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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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einen Raum geführt, dessen Wände fast ganz aus Glaskästen bestanden; darin wimmelte es von seltsamen Geschöpfen, die mir auf den ersten Blick völlig unbekannt vorkamen. Dann rief ich erstaunt aus:
    »Das sind ja Fliegen! Aber wo kommen sie her?«
    Es waren wirklich Fliegen. Nur etwas war bei ihnen nicht normal: diese Fliegen hatten eine Flügelspannweite von dreißig Zentimetern oder noch mehr.
    Doktor Hawkins lachte.
    »Das hat wiederum die Schwerelosigkeit vollbracht – plus ein paar besondere Hormone. Unten auf der Erde – das wisst ihr wohl – hat das Gewicht eines Tieres einen bestimmenden Einfluss auf seine Größenentwicklung. Eine Fliege dieser Größe könnte sich unmöglich in die Luft erheben. Es ist wirklich seltsam, diese Tiere hier beim Fliegen zu beobachten; man kann die einzelnen Flügelschläge ganz leicht verfolgen.«
    »Was für Fliegen sind das denn?«, fragte Tim.
    »Es sind Drosophila-Fruchtfliegen. Sie vermehren sich sehr schnell, und sie sind auf der Erde schon ungefähr anderthalb Jahrhunderte eingehend studiert worden. Ich kann den Stammbaum dieses Burschen hier bis etwa ins Jahr 1920 zurückverfolgen.«
    Ich persönlich konnte mir aufregendere Beschäftigungen als dieses Fliegenstudium vorstellen, aber vermutlich wussten diese Biologen, was sie taten. Das Ergebnis der Versuche war jedenfalls sehr eindrucksvoll – und unangenehm. Fliegen sind für mich bestimmt keine angenehmen Geschöpfe – nicht einmal in normaler Größe.
    »Jetzt will ich euch zum Kontrast etwas anderes zeigen«, sagte Dr. Hawkins und schaltete ein großes Projektionsmikroskop ein. »Dieses Tierchen hier kann man gewöhnlich gerade noch mit bloßem Auge sehen.«
    Ein Lichtkreis flammte auf dem Bildschirm auf. Wir blickten in einen Wassertropfen, in dem seltsame gallertartige Klümpchen und andere winzige Lebewesen herumtrieben. Und dort, mitten im Bild, sah man ein Geschöpf, das lässig mit seinen Fangarmen wedelte –
    »He«, rief Ron, »der sieht ja genauso aus wie das Wesen, das uns gefangen hat!«
    »Sie haben völlig recht«, antwortete Dr. Hawkins. »Man nennt es eine Hydra; es ist ein Süßwasserpolyp, und ein ausgewachsenes Exemplar dieser Gattung wird höchstens drei Millimeter groß. Ihr seht also, dass Kunibert nicht vom Mars oder der Venus stammt, sondern von der Erde. Seine Größe derartig zu steigern, das ist bis jetzt unser ehrgeizigstes Experiment gewesen.«
    »Aber warum tun Sie das?«, fragte Tim.
    »Nun, man kann diese Geschöpfe viel leichter studieren, wenn sie größer sind. Unser Wissen über lebende Materie ist wesentlich erweitert worden, seit wir imstande sind, so etwas zu tun. Ich muss allerdings zugeben, dass wir es bei Kunibert ein wenig übertrieben haben. Es kostet uns eine Menge Mühe, ihn am Leben zu erhalten, und wahrscheinlich werden wir nicht versuchen, diesen Rekord noch zu übertrumpfen.«
    Danach führte er uns noch einmal zu Kunibert. Diesmal brannten alle Lampen; anscheinend waren wir vorhin während einer der kurzen Perioden einer künstlichen »Nacht« in das Laboratorium geraten. Obwohl wir jetzt wussten, dass dieses Geschöpf ungefährlich war, gingen wir lieber doch nicht zu nahe heran. Tim Benton jedoch ließ sich überreden, ihm ein Stück rohes Fleisch anzubieten; Kunibert ergriff es mit einem seiner schlanken Fangarme und stopfte es oben in den langen, schmalen, »Stamm« hinein.
    »Ich habe noch vergessen zu sagen«, erklärte Dr. Hawkins, »dass die Hydren normalerweise ihre Opfer lähmen, indem sie sie stechen. Überall an den Fangarmen befinden sich Giftkapseln, aber es ist uns gelungen, sie bei Kunibert zu neutralisieren. Sonst wäre er ebenso gefährlich wie ein Käfig voll Kobras.«
    Mir lag es auf der Zunge, zu sagen, dass ich ein solches Haustier nicht gerade geschmackvoll fände, aber mir fiel noch rechtzeitig ein, dass wir schließlich hier Gäste waren.
    Ein anderer Höhepunkt unseres Aufenthaltes im Raumhospital war unser Besuch in der Schwerkraftabteilung. Wie ich schon erwähnte, erzeugen manche Raumstationen eine Art künstliche Schwerkraft, indem sie langsam um ihre Achse rotieren. Hier im Krankenhaus gab es eine riesige drehbare Trommel oder Zentrifuge, womit man dieselbe Wirkung erzielen konnte. Man ließ uns einmal darin mitfahren – teilweise zum Spaß, zum Teil aber auch, um ernsthaft unsere Reaktion zu testen, wenn wir wieder die Schwerkraft spüren würden.
    Dieser Apparat zur Schwereerzeugung war ein horizontaler Zylinder von etwa

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