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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Zeit keiner von uns ein Wort. Dann blickte der Pilot auf sein Chronometer und rief:
    »Mein Gott, ich hätte schon vor zehn Minuten meine Kurskontrolle durchführen müssen!« Dieser Ausruf löste die Spannung, und unsere Gedanken kehrten vom fernen Merkur in die Gegenwart zurück.
    In den nächsten Minuten beschäftigte sich der Pilot mit den Geräten, durch die er die Schiffsposition bestimmen konnte. Die ersten Raumnavigatoren hatten nur die Sterne zur Verfügung gehabt, um sich zu orientieren, aber jetzt gab es dafür alle möglichen Arten von Radio- und Radarapparaten. Die ziemlich zeitraubenden astronomischen Methoden wandte man dabei nur an, wenn man weit fort von der Erde war und sich außerhalb des Wirkungsbereichs der irdischen Stationen befand.
    Ich beobachtete, wie die Finger des Piloten blitzschnell über die Tasten seiner Rechenmaschine glitten, und ich beneidete ihn um seine mühelos erscheinende Geschicklichkeit. Plötzlich aber schien er bei seiner Arbeit zu erstarren. Dann begann er sehr sorgfältig erneut die Tasten niederzudrücken und wiederholte seine Berechnungen. Als die Lösung auf der Registrierscheibe erschien, wusste ich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Einen Moment lang starrte der Pilot die Zahlen ungläubig an. Dann löste er sich aus den Riemen, die ihn in seinem Sessel festhielten, und schwebte hinüber zur nächsten Beobachtungsluke.
    Ich war der Einzige, der es bemerkte. Die anderen lasen oder versuchten ein wenig zu schlafen. Nur einen Meter von mir entfernt befand sich eine andere Ausguckluke, und dorthin begab ich mich. Da draußen im Raum schwebte die Erde in fast voller Sonnenbeleuchtung – der Planet, auf den wir langsam zufielen.
    Dann schien plötzlich eine eisige Hand meine Brust zu umklammern, und einen Moment lang stockte mir der Atem. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Erde schon wesentlich größer erscheinen müssen, da wir ja von der Umlaufbahn des Weltraumhospitals erdwärts absanken. Aber wenn mich meine Augen nicht täuschten, war sie jetzt im Gegenteil kleiner geworden. Ich blickte wieder zu dem Piloten hinüber, und sein Gesichtsausdruck bestätigte meine Befürchtungen.
    Wir trieben in den Weltraum hinaus!

9
     
    »Kommandant Doyle«, sagte der Pilot mit sehr dünner Stimme. »Würden Sie bitte einmal einen Moment hierherkommen?«
    Der Kommandant regte sich auf seinem Andrucklager.
    »Verdammt, was gibt es denn? Ich war gerade ein wenig eingeschlafen.«
    »Es tut mir leid, aber – nun, ich fürchte, es ist etwas Unangenehmes passiert. Wir – wir befinden uns auf einer Erdfluchtbahn.«
    »Was?«
    Doyles scharfer Ruf weckte alle anderen auf. Mit einem mächtigen Schwung seiner Arme stieß sich der Kommandant von seinem Lager ab und segelte zu dem Piloten hinüber. Ein schneller Wortwechsel zwischen den beiden Männern folgte, und dann sagte Doyle:
    »Stellen Sie eine Verbindung mit der nächsten Relaisstation her. Ich übernehme das Kommando.«
    »Was ist geschehen?«, flüsterte ich Tim Benton zu.
    »Ich kann es mir denken«, erwiderte er, »aber warte noch eine Minute; wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis sich jemand die Mühe machte, mir zu erklären, was nun eigentlich geschehen war – eine Viertelstunde voll fieberhafter Tätigkeit, mit Radiogesprächen und hastiger Arbeit auf der Rechenmaschine. Endlich erbarmte sich Norman Powell, der ebenfalls tatenlos herumsitzen musste, meiner Unwissenheit.
    »Dieses Schiff ist wirklich verhext«, sagte er. »Der Pilot hat einen Fehler gemacht, der – wie man annehmen sollte – einfach unmöglich ist. Er hätte unsere Geschwindigkeit um etwa anderthalb Kilometer pro Sekunde verringern müssen. Statt dessen hat er den Raketenantrieb in entgegengesetzter Richtung einwirken lassen, und unsere Geschwindigkeit hat sich deshalb um anderthalb Kilometer pro Sekunde erhöht.«
    Selbst ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass jemand einen solch außergewöhnlichen Irrtum begehen konnte. Später musste ich allerdings erkennen, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, einen solchen Fehler zu begehen. An Bord eines Raumschiffes, das sich in freier Umlaufbahn um die Erde befindet, kann man so ohne weiteres gar nicht feststellen, in welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit sich das Schiff bewegt. Man muss sich dabei völlig auf die Instrumente und Kalkulationen verlassen, und wenn an einer bestimmten Stelle der Berechnung ein Pluszeichen mit einem Minuszeichen

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