Inseln im Strom
verbrennen, die er mochte. Er wußte, daß die See neue zurechtschleifen würde, und wenn es kalt war des Nachts, saß er in seinem großen Stuhl vor dem Feuer, die Lampe brannte, die auf dem schweren Plankentisch stand, und er las und sah auf, während er las, und er hörte den Nordwind draußen und das Krachen der Brandung, und währenddessen verbrannten die großen, ausgebleichten Holzstücke, und er sah zu.
Manchmal machte er auch die Lampe aus, legte sich auf den Teppich und sah dem Feuer zu. Salz und Sand, die mit dem Treibholz verbrannten, machten den Flammen bunte Ränder. Wenn er da lag, hatte er das Feuer in Augenhöhe vor sich, er sah die Flammenstreifen, die aus dem Holz aufstiegen, und es machte ihn zugleich traurig und froh. Es ging ihm immer so, wenn er Holz brennen sah, aber brennendes Schwemmholz tat ihm etwas an, was er nicht sagen konnte. Er dachte, daß es vielleicht falsch sei, das Holz zu verbrennen, das er so sehr mochte; trotzdem bereute er es nicht.
Auf dem Boden fühlte er sich wie unter dem Winde liegen, während in Wahrheit der Wind die Hausecken peitschte und das kurze Inselgras, und in das Seegras und die Disteln und bis in den Sand hineinfuhr. Wenn er da lag, merkte er auch das Rammen der Brandung. Es war wie Artilleriefeuer, und das war lange her. Damals war er jung gewesen, und er erinnerte sich, daß er auf der Erde gelegen hatte, in der Nähe irgendwelcher Geschützstellungen.
Das offene Feuer im Kamin war eine wunderbare Sache im Winter, und er sah den Kamin gerne an, das ganze übrige Jahr hindurch. Er erinnerte ihn an den nächsten Winter. Der Winter war die schönste Jahreszeit auf der Insel, und er wartete das ganze Jahr darauf, daß er wiederkam.
2
Als in diesem Jahr der Winter vorüber war und auch schon der größte Teil des Frühjahrs, kamen Thomas Hudsons Jungen auf die Insel. Es war so verabredet, daß sich die drei in New York treffen, dann denselben Zug herunter nehmen und vom Festland herüberfliegen sollten. Mit der Mutter von zwei der Jungen hatte es die üblichen Schwierigkeiten gegeben. Sie hatte sich auf eine Europa-Reise eingerichtet und dem Vater der Jungen natürlich nicht gesagt, daß sie die Reise vorhatte, und sie wollte die Jungen den Sommer über bei sich haben. Er konnte sie zu Weihnachten haben, nach Weihnachten natürlich, denn die Weihnachtstage würden sie bei ihr verbringen.
Thomas Hudson kannte die Methode schon. Am Ende gab es den üblichen Kompromiß: die beiden Jüngsten würden fünf Wochen bei ihrem Vater auf der Insel sein und dann, von New York aus, ein französisches Schiff – Studentenklasse – nehmen, um ihre Mutter in Paris zu treffen, die sich dort inzwischen ein paar Kleider gekauft haben würde, die sie brauchte. Der junge Tom, ihr älterer Bruder, würde während der Reise auf sie aufpassen, und danach sollte der junge Tom zu seiner Mutter fahren, die gerade in Südfrankreich einen Film drehte.
Toms Mutter hatte den Jungen nicht kommen lassen wollen, denn sie mochte es, wenn er bei seinem Vater auf der Insel war, aber sie fand den Kompromiß fair und fügte sich gerne in die unabänderlichen Bedingungen, die die Mutter der beiden Jüngeren gestellt hatte. Sie freute sich auf ihn. Sie war eine reizvolle und wunderbare Frau, die in ihrem Leben niemals umgeworfen hatte, was einmal abgemacht war. Dabei machte sie alle ihre Pläne für sich selbst, wie die guten Generale es machen, und sie führte sie genauso entschieden aus. Man konnte sich mit ihr einigen, aber man konnte sie von nichts, was sie sich einmal vorgenommen hatte, abbringen, gleichviel, ob es während einer schlaflosen Nacht geschehen war oder wenn sie zuviel Gin getrunken hatte oder an einem ärgerlichen Morgen, denn ein Plan war ein Plan und eine Entscheidung war eine Entscheidung, und da er das wußte und wohl erfahren war, was Scheidungsbedingungen angeht, war Thomas Hudson froh über die Lösung, die man gefunden hatte, und er freute sich auf die Jungen, die für fünf Wochen kamen. Wenn es fünf Wochen sind, die wir kriegen können, dann sind es eben nicht mehr. Um mit Menschen zusammen zu sein, die du liebst und mit denen du am liebsten immer zusammen wärst, sind fünf Wochen eine Menge Zeit. Warum bin ich überhaupt weggegangen von Toms Mutter? Denk nicht darüber nach, sagte er sich. Das ist genau das, worüber du besser nicht nachdenken solltest. Und die du von der anderen hast, sind auch gute Jungen, sehr eigenartig und sehr kompliziert, und du weißt
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