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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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eigentlich wissen, Norman.«
    Norman verstummte betroffen; und ein langes, gedankenvolles Schweigen erfüllte jetzt die Kabine, das mich nervös machte. Ich wünschte mir, ich hätte mit irgendeiner gescheiten Idee helfen können, aber wahrscheinlich würde so eine Idee von mir nicht mehr taugen als die von Norman.
    »Die Schwierigkeit dabei ist«, sagte der Kommandant schließlich, »dass wir auf so viele verschiedene Faktoren Rücksicht nehmen müssen. Für unser Problem gibt es mehrere mögliche Lösungen; wir aber müssen die wirtschaftlichste Lösung finden. Es würde ein Vermögen kosten, wenn wir ein Schiff vom Mond heraufrufen müssten, damit es sich unserer Geschwindigkeit anpasst, um uns ein paar Tonnen Treibstoff zu übergeben. Das wäre natürlich die einfachste, aber eben eine sehr kostspielige Lösung.«
    Es war mir eine große Erleichterung, zu erfahren, dass es überhaupt eine Lösung gab. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht erfahren. Über die Kosten mochten sich andere den Kopf zerbrechen; das war nicht meine Sorge.
    Plötzlich leuchtete das Gesicht des Piloten auf. Bis jetzt hatte er düster vor sich hin gebrütet und sich an der Unterhaltung mit keinem Wort beteiligt.
    »Ich hab's!«, sagte er. »Daran hätten wir eigentlich schon früher denken müssen. Warum können wir nicht die elektromagnetische Katapultanlage im Hipparchus-Krater in Anspruch nehmen? Es kann doch gar nicht schwierig für die Leute dort sein, uns ein paar Tonnen Treibstoff hinaufzuschießen.«
    Die Unterhaltung wurde plötzlich sehr lebhaft und auch sehr technisch, so dass ich bald nicht mehr viel davon verstand. Zehn Minuten später begann sich die Stimmung in der Kabine langsam aufzuhellen; ich nahm deshalb an, dass man eine befriedigende Lösung gefunden hatte. Als die Diskussion endlich ihr Ende gefunden hatte und alle Radiogespräche erledigt worden waren, nahm ich Tim beiseite und drohte, ihn so lange zu bedrängen, bis er mir erklärt hätte, was nun los war.
    »Sicherlich hast du doch schon von dem Hipparchus-Katapult gehört, Roy?«
    »Ist das nicht diese magnetische Anlage, die Treibstofftanks zu den Raketenschiffen hinaufschießt, die den Mond umrunden, ohne landen zu wollen?«
    »Richtig. Es ist eine elektromagnetische Startbahn, die sich in ostwestlicher Richtung quer durch den Krater Hipparchus hinzieht. Man hat diesen Krater gewählt, weil er sich ungefähr in der Mitte der sichtbaren Mondscheibe befindet und weil die Treibstoffraffinerien nicht weit davon entfernt sind. Schiffe, die aufgetankt werden müssen, begeben sich auf eine Kreisbahn um den Mond, und von unten schießt man dann eine Anzahl Tanks in dieselbe Bahn hinauf. Das Schiff muss sich dann durch Raketenantrieb an die Tanks heranmanövrieren, aber das kommt trotzdem viel billiger, als wenn man Tankschiffe hinaufschickt.«
    »Und was macht man mit den leeren Tanks?«
    »Das hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der sie emporgeschleudert worden sind. Manchmal fallen sie auf den Mond zurück; immerhin gibt es dort ja genügend Platz, so dass sie herabstürzen können, ohne Schaden anzurichten. Aber meistens verleiht man ihnen lunare Fluchtgeschwindigkeit, und sie verlieren sich dann einfach irgendwo im Weltraum. Dort draußen ist ja schließlich noch viel mehr Platz.«
    »Ich verstehe. Wir werden also so nahe an den Mond herankommen, dass man uns einen Treibstofftank heraufschießen kann.«
    »Ja; die nötigen Kalkulationen werden gerade durchgeführt. Unsere Bahn wird uns hinter dem Mond vorbeiführen – in ungefähr achttausend Kilometer Höhe. Die Leute werden versuchen, die Geschwindigkeit des Treibstoffbehälters dem Tempo unserer Rakete so genau wie möglich anzugleichen. Das Übrige müssen wir dann mit eigener Kraft vollbringen. Das bedeutet, dass wir etwas von unserem Treibstoff opfern müssen, aber dafür bekommen wir ja genug neuen.«
    »Und wann wird es so weit sein?«
    »In etwa vierzig Stunden. Wir warten jetzt auf die genauen Zahlen.«
    Ich war wahrscheinlich der Einzige, der sich über dieses Abenteuer freute – jetzt, da ich wusste, dass uns nach vernünftigem Ermessen nichts Schlimmes passieren konnte. Für die anderen bedeutete das Ganze eine unnütze Zeitvergeudung; ich aber würde Gelegenheit haben, mir den Mond einmal aus nächster Nähe anzusehen. Das war wirklich viel mehr, als ich bei meinem Abflug von der Erde jemals zu erhoffen gewagt hätte.
    Stunde um Stunde verging. Die Erde blieb hinter uns zurück, und der Mond wuchs

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