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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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mir schrecklich, dies allein sehen zu müssen.«
    »Ja - mir auch. Danke, daß Sie das sagten.«
    »Ich nehme an, Sie würden lieber bei Doris sein.«
    »Doris?«
    »Das ist doch der Name Ihrer Frau, nicht? Oder erinnere ich mich falsch?«
    Er zog die Brauen hoch. »Laura, Doris und ich leben seit zwei Monaten getrennt. Wenn wir noch zusammen wären, hätte ich sie mitgebracht.« Er starrte zum Fernseher. »Schalten Sie aus!« sagte er plötzlich. »Ich kann mich nur mit einer Krise auf einmal beschäftigen.«
    »Aber…«
    »Ach, es hat mit dem Unternehmen zu tun. Außer Kontrolle.«
    Sie schaltete den Fernseher aus. Die plötzliche Abwesenheit des Netzes war, als hätte man ihr ein Stück aus dem Gehirn genommen.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte er. »Armen Sie tief durch. Zigaretten sind sowieso schlecht für uns.«
    »Ich wußte nichts von der Sache mit Ihrer Frau. Tut mir leid.«
    »Es ist die Degradierung«, sagte er. »Solange ich Vorsitzender war, war alles gut und schön, aber sie konnte den Rücktritt nicht verkraften. Ich meine, sie wußte, daß es so kommen würde, das ist üblich, aber…«
    Sie musterte seine blaue Latzhose. Sie war an den Knien abgewetzt. »Ich glaube, sie treiben es mit diesem Degradierungsritual ein bißchen zu weit… was müssen Sie tun, hauptsächlich?«
    »Ich bin im Altersheim. Betten frisch beziehen, Erinnerungen erzählen, bald dies und bald das. Nicht so schlecht. Gibt einem Abstand vom Alltagsgeschehen, die langfristige Perspektive.«
    »Das ist eine sehr korrekte Einstellung, Charlie.«
    »Glaube ich auch«, sagte er. »Die Leute sind jetzt besessen von dieser Bombenkrise, aber die langfristige Perspektive ist immer noch da, wenn man weit genug zurücktreten kann, um sie zu sehen. Grenada und Singapur… sie hatten abenteuerliche Vorstellungen, kümmerten sich um keine Spielregeln, aber wenn wir klug und sehr vorsichtig sind, könnten wir diese Art von radikalem Potential vernünftig einsetzen. Zuerst gibt es eine Menge in Ordnung zu bringen… vielleicht mehr, als wir bewältigen können, wenn diese Teufel uns bombardieren… aber eines Tages…«
    »Eines Tages - was?«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ich es nennen soll… Eine echte, grundlegende Verbesserung der menschlichen Befindlichkeit.«
    »Davon könnte ich was gebrauchen«, sagte Laura und lächelte ihn an. Der Gedanke gefiel ihr. Auch Charlie Cullen gefiel ihr, weil er inmitten der losbrechenden Hölle die langfristige Perspektive herausgestellt hatte. Tatsächlich war es die allerbeste Zeit dafür. »Gefällt mir«, sagte sie. »Es muß interessante Arbeit sein. Wir könnten gelegentlich darüber reden. Über das Netz.«
    »Das fände ich schön. Wenn ich wieder im Drang der Geschäfte bin«, sagte er. Er machte ein verlegenes Gesicht. »Es macht mir nichts aus, eine Weile außerhalb zu stehen. Ich habe die Sache nicht gut gehandhabt. Die Macht… Sie sollten das wissen, Laura. Besser als sonst irgendwer.«
    »Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht, das sagen alle. Sie sind nicht dafür verantwortlich, was mir zustieß. Ich ging mit sehenden Augen hinein.«
    »Gott, es ist wirklich nett von Ihnen, das zu sagen.« Er schaute auf den Boden. »Ich fürchtete dieses Gespräch… das heißt, Sie waren freundlich und nett, wenn wir zusammenkamen, aber ich wußte nicht, wie Sie es hinnehmen würden.«
    »Nun, es ist unsere Arbeit! Was wir tun, was wir sind.«
    »Sie glauben wirklich daran, wie? An die Gemeinschaft.«
    »Ich muß. Es ist alles, was mir geblieben ist.«
    »Ja«, sagte er. »Mir auch.« Er lächelte. »So schlecht kann es nicht sein, wenn wir beide darin sind. Auf die Solidarität, Laura!«
    »Auf die Solidarität!« Sie stießen an und tranken den letzten Drambuie.
    »Er ist gut«, sagte er. Er sah sich um. »Hübsche Wohnung.«
    »Ja… sie halten die Journalisten fern. Ich habe auch einen hübschen Balkon. Mögen Sie Höhen?«
    »Ja, was ist dies hier, vierzigster Stock? Ich kann diese Hochhäuser in Atlanta nie auseinanderhalten.« Er stand auf. »Ich könnte etwas frische Luft gebrauchen.«
    »Gut.« Sie ging auf die Balkontür zu; die Doppeltür öffnete sich automatisch, und sie standen auf dem Balkon und blickten hinab zur fernen Straße.
    »Eindrucksvoll«, sagte er. Gegenüber stand ein weiterer Wolkenkratzer, Stockwerk über Stockwerk, da und dort mit offenen Vorhängen, flimmernden Fernsehgeräten. Der Balkon über ihnen war offen, und sie konnten von irgendwo den Ton der Fernsehübertragung

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