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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nichts. Wenn es
vergebliche Versuche waren, so werden diese nicht aufgezeichnet. Das können wir
nur ermitteln, wenn wir im Besitz des Handys sind. Ich habe schon in Auftrag
gegeben, den Standort des Handys zu lokalisieren. Das geht aber nur, wenn es
benutzt wird. Und das scheint seit gestern nicht mehr der Fall zu sein. Der
Anruf bei Hoogdaalen war der letzte Kontakt.«
    »Wissen wir, wer im Besitz eines Schlüssels für den
Übergang zur Vogelkoje war?«
    »Da bin ich noch nicht weitergekommen«, bedauerte
Mommsen. »Wie wollt ihr weiter vorgehen?«
    »Ich möchte mir Nommensens Betrieb ansehen. Vielleicht
können wir dort etwas in Erfahrung bringen«, sagte Christoph.
    Der Weg schien bei diesem Wetter unendlich weit,
obwohl Wyk eine kleine, gemütliche und übersichtliche Stadt war. Wenn nicht die
Ausnahmesituation eines solchen Unwetters herrschte, war es ein Vergnügen, alle
Wege zu Fuß zurückzulegen. Und wer sich auskannte, musste nicht einmal durch
die Straßen mit den gepflegten Häusern und angelegten Gärten gehen, sondern
nutzte die urwüchsig angelegten Wege im bewaldeten »Grünstreifen«, wie der mit viel
Phantasie als kleines Wäldchen anzusehende Bereich genannt wurde.
    Der Betrieb befand sich im Gewerbegebiet am anderen
Ende der Stadt. An der Zufahrt zum Areal befanden sich zwei Verbrauchermärkte,
auf deren Parkplätzen gähnende Leere herrschte. Am Ende der Straße bogen sie
nach links ab und fanden kurz darauf am Kohharder Weg das Firmengelände.
    Es sah aus, als hätte jemand versucht, den Parkplatz
vor dem Gebäude von den Schneemassen zu räumen, den Versuch dann aber wieder
aufgegeben. Unter einem weißen Hügel verbargen sich zwei Autos. Es war nicht
erkennbar, um was für Modelle es sich handelte.
    Nach Betätigung der Türglocke öffnete ihnen eine Frau
mit langen blonden Haaren. Sie hatte ein schmales Gesicht, eine zu spitze Nase
und sah sie aus übernächtigten Augen an.
    »Bitte?«, fragte sie.
    »Polizei. Wir möchten gern mit dem Betriebsleiter
sprechen.«
    Unter dem Kragen ihres dicken rostbraunen
Rollkragenpullovers war die Schluckbewegung deutlich zu erkennen.
    »Sie kommen wegen Herrn Nom…« Sie brach mitten im Satz
ab.
    Christoph nickte. »Wir haben ein paar Fragen.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie zögerlich und
forderte die Beamten auf, zunächst erst einmal einzutreten.
    Das Foyer, in dem sie standen, war von schmuckloser
Zweckmäßigkeit. Die grau gesprenkelten Fliesen schienen noch die
herausragendsten Farbtupfer zu sein.
    Die Frau schien zu überlegen. »Wollen Sie mit Herrn
Thönnissen sprechen?«, fragte sie schließlich.
    »Ist das der Vertreter von Herrn Nommensen?«, wollte
Christoph wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Herr Thönnissen ist
der Disponent. Aber sonst ist niemand im Büro. Nur noch Herr Frederiksen.«
    »Der Senior oder der Schwiegersohn von Herrn
Nommensen?«
    »Bengt Frederiksen. Was sollte Ingwer auch hier.«
    Sie ging schweigend voraus. Das Büro, in das sie die
Beamten führte, war mit Schreibtischen vollgestellt, sodass kaum Platz für die
Mitarbeiter zu sein schien. Heute waren nur zwei anwesend. In der Mitte des
Raumes stand ein Mann mit aufgerollten Hemdsärmeln, hatte eine Pfeife zwischen
den Zähnen, hielt einen Telefonhörer in der rechten Hand und gestikulierte wild
mit der anderen. Sein rundes Gesicht glühte förmlich unter dem rotblonden
Haarschopf. Er warf einen kurzen Blick auf die Neuankömmlinge, um sofort wieder
ins Telefon zu brüllen. »Begreift ihr das nicht? Bärbel ist eingeschneit,
Hinnerk ist mit dem Unimog irgendwo zwischen Alkersum und Oldsum, Wolfgang
sagt, er kommt nicht aus Utersum raus, und ihr … Nun halt endlich die Klappe.
Ich kann nicht hexen. Die Stadt schreit danach, dass wir die Straßen räumen,
die Amtsverwaltung will, dass wir die Landesstraße frei kriegen. Und auf der
Promenade schlittern die Touris.« Dann schwieg er eine Weile, bis er den Hörer
wütend zurücklegte. »Du kannst mich mal …«, rief er zornig.
    »Das ist Herr Thönnissen«, stellte die junge Frau vor.
Christoph wollte auf den Mann zugehen, als das Telefon erneut klingelte. »Was
ist?«, rief Thönnissen in den Hörer, ohne sich mit Namen zu melden. »Tut mir
leid, Hauke, aber ich habe schon zwei Lkw mit Räumschildern losgeschickt. Bei
diesem Scheißwetter bleiben selbst die stecken.« Dann knallte er den Hörer
wieder auf die Basisstation.
    »Ich hab jetzt keine Zeit«, knurrte er Christoph an.
    »Die Herren sind von der

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