Inseln im All -: Roman (German Edition)
hineinschieben konnte. Innerhalb der größeren Röhre befand sich eine starke Feder, die an beiden Röhren innen befestigt war. Außen endete das größere Rohr in einem Griff, das kleinere in einem tiefen Gummipolster. Das war alles. Wenn man sich fortbewegen wollte, dann stemmte man einfach das satte Gummipolster gegen die nächste Wand, so dass die Feder zusammengedrückt wurde. Durch den Rückstoß wurde man dann in der entgegengesetzten Richtung vorwärtsgetrieben. Und wenn man dort ankam, wo man hinwollte, dann ließ man den Anprall durch die Feder abmildern und kam so zum Stillstand. Wenn man dagegen versuchte, das Aufprallen mit den bloßen Händen abzufangen, so ergab das meistens verstauchte Handgelenke.
Es war freilich nicht ganz so leicht, wie es sich anhört; denn wenn man nicht aufpasste und beim Anprall das Gummipolster nicht rechtzeitig abhob, dann konnte es einem passieren, dass man durch die Kraft der zurückschnellenden Feder geradewegs wieder dahin zurückschwebte, wo man hergekommen war.
Es verging eine ziemliche Zeit, bis ich herausbekam, was dem Kommandanten geschehen war. Die Narbe hatte er als junger Mann bei einem ganz gewöhnlichen Autounfall davongetragen. Aber der Verlust der Beine – das war eine andere Geschichte. Es war geschehen, als er an der ersten Merkurexpedition teilgenommen hatte. Er war anscheinend ein sehr aktiver, hervorragender Sportsmann gewesen; deshalb musste der Verlust seiner Beine ein viel schwererer Schlag für ihn gewesen sein als für die meisten anderen Menschen. Es war ganz offensichtlich, warum er sich für den Dienst auf der Station gemeldet hatte; sie war der einzige Ort, wo er kein Krüppel war. Im Gegenteil – hier war er dank seiner kraftvollen, muskulösen Arme vielleicht der beweglichste Mann in der ganzen Station. Er lebte hier schon seit zehn Jahren, und er würde nie mehr zur Erde zurückkehren, wo er wieder hilflos gewesen wäre. Er besuchte auch nie eine der anderen Raumstationen, wo es eine künstliche Schwerkraft gab, und niemand war auch jemals so taktlos oder stupide, ihm eine solche Reise vorzuschlagen.
Es befanden sich ungefähr hundert Männer an Bord der Inneren Station. Zehn davon waren Lehrlinge, die nur ein paar Jahre älter waren als ich. Zuerst passte es ihnen nicht ganz, dass sie sich mit mir abgeben mussten, aber nachdem ich dann einmal einen Kampf mit Ronnie Jordan ausgefochten hatte, war alles in Ordnung, und sie nahmen mich in ihre Gemeinschaft auf.
Der älteste Lehrling war ein hochgewachsener, ruhiger Kanadier namens Tim Benton. Er sprach nie viel, aber wenn er etwas sagte, hörte jeder genau zu. Er war es auch, der mich mit dem Leben auf der Inneren Station näher vertraut machte, nachdem Kommandant Doyle mich ihm mit ein paar erklärenden Worten übergeben hatte.
»Ich nehme an, du weißt, was wir hier oben zu tun haben, wie?«, sagte er zweifelnd, nachdem der Kommandant uns allein gelassen hatte. »Ihr tankt die Raumschiffe auf und repariert und überholt sie.«
»Ja, das ist unsere Hauptarbeit. Die anderen Stationen – die weiter draußen – haben noch eine Menge andere Aufgaben, aber das soll uns im Augenblick nicht kümmern. Eine wichtige Sache möchte ich dir gleich jetzt erklären. Die Innere Station besteht in Wirklichkeit aus zwei Teilen, die etwa drei Kilometer voneinander entfernt sind. Komm mal mit und schau dir die Sache an.«
Er zog mich zu einer Fensterluke hinüber, und ich spähte hinaus. Dort drüben – scheinbar so nahe, dass man glaubte, es mit Händen greifen zu können – schwebte vor dem Hintergrund der Sterne ein riesiges Schwungrad. Es drehte sich langsam um seine Achse, und während es rotierte, konnte ich sehen, wie sich das Sonnenlicht in seinen Beobachtungsluken spiegelte. Unwillkürlich verglich ich seine glatte Kompaktheit mit dem losen offenen Gitterwerk der Station, in der ich stand – oder, besser gesagt, schwebte. Das große Rad hatte eine hohle Achse. Aus seinem Zentrum ragte ein langer schmaler Zylinder hervor, der in einer seltsamen Konstruktion endete, deren Zweck ich nicht gleich begreifen konnte. Ein Raumschiff manövrierte gerade langsam darauf zu.
»Das ist die Wohnstation«, sagte Benton. »Sie ist nichts anderes als ein Hotel. Du siehst, dass sie sich dreht. Auf diese Weise wird durch die Zentrifugalkraft im Randbezirk der Drehscheibe das Gefühl normaler Erdschwere erzeugt. Wir gehen nur selten dort hinüber; wenn man sich einmal an die Schwerelosigkeit gewöhnt hat,
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