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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sollte erst in zwei Tagen beginnen, wenn mit einem dritten Raumschiff die Schauspieler heraufkommen würden. Als bekannt wurde, dass der Star des Films niemand anders als Linda Lorelli war, gab es unter uns große Aufregung, wenn wir uns auch fragten, wie viel von ihrem Zauber durch einen ungefügen Raumanzug hindurch wirksam werden könnte. Ihr Partner war Tex Duncan in einer seiner üblichen Rollen als kampfharter, übermännlicher Held. Für Norman Powell war das eine aufregende Nachricht; denn er bewunderte Tex außerordentlich und hatte sogar ein Foto von ihm in seinem Spind.
    Alle diese Vorbereitungen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft waren natürlich eine willkommene Abwechslung für die Besatzung der Station, und wann immer jemand dienstfrei hatte, stieg er in seinen Raumanzug und flog zur »Cygnus« hinüber, um zu sehen, wie die Filmtechniker mit ihrer Arbeit vorwärtskamen. Sie hatten ihre Kameras ausgeladen, die auf kleinen Raketentriebwerken montiert waren, so dass man sie im Raum frei bewegen konnte. Das zweite Raumschiff wurde durch Anbringung von Kunststoffkuppeln, Panzertürmen und Geschützattrappen so umgewandelt, dass es – jedenfalls hoffte das die Panterra – wie ein Schlachtkreuzer aus einem anderen Sonnensystem wirken würde. Tatsächlich sah es sehr gefährlich und eindrucksvoll aus.
    Wir hörten gerade einen Vortrag von Kommandant Doyle, als die Filmschauspieler an Bord kamen. Plötzlich öffnete sich die Tür unseres Klassenzimmers, und eine kleine Prozession kam hereingeschwebt. Zuerst kam der Stationskommandant, darauf sein Stellvertreter – und dann Linda Lorelli. Sie trug ein etwas gequältes Lächeln zur Schau, und man sah es ihr an, dass sie die Schwerelosigkeit als nicht gerade angenehm und attraktiv empfand. Ich dachte an die Schwierigkeiten, die ich selbst damit anfangs erlebt hatte, und konnte sie gut verstehen. Sie wurde von einer älteren Dame begleitet, die offenbar an Schwerelosigkeit gewöhnt war; sie gab Linda hin und wieder einen hilfreichen Stoß, wenn sie irgendwie hängenzubleiben drohte.
    Hinter den beiden Frauen kam Tex Duncan. Er versuchte, ohne fremde Hilfe auszukommen, aber das gelang ihm nicht sehr gut. Er war ein gutes Stück älter, als ich nach seinen Filmen angenommen hatte – wahrscheinlich mindestens fünfunddreißig. Und sein Haar war schon bedenklich gelichtet. Ich blickte zu Norman hinüber, um zu sehen, wie er auf das Erscheinen seines Helden reagierte. Er schaute ein wenig enttäuscht drein.
    Offenbar hatte jedermann schon von Peters und Karls Abenteuer gehört, denn die beiden wurden Miss Lorelli vorgestellt, die sie mit freundlichem Händedruck begrüßte. Sie stellte ihnen ein paar ganz vernünftige Fragen über ihre Arbeit, schauderte vor den mathematischen Gleichungen zurück, die Kommandant Doyle an die Tafel geschrieben hatte, und lud uns dann alle auf das größte Schiff der Gesellschaft – »Orson Welles« – zum Tee ein. Mir gefiel sie wirklich gut – viel besser als Tex Duncan, der sehr gelangweilt aussah.
    Von diesem Zeitpunkt an suchten wir die »Morning Star« nur noch selten auf – besonders als wir herausfanden, dass wir uns einiges Geld verdienen konnten, indem wir bei den Vorbereitungen zu den Aufnahmen mithalfen. Wir waren alle an den Zustand der Schwerelosigkeit gewöhnt und dadurch natürlich für die Filmleute sehr nützlich; denn wenn auch die meisten Techniker schon einmal draußen im Weltraum gewesen waren, so bewegten sie sich doch ziemlich langsam und vorsichtig. Wir dagegen konnten alle Handreichungen viel schneller und besser erledigen, nachdem man uns erst einmal erklärt hatte, was zu tun war.
    Ein großer Teil des Films wurde innerhalb der »Orson Welles« gedreht, die man in eine Art fliegendes Atelier verwandelt hatte. Alle Szenen, die in einem Raumschiff spielten, wurden hier vor dem passenden Hintergrund von Maschinen, Schalttafeln und Ähnlichem aufgenommen. Die wirklich interessanten Stellen des Films waren jedoch die Szenen, die im Weltraum selbst gefilmt wurden.
    In einer Episode musste Tex Duncan, wie wir erfuhren, Miss Lorelli davor retten, hilflos durch den Weltraum zu treiben und in die Nähe eines Planeten zu geraten. Die Panterra hatte sich schon immer gerühmt, dass Tex Duncan nie ein Double verwendete, sondern tatsächlich auch die gefährlichsten Kraftstücke selber vollbrachte, und so warteten wir alle mit Spannung auf diese Szene. Wir meinten, dass die Sache bestimmt sehenswert sein würde

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