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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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fünfzehn Meter Durchmesser, der mit den beiden Enden in Zapfen ruhte und durch elektrische Motoren in Drehung versetzt wurde. Wir stiegen durch eine Luke an der Seite ein und kamen in einen kleinen Raum, der uns auf der Erde wie ein völlig normales Zimmer vorgekommen wäre. An den Wänden waren Bilder befestigt, und auch eine elektrische Lampe hing von der »Decke« herab. Man hatte alles getan, um für das Auge den Eindruck von »oben« und »unten« zu erwecken.
    Wir setzten uns in die bequemen Sessel und warteten. Plötzlich spürten wir ein sanftes Vibrieren und den Eindruck einer Bewegung; der Zylinder begann sich zu drehen. Ganz allmählich ergriff mich ein Gefühl der Schwere. Es kostete mich eine Anstrengung, Arme und Beine zu bewegen; ich war wieder ein Sklave der Schwerkraft und nicht mehr länger imstande, frei wie ein Vogel durch die Lüfte zu gleiten.
    Ein verborgener Lautsprecher gab uns Anweisungen.
    »Wir halten jetzt die Geschwindigkeit konstant. Steht auf und lauft herum – aber seid vorsichtig.«
    Ich stemmte mich aus meinem Sessel empor – und fiel fast wieder zurück, so überaus anstrengend war das.
    »Puh!«, rief ich. »Wie viel Gewicht haben sie uns denn gegeben? Ich komme mir vor, als wäre ich auf dem Jupiter!«
    Der Techniker draußen hatte offenbar meine Worte gehört; denn aus dem Lautsprecher ertönte ein leises Lachen.
    »Sie haben zurzeit nur das halbe Erdgewicht. Es kommt einem trotzdem sehr beträchtlich vor, wenn man ein paar Wochen lang überhaupt kein Gewicht gehabt hat, nicht wahr?«
    Das war ein Gedanke, der mich nicht sehr heiter stimmte. Wenn ich also wieder hinunter auf die Erde käme, würde ich doppelt so viel wie jetzt wiegen! Der Techniker schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte:
    »Das ist kein Grund, sich Sorgen zu machen. Man gewöhnt sich schnell genug an die Schwerelosigkeit, wenn man zur Raumstation kommt; umgekehrt geht es einem genauso. Man muss nur die ersten paar Tage auf der Erde vorsichtig sein und immer daran denken, dass man nicht mehr aus einem Fenster im obersten Stockwerk herausspringen und sanft zu Boden schweben kann.«
    Wenn man das so ausdrückte, hörte es sich ziemlich töricht an – aber gerade an solche Kunststücke hatte ich mich während meines Aufenthaltes in der Station gewöhnt. Ich fragte mich, wie viel Weltraumfahrer sich wohl bei solchen Sprüngen den Hals brachen, wenn sie auf die Erde zurückkehrten.
    In unserer Zentrifugenkammer versuchten wir jetzt alles das zu tun, was im Zustand der Schwerelosigkeit unmöglich war. Es war ein seltsames Gefühl, zu sehen, wie man eine Flüssigkeit in einem dünnen Strahl ausgießen konnte, die dann ruhig am Grunde des Glases blieb. Ich machte auch mehrmals kleine senkrechte Luftsprünge, nur um das neuartige Gefühl zu erleben, dass ich sofort und wieder an der gleichen Stelle herabfiel.
    Schließlich wies man uns an, wieder in unseren Sesseln Platz zu nehmen. Die Bremsen wurden eingeschaltet, und die Zentrifuge kam zum Stillstand. Wir waren wieder gewichtslos – in unserem normalen Zustand!
    Ich wünschte, wir hätten mindestens eine Woche im Raumhospital bleiben können, um die Station gründlich zu erforschen. Es gab hier alles, was man auf der Inneren Station vermisste, und meine Kameraden, die schon monatelang nicht mehr auf der Erde gewesen waren, schätzten diesen Luxus noch viel mehr als ich. Es war seltsam, hier Läden und Gärten zu finden und sogar in ein Theater gehen zu können. Das war wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Dank der Schwerelosigkeit konnte man eine Menge Zuschauer in einem kleinen Raum unterbringen, und trotzdem hatte jeder gute Sicht zur Bühne. Der Regisseur hatte allerdings ein sehr schwieriges Problem zu lösen; denn er musste ja irgendwie doch die Illusion einer bestehenden Schwerkraft erzeugen. Es ging schließlich nicht, dass in einem Theaterstück die Schauspieler alle in der Luft herumschwebten. Deshalb verwendete man Schuhe mit magnetischen Sohlen, die an dem eisenhaltigen Fußboden hafteten.
    Ich hatte noch einen anderen Grund, warum ich keinerlei Lust verspürte, zur Inneren Station zurückzukehren; drei Tage später würde ich den Frachter besteigen müssen, der mich zur Erde heimbringen sollte. Und wenn ich auch schon mächtiges Glück gehabt hatte, hierher zum Raumhospital zu gelangen, so gab es doch immer noch eine Menge Wunderdinge, die ich nicht gesehen hatte – zum Beispiel die Meteorologischen Stationen, die großen Sternwarten

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