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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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in den Raum hinausgeschafft hatten. Aber sie fanden bald heraus, dass es doch nicht so einfach ging. Erstens einmal stimmte es mit der Beleuchtung nicht.
    Wenn man sich außerhalb der Lufthülle im direkten Sonnenlicht befindet, dann ist es so, als ob ein einziger riesiger Scheinwerfer auf einen gerichtet wäre. Die der Sonne zugewandte Seite aller Objekte ist strahlend hell erleuchtet, die Schattenseite dagegen ist pechschwarz. Wenn man also einen Gegenstand im Raum betrachtet, kann man immer nur einen Teil davon wirklich sehen; man muss warten, bis er sich dreht und alle Teile beleuchtet werden, um sich ein vollkommenes Bild von ihm als Ganzes zu machen.
    Mit der Zeit gewöhnt man sich natürlich daran, aber die Panterra-Leute waren der Meinung, dass die Zuschauer auf der Erde sich damit nicht zurechtfinden würden. Sie beschlossen deshalb, für eine zusätzliche Lichtquelle zu sorgen, um die Schatten auszuleuchten. Eine Weile spielten sie sogar mit dem Gedanken, noch ein paar besonders starke Scheinwerfer von der Erde heraufzuholen, aber die Lichtenergie, die sie gebraucht hätten, um mit der Sonne zu konkurrieren, wäre so ungeheuer gewesen, dass man diese Idee schnell wieder aufgab. Schließlich sagte irgendjemand:
    »Warum können wir keine Spiegel benutzen?«
    Auch dieser Vorschlag wäre vermutlich abgelehnt worden, wenn sich nicht jemand daran erinnert hätte, dass der größte Spiegel, der jemals gebaut wurde, nur ein paar Kilometer von der Station entfernt im Raum schwebte.
    Die alte Sonnenkraftstation war zwar schon seit über dreißig Jahren außer Betrieb, aber ihr riesiger Reflektor war noch so gut wie neu. Man hatte ihn in der Frühzeit der Weltraumfahrt gebaut, um damit die Energieflut der Sonne anzuzapfen und sie in nutzbringende elektrische Kraft umzuwandeln. Der Hauptreflektor hatte die Gestalt einer riesigen Schüssel mit einem Durchmesser von fast neunzig Metern; er sah ungefähr aus wie der Hohlspiegel eines Suchscheinwerfers. Das einfallende Sonnenlicht wurde in dem Brennpunkt des Spiegels auf Heizspiralen konzentriert; durch sie konnte man Wasser in Dampf verwandeln und auf diese Weise schließlich Turbinen und Generatoren antreiben.
    Der Spiegel selbst war ein sehr gebrechliches Gerüst von gekrümmten Trägern, die unglaublich dünne Scheiben aus metallischem Natrium zusammenhielten. Man hatte Natrium verwendet, weil es leicht war und das Licht sehr gut reflektierte. Alle diese Tausende von Spiegelfacetten sammelten das Sonnenlicht und konzentrierten die Strahlung auf eine Stelle, wo sich früher die Heizspiralen befunden hatten, als die Station noch in Betrieb war. Diese Geräte zur Dampferzeugung waren jedoch schon vor langer Zeit entfernt worden, und jetzt schwebte nur noch der große Spiegel verlassen im Raum. Niemand hatte etwas dagegen, dass die Filmleute ihn jetzt für ihre Aufnahmen verwendeten. Sie hatten um Erlaubnis dafür ersucht, und der Stationskommandant hatte ihnen gegen Zahlung einer geringfügigen Miete die Genehmigung erteilt.
    Was sich dann bei der Aufnahmearbeit ereignete, war eines von jenen Geschehnissen, die nachträglich immer ganz selbstverständlich erscheinen, an die aber vorher niemand denkt.
    Als wir an dem Schauplatz ankamen, waren die Kameraleute bereits an ihren Plätzen – etwa hundertfünfzig Meter vor dem Spiegel und in einiger Entfernung von dem Verbindungsstreifen zwischen dem Reflektor und der Sonne. Alles, was sich jetzt im Bereich dieses Streifens befand, wurde von zwei Seiten beleuchtet – auf der einen Seite von der direkten Sonnenstrahlung, auf der anderen von dem Licht, das vom Spiegel im Brennpunkt gesammelt und dann wieder fächerförmig ausgestrahlt wurde. Das hört sich ein wenig kompliziert an, aber es ist wichtig, dass man die Situation genau versteht.
    Die »Orson Welles« schwebte hinter den Kameraleuten, die gerade mit einer mannsgroßen Puppe experimentierten, um die richtigen Blickwinkel für die Aufnahmen festzustellen. Anschließend würde dann Tex Duncan die Stelle der Puppe einnehmen. Die Arbeit musste schnell vonstatten gehen, weil man die nur teilweise beleuchtete Erdsichel im Hintergrund haben wollte. Unglücklicherweise nahm die Erde wegen unserer großen Bahngeschwindigkeit so schnell zu und wieder ab, dass pro Stunde nur zehn Minuten für die Aufnahmen benutzt werden konnten.
    Während die Filmtechniker noch mit diesen Vorbereitungen beschäftigt waren, begaben wir uns in den Kontrollraum der Sonnenkraftstation. Das war eine

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