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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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ihn gegen die Wand. Ich beobachtete in hilfloser Erregung, wie er sich wehrte, um nicht gegen das Loch angesaugt zu werden. Und dann – so plötzlich, wie er eingesetzt hatte – hörte der schrille Pfeifton auf. Norman hatte es geschafft und die Scheibe über das Leck geschoben.
    Jetzt erst wandte ich mich zurück, um zu sehen, was wohl der Kommandant inzwischen getan hatte. Zu meinem Erstaunen saß er immer noch ruhig an seinem Platz. Außerdem entdeckte ich ein Lächeln auf seinem Gesicht und eine Stoppuhr in seiner Hand. Ein schrecklicher Verdacht regte sich in mir – ein Verdacht, der in den nächsten Sekunden zur Gewissheit wurde. Auch die anderen starrten ihn an, und ein eisiges Schweigen herrschte im Raum. Dann hustete Norman und rieb sich ostentativ seinen Ellbogen, den er sich beim Anprall an der Wand angeschlagen hatte. Ich bin überzeugt: wenn es möglich gewesen wäre, im Zustand der Schwerelosigkeit zu hinken, dann hätte er auch das noch getan, während er auf seinen Platz zurückkehrte. Der Kommandant aber lächelte immer noch. »Es tut mir leid, dass Sie sich wehgetan haben, Norman«, sagte er dann. »Ich muss Ihnen aber wirklich zu der Schnelligkeit gratulieren, mit der Sie reagiert haben. Sie haben nur fünf Sekunden gebraucht, um das Leck abzudichten – eine sehr gute Zeit, wenn man berücksichtigt, dass Ihnen die anderen alle im Weg waren.«
    »Danke, Sir«, sagte Norman ziemlich spitz; offensichtlich passte es ihm gar nicht, dass man zur Abwechslung einmal ihm einen Streich gespielt hatte. »Aber war das nicht ein ziemlich gefährlicher Test, den Sie da mit uns angestellt haben?«
    »Durchaus nicht. Wenn Sie sich für die technischen Einzelheiten interessieren – da draußen ist ein etwa zehn Zentimeter dickes Rohr aufgesetzt, das durch einen Sperrhahn am anderen Ende verschlossen werden kann. Tim sitzt dort draußen in einem Raumanzug daneben, und wenn es uns nicht gelungen wäre, das Loch innerhalb von zehn Sekunden abzudichten, dann hätte er den Hahn geschlossen und den Luftstrom abgesperrt.«
    »Wie wurde denn das Loch gemacht?«, fragte jemand.
    »Durch eine kleine Sprengladung – eine ganz kleine«, erwiderte der Kommandant. Sein Lächeln war inzwischen verschwunden, und er sah uns ernst an. »Ich habe diese Sache nicht nur aus Spaß veranstaltet. Eines Tages bekommt ihr es vielleicht mit einem wirklichen Leck zu tun, und dann werdet ihr wissen, wie ihr euch zu verhalten habt. Wie ihr gesehen habt, kann ein Loch von dieser Größe einen ganz hübschen Luftzug verursachen, und ein Raum wie dieser würde sich in einer halben Minute leeren. Aber man kann leicht damit fertigwerden, wenn man schnell handelt und nicht die Nerven verliert.«
    Er wandte sich an Karl Hasse, der immer in der ersten Reihe saß – wie es sich für ihn als Musterschüler ja gehörte.
    »Karl, ich habe bemerkt, dass Sie der Einzige waren, der sich nicht von der Stelle rührte. Warum?«
    Ohne zu zögern, antwortete Karl mit seiner trockenen, pedantischen Stimme:
    »Es war eine ganz einfache Schlussfolgerung von mir. Die Wahrscheinlichkeit, von einem größeren Meteor getroffen zu werden, ist unvorstellbar gering, wie Sie sagten. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, gerade dann von einem getroffen zu werden, nachdem Sie Ihren Vortrag darüber beendet hatten – nun, die war so überaus gering, dass es nahezu unmöglich war. Deshalb wusste ich, dass keine wirkliche Gefahr bestand und dass Sie nur irgendeinen Test durchführten. Aus diesem Grunde bin ich sitzen geblieben.«
    Wir alle schauten Karl an und kamen uns dabei ein wenig einfältig vor. Er hatte natürlich recht – wie er fast immer recht hatte; aber diese Tatsache steigerte seine Beliebtheit bei uns bestimmt nicht.
     
    Eine der aufregendsten Abwechslungen im Leben auf einer Raumstation ist die Ankunft der Postrakete von der Erde. Die großen interplanetarischen Schiffe mögen kommen und gehen – sie sind lange nicht so wichtig wie diese kleinen grellgelben Schiffe, durch deren Vermittlung die Mannschaften der Stationen mit der Heimat in Verbindung bleiben. Radiobotschaften sind ja ganz schön, aber sie sind nicht zu vergleichen mit einem Brief, geschweige denn einem Paket von der Erde.
    Das Postamt unserer Station war nur eine schmale Kammer neben einer der Luftschleusen, und gewöhnlich versammelte sich dort bereits eine kleine Menschenmenge, noch bevor die Rakete angekuppelt war. Sobald die Postsäcke an Bord kamen, wurden sie aufgerissen, und ihr Inhalt

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