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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Mama-mag-keine-Erbsen-und-keinen-Reis-und-auch-kein-Palmöl-Lied, und ich muß es immer wiederholen, und es ist doch schon so ausgeleiert, und ich hab’s satt und hab’s ihm auch gesagt. ‹Sir›, hab ich gesagt, ‹ich kenn auch neue Lieder, prima Lieder, und ich kenn auch wirklich alte, wie Johann Jacob Astor draufging auf der ‹Titanic›, die auf den Eisberg auflief, und die würde ich viel lieber singen, wenn Sie mögen, als das alte Ding von keine Erbsen und kein Reis›, und ich hab’s nett gesagt, ganz höflich, wie Sie’s mögen. Sie wissen, wie ich so was sage, aber dieser Mann sagt: ‹Hör mal zu, du schwarzer kleiner Scheißer, ich hab mehr Läden, Fabriken und Zeitungen als Mr. Astor Töpfe hatte, um – › na, Sie wissen schon, was man hineinmacht – ‹und ich nehm dich gleich und steck dich mit dem Kopf hinein, wenn du mir vorschreibst, was ich hören will.› Da sagt ihm die Lady: ‹Liebling, mußt du denn so schrecklich zu dem Jungen sein? Ich finde, daß er hübsch gesungen hat, und ich würde gerne auch die anderen Sachen von ihm hören.› Und der Mann sagt drauf: ‹Hör mal: du kriegst sie nicht zu hören, und er singt sie nicht, verstanden?› Er ist ganz schön verrückt, dieser Mann, Mr. Tom. Die Lady sagt bloß: ‹Aber Liebling, du bist wirklich schwierig!› Aber er ist noch viel schwieriger, als es ein Dieselmotor für einen frischgeborenen Affen ist. Entschuldigen Sie nur, wenn ich zuviel rede, ich bin so aufgeregt, und auch die Lady, die ist’s auch.»
    «Und was machst du jetzt mit ihnen, Louis?»
    «Ich hab versucht, ein paar Perlen aufzutreiben, Miesmuschelperlen bloß…» sagte Louis.
    Sie waren im Schatten einer Palme stehengeblieben, während sie redeten, und Louis zog einen ziemlich sauberen Lappen aus der Tasche und schlug ihn auseinander, um ihm das halbe Dutzend perlmuttern und rosa schimmernder Perlen zu zeigen, die die Neger manchmal finden, wenn sie die Muscheln saubermachen, und über die sich keine Frau, die Thomas Hudson kannte, je gefreut hätte, Queen Mary von England ausgenommen. Natürlich bildete sich Thomas Hudson nicht ein, die Königin zu kennen, wenn er sie auch in der Zeitung und im Kino schon gesehen und im New Yorker einen Artikel über sie gelesen hatte, aber da sie die Muschelperlen mochte, die nicht wie Perlen aussahen, kam es ihm vor, als wüßte er besser über sie Bescheid als über andere Leute, die er seit langem kannte. Queen Mary mochte Muschelperlen, und heute war ihr Geburtstag, und auf der ganzen Insel würde man ihn feiern, dachte er, trotzdem stand zu befürchten, daß die Perlen die Lady des reichen Mannes kaum aufheitern würden. Es konnte ja schließlich sein, daß Queen Mary nur getan hatte, als gefielen ihr die Perlen, um ihren Untertanen auf den Bahamas eine Freude zu machen.
    Sie waren bis zum Ponce de León weitergegangen, und Louis sagte: «Die Lady hat geweint, Mr. Tom. Sie hat furchtbar geweint. Da hab ich vorgeschlagen, daß ich zu Roy’s hinaufgeh und ein paar Muschelperlen hole, daß sie sie mal sieht.»
    «Die machen ihr bestimmt Spaß, falls sie Muschelperlen mag», sagte Thomas Hudson.
    «Ich hoffe es auch. Ich bring sie jetzt hinauf.»
    Thomas Hudson trat in die Bar, wo es kühl und, nach der blendenden Korallenchaussee draußen, beinahe finster war, und er ließ sich einen Gin and Tonic mit einem Stück Zitronenschale und ein paar Tropfen Angostura geben. Mr. Bobby, hinter der Theke, sah schrecklich aus. Vier Negerjungen spielten Billard. Mitunter hoben sie den Billardtisch ein bißchen an, wenn ihnen eine schwierige Karambolage zu schwierig war. Das Singen oben hatte aufgehört, und bis auf das Klicken der Billardkugeln war es ganz still in der Bar. Zwei Bootsleute von der Yacht, die auf dem Slip lag, saßen an der Theke, und als Thomas Hudsons Augen sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, fand er es kühl und angenehm hier. Louis kam die Treppe herunter.
    «Der Herr schläft», sagte er, «und ich hab der Lady die Perlen dagelassen. Sie guckt sie an und heult.»
    Thomas Hudson merkte, daß sich die beiden Bootsleute von der Yacht schweigend ansahen, und er stand da, seinen Long-Drink in der Hand, der angenehm bitter schmeckte, als er ihn probierte, und ihn an Tanga, Mombasa und Lamu und die ganze Küste dort erinnerte, und plötzlich sehnte er sich nach Afrika. Er hatte sich niedergelassen, hier, auf der Insel, aber es hätte gerade so gut in Afrika geschehen können. Ach verdammt, dachte er, du kannst ja

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