«
    Christoph schenkte dem Oberkommissar ein breites
Lächeln. »Deine Phantasie.«
    Auch Mommsen hatte die Anmerkung mitgehört. »Mit einem
privaten Schiff ist derzeit kein Durchkommen. Die Fähre liegt im Hafen. Und
Fliegen ist auch nicht möglich. Übrigens … Da war Nommensen auch engagiert, wie
ich in Erfahrung bringen konnte. Er hat einen Pilotenschein und nannte zwei
Maschinen sein Eigen. Er ist Charter geflogen und hat sich mit der Idee
getragen, während der Saison einen regelmäßigen Verkehr zum Flughafen Wyk
einzurichten. Das hat bei einer Reihe von Leuten viel Widerstand geweckt. Nicht
nur bei Naturschützern und Bewahrern der Idylle.«
    »Gibt es Namen?«, fragte Christoph.
    »Noch kann ich keinen nennen«, gestand Mommsen. »Dafür
haben wir die Bestätigung der Aussage Frederiksens, dass von Nommensens Handy
der Anschluss Hoogdaalen gestern um halb fünf angewählt wurde. Leider lässt
sich der Standort des Mobiltelefons nicht exakt lokalisieren. Föhr, aber
genauer ist nicht möglich. Das liegt an der geringen Dichte an Funkzellen.«
    »Wurden noch …«
    »Habe ich auch recherchiert«, unterbrach Mommsen. »Es
gab einen Anruf im Büro. Weitere Gespräche wurden nicht vom Handy geführt.
Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Nommensen ein viel beschäftigter
Geschäftsmann war. Da sollte man vermuten, dass er im Laufe eines Tages eine
Reihe von Telefonaten führt.«
    »Und wenn er sich irgendwo aufgehalten hat, wo es
einen Festnetzanschluss gibt?«
    »Über seine gestriges Bewegungsschema konnte ich noch
nichts in Erfahrung bringen«, sagte Mommsen.
    »Wurde Nommensen auf seinem Handy angerufen?«, fragte
Christoph.
    »Auch darüber wissen wir noch

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