Inseln im Netz
Personen…«
»Etwas Mildes und Amerikanisches«, schlug Laura vor. »Als ich zuletzt von ihm hörte, warst du mit Arthur im Streit.«
»Jetzt sind wir wieder ganz dick miteinander«, sagte Emily mit selbstzufriedener Miene. »Es tut mir leid, daß ich euch nichts Besseres anbieten kann, aber Arthur und ich, wir kochen hier nicht viel… Du weißt, sie beobachten meine Wohnung, aber sie ist acht Stockwerke tiefer, und in einem Bienenkorb wie den Oxford Towers könnte das genausogut in Dallas sein… In dieser Wohnung bin ich sicher und unbeobachtet wie irgendwo im Wald. Arthur nimmt es leicht - ich glaube, er fühlt sich durch all das Aufhebens ein bißchen geschmeichelt.« Sie lächelte breit. »Ich bin seine geheimnisvolle Frau.«
»Kriege ich ihn zu sehen?«
»Er ist jetzt nicht in der Stadt, aber ich hoffe es.« Emily schob Fertiggerichte in Folie in den Mikrowellenherd. »Ich mache mir allerlei Hoffnungen… Vielleicht, denke ich, bin ich endlich auf den Dreh gekommen. Auf die Methode einer modernen Romanze.«
Laura lachte. »Ja?«
»Besser leben mit Chemie«, sagte Emily und errötete. »Habe ich dir davon erzählt?«
»O nein, Em.« Laura griff in die Hosentasche, fummelte zwischen Wechselgeld und gesalzenen Erdnüssen aus dem Flugzeug. »Du meinst diese?«
Emily starrte das Röhrchen an. »Großer Gott! Und du bist damit einfach durch den Zoll gegangen?«
Laura verzog das Gesicht. »Sie sind nicht verboten, oder? Ich hatte sie ganz vergessen.«
»Wo hast du sie her?«
»Von einer Prostituierten in Grenada.«
Emilys Kiefer klappte herunter: »Ist das die Laura Webster, die ich kenne? Du stehst doch nicht auf diese Dinger, oder?«
»Sag mir lieber, ob du sie schon einmal genommen hast?«
»Nur ein paarmal… Darf ich mal sehen?« Emily schüttelte das kleine Röhrchen. »Himmel, die sehen nach einer Riesendosis aus. Ich weiß nicht, als ich sie nahm, machten sie mich irgendwie blöd… Du würdest wahrscheinlich sagen, ich sei nach diesem Streit zu Arthur zurückgekrochen, aber es scheint uns beiden gut getan zu haben. Vielleicht ist es verkehrt, allzu stolz zu sein. Nimmst du eine von diesen Pillen, so kommt dir das andere Zeug, die Probleme, irgendwie sinnlos vor… Ihr habt doch keine Schwierigkeiten, du und David, wie?«
»Nein…« David kam aus dem Bad und trug das Baby mit frisch gewechselter Windel. Emily tat die Röhre schnell in eine Küchenschublade.
»Was gibt es?« sagte David. »Ihr zwei habt wieder diesen Blick von Verschwörern.«
»Wir haben bloß davon gesprochen, wie Ihr alle euch verändert habt«, sagte Emily. »Weißt du was, Dave? Zuerst bekam ich einen Schreck, als ich dich sah. Aber schwarz steht dir. Du siehst wirklich gut aus.«
»Ich habe in Grenada zugenommen«, sagte er.
»An dir sieht es gut aus.«
Er lächelte mit einem Mundwinkel. »Nur zu, den Schwachsinnigen muß man schmeicheln… Ihr zwei habt über Firmenpolitik gesprochen, stimmt's? Verratet mir ruhig das Schlimmste.« Er setzte sich auf einen Küchenhocker aus verchromtem Stahlrohr und schwarzem Kunststoff. »Vorausgesetzt, man kann hier ungestört reden…«
»Alles redet über euch«, sagte Emily. »Mit diesem Unternehmen habt ihr Websters eine Menge Punkte gemacht.«
»Gut. Vielleicht können wir es jetzt etwas ruhiger angehen lassen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Emily. »Offen gesagt, Ihr seid ziemlich gefragt. Der Ausschuß will euch zu einer Sitzung einladen. Ihr seid jetzt unsere Situationskenner! Und dann ist da die Sache mit Singapur.«
»Was soll das uns angehen?« sagte David.
»Das Parlament von Singapur veranstaltet öffentliche Anhörungen über die Datenpolitik. Suvendra ist jetzt dort, als unsere Kontaktperson zur Islamischen Bank, und wird eine Aussage machen.« Emily schwieg einen Augenblick lang. »Es ist etwas kompliziert.«
»Suvendra kann das erledigen«, sagte David.
»Gewiß«, sagte Emily, »aber wenn sie ihre Sache gut macht, ist ihre Wahl in den Ausschuß gesichert.«
Davids Augen weiteten sich. »Augenblick mal…«
»Du weißt nicht, wie diese Geschichte hier gelaufen ist«, sagte Emily. »Vor einem Monat war es Nebensache, aber jetzt ist es eine schwere Krise. Du hörtest, wie Dianne Arbright redete. Vor einem Monat hätte sie mich auf der Straße nicht gegrüßt, aber jetzt sind wir auf einmal Schwestern, ganz dicke Solidarität.« Emily hielt zwei Finger hoch. »Es wird etwas passieren, und das bald. Es liegt in der Luft. Es wird wie Paris 1968 sein, oder der
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