Inseln im All -: Roman (German Edition)
kamen blitzschnell vorüberhuschende Erinnerungen an noch viel weiter zurückliegende Erlebnisse. Manchmal waren die Situationen nicht nur unwirklich, sondern völlig verkehrt. Ich befand mich unten auf der Erde, aber ich war gewichtslos und schwebte wie eine Wolke über Täler und Hügel. Dann wieder war ich in der Inneren Station, aber ich musste bei jeder Bewegung gegen die Schwerkraft ankämpfen.
Meine Gesichte endeten in einem Albtraum. Ich war dabei, meinen Weg durch die Innere Station abzukürzen, indem ich mich einer zwar verbotenen, aber trotzdem allgemein angewandten Methode bediente, die mir Norman Powell erklärt hatte. Der zentrale Teil der Station ist mit den Räumen an der Peripherie des »Schwungrades«, in denen normaler Luftdruck herrscht, durch Ventilationsrohre verbunden, die weit genug sind, dass ein Mann sich darin bequem fortbewegen kann. Die Luft strömt mit ziemlicher Geschwindigkeit durch diese Röhren, und an bestimmten Stellen kann man in sie hineingelangen und wird von dem Luftstrom davongetrieben. Es ist ein aufregendes Erlebnis, und man muss sich gut auskennen, sonst kann es einem passieren, dass man an dem gewünschten Ausgang vorbeigetragen wird und dann mühsam gegen den Luftstrom ankämpfen muss, um den Weg zurück zu finden. Nun, in meinem Traum trieb ich jedenfalls in dieser Luftströmung dahin und hatte mich verirrt. In einiger Entfernung vor mir konnte ich die großen Schaufeln des Ventilators sehen, der mich unwiderstehlich auf sich zu sog. Und das Schutzgitter davor war entfernt! In ein paar Sekunden würde ich von den Schaufeln in Stücke zerschnitten werden wie ein Stück Räucherspeck …
»Es ist schon wieder alles in Ordnung mit ihm«, hörte ich plötzlich jemanden sagen. »Er war nur eine Minute bewusstlos. Gib ihm noch einmal eine Dosis Sauerstoff!«
Ein Strahl kalter Luft strich über mein Gesicht, und ich versuchte, meinen Kopf abzuwenden. Dann öffnete ich die Augen und wusste wieder, wo ich war.
»Was ist geschehen?«, fragte ich – immer noch ziemlich betäubt.
Tim Benton saß neben mir; er hielt einen Sauerstoffzylinder in der Hand.
»Wir wissen es noch nicht genau«, sagte er, »aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ein Umschaltventil in der Luftversorgungsanlage muss sich verklemmt haben, als ein Sauerstofftank leer war und die Zufuhr aus dem nächsten automatisch eingeschaltet wurde. Du bist der Einzige gewesen, der bewusstlos wurde. Wir haben die Panne behoben, indem wir einfach ein paarmal mit einem Hammer gegen den Sauerstoffverteiler geklopft haben. Das ist zwar keine sehr sanfte Methode, aber sie hat meistens Erfolg. Natürlich muss die Anlage gründlich untersucht werden, wenn wir angelangt sind, und jemand wird auch herausfinden müssen, warum der Alarm versagt hat.«
Ich war immer noch ziemlich benommen, und ich schämte mich auch ein wenig, dass ich bewusstlos geworden war, obwohl ich ja wirklich nichts dafür konnte. Und schließlich hatte ich ja auch gerade durch mein Versinken in Ohnmacht die anderen gewarnt – wie eine Art menschliches Versuchskaninchen.
»Kommt so etwas eigentlich öfter vor?«, fragte ich.
»Sehr selten«, antwortete Norman Powell – mit einem ausnahmsweise ernsten Gesicht. »Aber in einem Raumschiff gibt es so viele Apparate, dass man immer auf der Hut sein muss. In hundert Jahren ist es den Menschen immer noch nicht gelungen, alle Gefahren des Raumfluges völlig zu beseitigen. Das eine oder andere geht immer wieder mal schief.«
»Rede nicht so düster«, sagte Tim. »Was diese Reise betrifft, so haben wir jedenfalls unseren Anteil an Pech nun hinter uns. Von jetzt ab wird alles glattgehen.«
Wie sich schließlich herausstellte, war diese Behauptung so ungerechtfertigt wie nur möglich, und ich bin überzeugt, dass die anderen ihn später immer wieder höhnisch daran erinnert haben.
Wir waren jetzt mehrere Kilometer vom Hospital abgetrieben und weit genug von ihm entfernt, dass unser Raketenausstoß der Station keinen Schaden mehr zufügen konnte. Der Pilot hatte die Steuerung auf den Kurs eingestellt und wartete nur auf den genau vorausberechneten Augenblick, um das Triebwerk einzuschalten. Alle anderen hatten sich auf ihren Andrucklagern niedergelassen. Die Beschleunigung würde zwar viel zu gering sein, um uns etwas auszumachen, aber wir durften dem Piloten beim Start nicht im Wege sein, und es gab nirgendwo Platz, wo wir uns sonst aufhalten konnten.
Die Raketen dröhnten fast zwei Minuten lang. Am Ende
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