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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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nicht!«
    »Gut; dann also vorwärts.«
    Während mir Tim zeigte, wie man in einen solchen Anzug hineinkam, beantwortete er meine Frage.
    »Natürlich muss man vorher gründlich ausgebildet werden, ehe man so einen Anzug richtig handhaben kann. Aber das sollst du jetzt auch gar nicht erst versuchen. Du steigst hinein, rührst dich nicht, und ich werde dich hinter mir herziehen. Du bist da drin genauso sicher wie in der Station, solange du nicht an den Kontrollschaltern herumspielst. Für alle Fälle werde ich sie vorher ausschalten.«
    Das passte mir nun auch wieder nicht recht, aber ich sagte nichts. Schließlich musste er wissen, was er tat.
    Die meisten Menschen denken bei dem Wort »Raumanzug« an so eine Art Taucheranzug, mit dem man gehen und seine Gliedmaßen bewegen kann. Solche Anzüge gibt es natürlich auch; man benutzt sie zum Beispiel auf dem Mond. Aber auf einer Raumstation, wo es keine Schwerkraft gibt, nützen die Beine ohnehin nicht viel, weil man sich draußen nur mit Hilfe von kleinen Raketentriebwerken bewegen kann.
    Deshalb bestand der untere Teil des Anzugs einfach aus einem starren Metallzylinder. Als ich hineinstieg, fand ich, dass ich meine Füße nur dazu benutzen konnte, ein paar Fußpedale zu bedienen; jetzt aber vermied ich es sorgfältig, sie zu berühren. Ein kleiner Sitz war innen angebracht, und das obere Ende des Zylinders wurde von einer transparenten Kuppel abgeschlossen, die eine gute Sicht erlaubte. Direkt unter meinem Kinn war ein kleines Armaturenbrett mit ein paar Knöpfen und Skalen angebracht. Wenn ich mit irgendetwas außerhalb des Anzugs hantieren wollte, konnte ich meine Arme in ein Paar flexible Ärmel hineinstecken. Sie endeten in Handschuhen, die ziemlich plump und unbeholfen aussahen, aber man konnte mit ihnen doch viele und sogar auch ziemlich schwierige Arbeiten ausführen.
    Tim betätigte ein paar Schalter an meinem Anzug; dann klappte er die Sichtkuppel über meinen Kopf herunter und befestigte sie mit den Halteklammern. Dann wählte er einen Anzug für sich selbst aus und stieg hinein, nachdem er ihn durch ein Nylonseil mit meinem verbunden hatte.
    Die innere Tür der Luftschleuse schloss sich hinter uns mit einem dumpfen Schlag, und ich hörte dann das Vibrieren der Pumpen, als die Luft aus der Schleuse herausgesaugt wurde. Die Ärmel meines Anzugs begannen sich etwas zu versteifen. Tim rief mich an; seine Stimme klang ein wenig verzerrt, als sie durch die beiden Kuppelhelme hindurch an mein Ohr tönte.
    »Ich schalte das Radio noch nicht ein; du müsstest mich vorläufig auch so noch hören können. Pass auf!« Dann begann er mit der üblichen Verständigungskontrolle der Funker: »Achtung, Hörprobe! Eins – zwei – drei – vier – fünf …«
    Etwa bei »fünf« begann seine Stimme schwächer zu werden. Als er bei »neun« angelangt war, konnte ich überhaupt nichts mehr hören, obwohl ich sah, dass sich seine Lippen immer noch bewegten. Die absolute Stille wirkte ganz unheimlich, und ich war froh, als ich seine Stimme endlich aus dem Lautsprecher in meinem Anzug ertönen hörte:
    »Ich öffne jetzt die Außentür. Halt still und rühr dich nicht! Alles, was notwendig ist, werde ich tun.«
    In gespenstischer Lautlosigkeit schwang die große Tür langsam nach innen auf, und ich spürte einen leisen Ruck, als die letzten Luftreste entwichen. Draußen sah ich in der schwarzen Tiefe des Raumes hell strahlende Sterne, und an einer Seite konnte ich gerade noch den dunstigen Rand der Erdscheibe sehen.
    »Fertig?«, fragte Tim.
    »Fertig«, antwortete ich – und ich hoffte, dass das Mikrofon meine Nervosität nicht verraten würde.
    Das Schleppseil ruckte an, als Tim seine Raketendüsen einschaltete, und wir trieben aus der Schleuse hinaus. Es war ein unheimliches Erlebnis, aber trotzdem hätte ich es um nichts in der Welt missen mögen. Obwohl natürlich die Worte »oben« und »unten« hier völlig bedeutungslos waren, schien es mir doch, als schwebten wir aus einem Loch in einer großen Metallwand heraus, während tief unter uns in ungeheurer Entfernung die Erde lag. Mein Verstand sagte mir, dass ich vollkommen in Sicherheit wäre, aber alle meine Instinkte riefen mir zu: »Du wirst achthundert Kilometer tief hinabstürzen!«
    Da die Erde den halben Himmel ausfüllte, war es tatsächlich schwierig, nicht zu denken, dass sie »unten« sei. Im Moment befanden wir uns außerhalb des Erdschattens im grellen Sonnenlicht und zogen über Afrika hinweg. Ich konnte

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