Inseln im All -: Roman (German Edition)
bleiben und ständig genau darüber berichten sollte, was geschah.
Auf diese Weise konnte dann auch ich das ganze Unternehmen vor dem Lautsprecher in einer der Werkstätten miterleben. Es fiel mir dabei nicht schwer, mir vorzustellen, dass ich selbst jetzt da draußen in der sternübersäten Dunkelheit wäre und mich mit Peter und Karl langsam von der Station entfernte. Sie hatten vorher die »Cygnus« sorgfältig anvisiert, während sie noch im Sonnenlicht sichtbar war, und noch fünf Minuten gewartet, nachdem die Station in den Erdschatten eingetreten war; dann waren sie in ihren Raumanzügen mit ganz leichtem Raketenantrieb in der anvisierten Richtung gestartet.
Sie hatten ihren Kurs so gut gezielt, dass sie den »Summer« überhaupt nicht brauchten; die »Cygnus« tauchte etwa in dem vorausberechneten Augenblick vor ihnen auf, und sie bremsten ihre Fahrt ab.
»Alles klar«, berichtete Peter, und ich spürte die verhaltene Erregung in seiner Stimme. »Kein Lebenszeichen festzustellen.«
»Könnt ihr durch die Bullaugen hineinsehen?«, fragte Tim. Eine Weile war alles still – abgesehen von den Atemgeräuschen und hin und wieder einem metallischen Klicken der Kontrollschalter in den Raumanzügen. Dann hörten wir einen dumpfen Schlag und einen Ausruf von Peter.
»Das war ziemlich unvorsichtig«, sagte Karls Stimme. »Falls doch noch jemand da drin ist, wird er jetzt womöglich denken, die ›Cygnus‹ wäre von Asteroiden gerammt worden.«
»Ich konnte nichts dafür«, erwiderte Peter. »Mein Fuß ist auf dem Düsenkontrollpedal ausgerutscht.«
Dann hörten wir ein paar scharrende Geräusche, während er sich an dem Schiffsrumpf entlangzog.
»Ich kann nicht in die Kabine hineinschauen«, meldete er schließlich; »es ist zu finster. Aber hier ist bestimmt niemand drinnen. Ich gehe jetzt an Bord. Ist die Luft noch rein?«
»Ja«, antwortete Tim. »Unsere zwei Freunde sitzen im Aufenthaltsraum und spielen Schach. Norman hat vorhin einen Blick auf das Brett geworfen, und er meint, sie werden noch eine ganze Weile damit beschäftigt sein.« Tim lachte leise in sich hinein. Ich merkte, dass er die ganze Sache doch als einen Riesenspaß betrachtete.
»Nehmt euch vor gefährlichen Fallen in Acht«, fuhr Tim spöttisch fort. »Ich bin überzeugt, dass kein wirklich erfahrener Pirat sein Schiff völlig ungesichert und unbewacht verlassen würde. Vielleicht wartet in der Luftschleuse ein Roboter mit einer Strahlenpistole auf euch!«
Selbst Peter hielt das für unwahrscheinlich, und das sagte er auch in sehr entschiedenem Ton. Wir hörten neue dumpfe Geräusche, während sich die beiden um die Schiffshülle herum zur Luftschleuse bewegten. Dann trat wieder eine längere Pause ein, während sich Peter die Kontrollschalter der Schleusentür ansah. Sie sind eigentlich auf allen Raumschiffen dieselben, und man kann die Schleuse von außen nicht versperren. Die beiden brauchten also dabei mit keinen Schwierigkeiten zu rechnen.
»Die Schleusentür öffnet sich jetzt«, berichtete Peter. »Wir gehen jetzt an Bord.«
Wieder herrschte längere Zeit Stille. Als Peter schließlich wieder sprach, klang seine Stimme viel schwächer, weil die Schiffshülle die Radiowellen bis zu einem gewissen Grade abschirmte, aber wir konnten ihn trotzdem noch gut hören, nachdem wir den Apparat auf größere Lautstärke eingestellt hatten.
»Der Kontrollraum sieht völlig normal aus«, sagte Peter, und seine Stimme klang enttäuscht. »Jetzt wollen wir uns mal die Ladung ansehen.«
»Es ist zwar ein bisschen spät, jetzt noch so etwas zu erwähnen«, sagte Tim sarkastisch, »aber ihr seid euch doch wohl darüber klar, dass nun ihr eine Art Piratenstreich oder zumindestens etwas sehr Ähnliches begeht, nicht wahr? Vermutlich würden die Rechtsanwälte es als ›unerlaubtes Betreten eines Raumschiffes ohne Wissen und Genehmigung der Besitzer‹ bezeichnen. Weiß jemand, welche Strafe darauf steht?«
Keiner von uns hatte eine Ahnung, wenn auch einige ziemlich düster klingende Vermutungen äußerten. Dann ertönte wieder Peters Stimme:
»Das ist wirklich dumm. Die Tür zum Laderaum ist verschlossen. Ich fürchte, wir müssen die Sache aufgeben. Die beiden werden die Schlüssel mitgenommen haben.«
»Nicht unbedingt«, hörten wir Karl antworten. »Du weißt ja, wie häufig die Leute einen Bund Ersatzschlüssel zurücklassen – für den Fall, dass sie den einen verlieren, den sie bei sich tragen. Die Reserveschlüssel verstecken sie dann
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