Inseln im All -: Roman (German Edition)
Weise den Spaß an der Sendereihe, aber sie führten manchmal zu hitzigen Debatten über die Chancen, die ein Verbrecher im Weltraum haben könnte. Peter van Holberg, der den größten Teil seiner Freizeit damit verbrachte, Schmökerhefte zu lesen und die Abenteuerserien im Fernsehen anzuschauen, war überzeugt, dass sich bestimmt etwas machen ließe, wenn man dazu nur fest entschlossen wäre. Er vergnügte sich damit, alle erdenklichen Arten von raffinierten Verbrechen zu erfinden und uns dann zu fragen, was einen Mann wohl daran hindern könnte, sie erfolgreich auszuführen. Wir hatten alle das Gefühl, dass er seinen wahren Beruf verfehlt hatte.
Das letzte Abenteuer des Schwarzen Jarvis gab Peter besonders zu denken, und er wanderte fast einen ganzen Tag herum und überlegte dabei, welchen Wert wohl der Inhalt einer Raumstation für einen interplanetarischen Desperado haben könnte. Er kam auf eine ganz hübsche Summe. Und wenn Peter seine Gedanken nicht schon immer in diese Richtung hätte schweifen lassen, dann wäre ihm sicherlich das seltsame Benehmen der »Cygnus« gar nicht aufgefallen.
Außer den fahrplanmäßigen Raumkreuzern legten auch zwei- oder dreimal im Monat Schiffe an der Station an, die besondere Aufträge durchzuführen hatten. Gewöhnlich waren sie mit wissenschaftlichen Forschungsaufgaben beauftragt – manchmal auch mit einer wirklich aufregenden Unternehmung wie einer Expedition zu den äußeren Planeten. Aber was es auch sein mochte, jedermann an Bord der Station wusste darüber Bescheid.
Aber über die »Cygnus« konnte keiner viel sagen, außer dass sie in Lloyds Register als mittelgroßer Frachter geführt wurde und ziemlich bald aus dem Verkehr gezogen werden musste, da sie fast fünf Jahre lang ununterbrochen im Dienst gewesen war. Sie erregte wenig Aufsehen, als sie zur Station heraufkam und in etwa fünfzehn Kilometer Entfernung vor Anker ging – ja, dieser Ausdruck wurde immer noch gebraucht. Ein solcher Abstand war größer als gewöhnlich, aber das konnte auch bedeuten, dass sie einen übervorsichtigen Piloten hatte. Und dort blieb die »Cygnus« liegen. Alle Versuche, unsere Neugier zu befriedigen und herauszubekommen, was sie eigentlich vorhatte, scheiterten völlig. Die Mannschaft bestand nur aus zwei Mann; das wussten wir, weil sie in Raumanzügen herüberkamen, um sich beim Kontrolloffizier zu melden. Aber sie nannten kein Abfahrtsdatum und weigerten sich auch anzugeben, was sie vorhatten; das war zwar ungewöhnlich, aber nicht ungesetzlich.
Natürlich gab das Anlass zu den wildesten Spekulationen. Eine davon lief darauf hinaus, dass das Schiff heimlich von Prinz Edward gechartert worden wäre, der – wie jedermann wusste – schon seit Jahren versuchte, einmal in den Weltraum hinauszukommen. Anscheinend ließ das britische Parlament eine solche Reise nicht zu, weil die Leute glaubten, dass es für den Thronerben zu gefährlich sei, sein Leben mit einem solchen Zeitvertreib zu riskieren. Der Prinz allerdings war ein so entschlossener junger Mann, dass sich niemand sehr gewundert hätte, wenn er eines Tages in Verkleidung und als Mitglied einer Schiffsbesatzung auf dem Mars aufgetaucht wäre.
Aber Peter hatte eine viel unheimlichere Theorie. Die Ankunft eines geheimnisvollen Raumschiffs passte wunderbar zu seinen Ideen über interplanetarische Verbrechen. Wenn man eine Raumstation ausrauben wollte, so argumentierte er, wie sonst würde man das anfangen?
Wir lachten ihn aus und wiesen darauf hin, dass die »Cygnus« gerade ihr Bestes getan hätte, Verdacht zu erwecken, statt ihn von vornherein zu zerstreuen. Außerdem war sie nur ein kleines Schiff und konnte nicht viele Leute beherbergen. Offenbar bildeten die beiden Männer, die uns besucht hatten, die ganze Besatzung.
Aber Peter war mittlerweile von seinen eigenen Theorien schon so überzeugt, dass er Vernunftgründen nicht mehr zugänglich war, und da es uns Spaß machte, ließen wir ihn bei seiner Meinung und ermutigten ihn sogar noch darin. Aber wir nahmen ihn nicht ernst.
Die beiden Männer von der »Cygnus« kamen mindestens einmal täglich zur Station herüber, um nach Post von der Erde zu fragen und Zeitungen und Magazine im Aufenthaltsraum zu lesen. Das war durchaus natürlich, wenn sie nichts anderes zu tun hatten, aber Peter hielt das für höchst verdächtig. Nach seiner Ansicht wollten sie nur die Station auskundschaften.
»Wahrscheinlich«, sagte jemand ironisch, »damit sie später einer mit
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