Inseln im Netz
Aufstand der Araber brachte die türkische Fremdherrschaft auf der arabischen Halbinsel ins Wanken. Sie bewerkstelligten dies mit Guerillaüberfällen auf Eisenbahnlinien und Telegrafenstationen. Um erfolgreich zu sein, waren die Araber jedoch gezwungen, Industrieprodukte zu verwenden, nämlich Schießpulver, Dynamit und Konserven. Die bekamen sie über Lawrence von den Engländern. Für uns ist es Sonnenenergie, Plastiksprengstoff und Einzellerprotein.«
Er machte eine Pause. »Die Araber begingen den Fehler, den Briten zu vertrauen, die keine geringeren, sondern noch schlimmere Imperialisten waren als die Türken. Der Erste Weltkrieg ging zu Ende, und die Araber wurden beiseite gestoßen. Bis das Öl gefunden wurde - dann wurden sie assimiliert. Tapfere Anstrengungen wie die Islamische Revolution im Iran 1979 und die Bewegung des Islamischen Fundamentalismus waren zu schwach und kamen zu spät… sie kämpften bereits für die Medien.«
»Oberst, Sie sprechen, als erwarteten Sie nicht, daß jemand mit Ihren Zielen sympathisieren könnte.«
»Ich rechne nicht damit, nein. Sie leben nach Ihrem System. Die Wiener Konvention, die FAKT, Südafrika - es ist alles die gleiche imperialistische Maschinerie, nur verschiedene Markennamen.«
»Der britische Politologe Irwin Craighead hat Sie als den ›ersten glaubwürdigen rechten Intellektuellen seit T. E. Lawrence‹ bezeichnet.«
»Ich bin ein postindustrieller Stammesanarchist«, erwiderte Gresham. »Wird das heutzutage als ›rechts‹ bezeichnet? Wundern sollte es mich nicht. Aber da werden sie Craighead fragen müssen.«
»Ich bin überzeugt, daß Sir Irwin gern bereit sein würde, über Definitionen zu diskutieren.«
»Ich gehe nicht nach England - und wenn er versucht, in unsere Zonen einzudringen, wird er angegriffen wie jeder andere.«
Mrs. Wu hielt die Aufzeichnung an. »Diese Litanei der Todesdrohungen ist sehr ärgerlich.«
»Arbright hat ihn auf die Palme gebracht«, sagte De Valera mit schadenfrohem Lächeln. »Ein typischer Rechter - voll von Ungereimtheiten!«
»He!« entgegnete Garcia-Meza. »Sie müssen reden, De Valera - Sie und Ihr sozialistisches Binnengeldsystem…«
»Bitte fangen Sie nicht wieder damit an«, sagte Kaufmann. »Jedenfalls ist er interessant, nicht wahr? Er hat alle Chancen, er könnte es zu Geld und Ansehen bringen, oder er könnte ein Held sein - nicht für jeden vielleicht, aber für genug von uns -, und er bleibt nicht nur dort draußen in der Hölle, sondern er hat sich in den Kopf gesetzt, die traditionelle Lebensweise und Identität dieser Tuaregs zu retten. Und er hat diese anderen armen Teufel überredet, mit ihm gemeinsame Sache zu machen!«
»Seine Ideologie hat Sogwirkung«, sagte De Valera. »Wenn er bloß ein Wüsteneremit sein wollte, könnte er nach Arizona ziehen und aufhören, seine Telefonrechnungen zu bezahlen. Aber er will eben mehr, und damit fängt es immer an: Luftabwehrraketen, Minen, Panzerfäuste, Maschinengewehre.«
»Darin stimme ich De Valera zu«, sagte McIntyre. »Und ich sehe noch immer nicht, was die russische Raumstation damit zu tun hat.«
»Er weiß nicht recht, ob richtig ist, was er tut«, sagte Laura. »Er möchte von uns so verschieden sein, wie er kann, aber er kann sein Herkommen nicht abschütteln. Ich nehme an, er leidet unter diesem Zwiespalt, der vielleicht eine Art Selbsthaß in ihm erzeugt.«
»Lassen wir ihn reden«, sagte Garcia-Meza.
Die Aufzeichnung lief weiter. Arbright fragte Gresham über die FAKT. »Das Regime in Mali ist erledigt«, sagte Gresham, »auch wenn es das noch nicht weiß. Das U-Boot ist nur ein Detail.« Darauf kam er wieder auf den Imperialismus zu sprechen, diesmal auf den südafrikanischen. Er erläuterte, wie man Straßen verminen, Konvois überfallen und Kommunikationsverbindungen unterbrechen könne, bis expansionistische Bestrebungen ›wirtschaftlich nicht mehr tragbar‹ seien.
Von Arbright auf seine Zukunftspläne angesprochen, fing er an, über die mögliche Heilung der Sahelzone zu dozieren. »Landwirtschaft ist die älteste der Biotechniken der Menschheit, und in Trockengebieten ist sie die zerstörerischste und mithin verwerflichste. Die Folgen sehen wir heute in den ausufernden Elendsvierteln der Städte und in den Flüchtlingslagern des Sahel. Statt die entwurzelte Landbevölkerung in Lagern vegetieren zu lassen, sollte sie über Ursachen und Wirkungen des Feldbaus und der Viehhaltung in Trockengebieten aufgeklärt werden. Statt
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