Inseln im All -: Roman (German Edition)
große zylinderförmige Druckkabine am Rande des großen Spiegels; mehrere Fenster gewährten einen guten Ausblick nach allen Seiten. Einige von unseren eigenen Technikern hatten die Kabine wieder bewohnbar hergerichtet und auch die Klimaanlage wieder in Ordnung gebracht – natürlich gegen eine entsprechende Gebühr. Ihre Aufgabe war es auch gewesen, den Reflektor so weit herumzudrehen, dass er die Spiegelfläche der Sonne zuwandte. Zu diesem Zweck hatten sie einige kleine Raketentriebwerke am Rand des Spiegels angebracht, die dann an genau berechneten Zeitpunkten jeweils ein paar Sekunden gezündet werden mussten. Es war ein sehr schwieriges Manöver, das nur von Fachleuten durchgeführt werden konnte.
Wir waren ziemlich überrascht, Kommandant Doyle in dem karg möblierten Kontrollraum vorzufinden. Er schien ein wenig verlegen zu sein, als wir hineinkamen. Ich fragte mich verwundert, warum er daran interessiert war, sich ein wenig Extrageld zu verdienen, wenn er doch nie zur Erde hinunterkam, um das Geld auszugeben.
Während wir darauf warteten, dass die Filmleute mit der Aufnahmearbeit anfangen würden, erklärte uns Doyle, wie die Kraftstation einst funktioniert hatte und warum sie durch die Entwicklung von billigen und unkomplizierten Atomgeneratoren überflüssig geworden war. Von Zeit zu Zeit blickte ich zum Fenster hinaus, um zu sehen, wie die Kameraleute mit ihren Vorbereitungen vorwärtskamen. Wir hatten ein Radio auf ihre Wellenlänge eingestellt, und so hörten wir den ununterbrochenen Strom der Anweisungen, die der Regisseur von sich gab. Ich war überzeugt, dass er viel lieber in seinem Atelier auf der Erde gewesen wäre und insgeheim den Mann verfluchte, der auf diese verrückte Idee gekommen war, einen Film im Weltraum zu drehen.
Der Anblick des großen Hohlspiegels, wie ich ihn hier vom Rand aus sah, war wirklich sehr eindrucksvoll. Ein paar der Facetten fehlten, und man konnte durch die Lücken die Sterne sehen, aber im Übrigen war er noch ganz intakt – und natürlich völlig ungetrübt. Ich kam mir vor wie eine Fliege, die auf dem Rand eines großen Metalltellers herumkrabbelt. Obwohl die ganze Fläche des Spiegels mit Sonnenlicht überflutet war, erschien sie von meinem Standort aus doch dunkel. Alles Licht, das diese Metallschüssel auffing, wurde auf einen Punkt zurückgestrahlt, der vielleicht sechzig Meter vom Zentrum entfernt war. Es waren noch ein paar Stützstreben vorhanden, die bis zu diesem Brennpunkt hinausragten; einst hatten sie dort die Heizspiralen getragen, aber jetzt endeten sie im Nichts.
Endlich kam der große Augenblick. Wir sahen, wie sich die Luftschleuse der »Orson Welles« öffnete und Tex Duncan herauskam. Er konnte ganz gut mit seinem Raumanzug umgehen; allerdings war ich überzeugt, dass ich es doch wesentlich besser gekonnt hätte, wenn ich ebenso viel Zeit zum Üben gehabt hätte wie er.
Die Puppe wurde weggezogen, der Regisseur rief stetig seine Anweisungen, und die Kameras begannen Tex zu folgen. In dieser Szene gab es für ihn nicht viel zu tun. Er musste nur ein paar einfache Manöver mit seinem Raumanzug ausführen. Das war offenbar die Szene, in der er nach der Zerstörung seines Schiffes frei im Weltraum dahintreibt und nach anderen Überlebenden sucht. Natürlich würde unter ihnen auch Miss Lorelli sein, aber bis jetzt war sie noch nicht aufgetaucht. Tex hatte die Bühne – wenn man so sagen darf – ganz für sich allein.
Die Kameras filmten, bis die Erde halb im Sonnenlicht lag und einige der Kontinente erkennbar wurden. Dann hatte es keinen Sinn mehr, mit den Aufnahmen fortzufahren, denn das würde die Filmillusion zerstören. Die Szene sollte sich ja in der Nähe eines Planeten von Alpha Centauri abspielen, und es wäre natürlich völlig unmöglich, wenn die Zuschauer darauf plötzlich Neuguinea, Indien oder den Golf von Mexiko erkennen würden.
Es blieb jetzt nichts anderes zu tun übrig, als dreißig Minuten zu warten, bis die Erde wieder als Sichel erschien. Wir hörten, wie der Regisseur die Anweisung gab, das Drehen einzustellen, und die Spannung, die alle ergriffen hatte, löste sich. Tex Duncan kündigte über das Radio an:
»Ich zünde mir jetzt eine Zigarette an; ich wollte schon immer mal in einem Raumanzug rauchen.«
Jemand hinter mir murmelte: »Jetzt gibt er wieder an; es geschähe ihm recht, wenn er davon raumkrank würde.«
Im Lautsprecher ertönten noch ein paar Anweisungen an die Kameraleute, und dann hörten wir wieder
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